Tattoos als beliebte Ausdrucksform von Persönlichkeit
Wer hätte es gedacht, in Deutschland gibt es mehr tätowierte Frauen als Männer. Etwa 20 Prozent der Frauen haben hierzulande ein oder mehrere Tattoos. Dem gegenüber stehen nur 16 Prozent Männer mit Tätowierungen. Das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur dpa.
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Tattoos sind mittlerweile zu Lifestyle-Produkten geworden und haben alle Klassen- und Szenegrenzen längst durchbrochen. In Italien tragen übrigens einer Statista-Umfrage zufolge 48 Prozent der Menschen ein oder mehrere Tattoos. So beliebt und sichtbar Tätowierungen aber auch sind, unüberlegt sollte sich niemand für die bunten Hautbilder entscheiden. Denn obwohl der hübsche Hautschmuck nach aktuellem Forschungsstand wahrscheinlich keine gesundheitlichen Folgen hat, sind mit Tattoos bestimmte Risiken und mögliche Komplikationen verbunden.
Darum müssen wir über Tattoos reden
Prozedur nicht ungefährlich
Wer sich tätowieren lassen will, sollte kein Problem mit Blut und Nadeln haben. Etwa 120 Mal pro Sekunde stechen eine oder mehrer Nadeln tief in die Haut. So werden dann Farbpigmente in die Lederhaut in etwa 2 Millimetern Tiefe eingetragen. Dabei wird die Hautoberfläche massiv verletzt. Aus klitzekleinen Wunden tritt dann im Laufe der Sitzung Blut und Wundwasser aus. Je nachdem wie lange die Sitzung dauert, wird großer Schaden an der Haut angerichtet. Über die großflächigen Hautverletzungen können Bakterien in die frische Wunde eintreten und Entzündungen auslösen. Steriles Equipment und ein hygienisch-reines Tätowierumfeld sind daher absolute Pflicht. Selbst bei perfekten Hygienestandards im Studio kann es nicht ausgeschlossen werden, dass sich frische Tätowierungen entzünden. Auch allergische Reaktionen sind nicht selten.
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Kreislaufprobleme und Immunantwort
Besonders bei Sitzungen, die mehrere Stunden dauern, kann der Kreislauf verrückt spielen. Mit leerem Magen sollten Sie daher nie zu längeren Terminen ins Studio Ihres Vertrauens gehen. Die schmerzhafte Prozedur versetzt den Körper in einen Zustand des Dauerstresses. In unserem Blut schwirren nun jede Menge Hormone umher, die einerseits schmerzlindernd wirken (Oxytocin), aber auch Botenstoffe, die Stressreaktionen typischerweise begleiten. Dazu gehört Cortisol aber auch ADH und STH. Diese Hormone führen dazu, dass unser Herz schneller schlägt, sich der Blutdruck erhöht und mitunter die Sauerstoffversorgung leidet. Denn ein zu schnell schlagendes Herz kann sauerstoffreiches Blut nicht mehr effektiv transportieren. Es kommt zu Kreislaufproblemen. Um auf diese Nebenwirkungen bestmöglich vorbereitet zu sein, sollten Sie vor einem großen Tattoo ausreichend essen und Flüssigkeit zu sich nehmen. Dem Kreislauf kann es auch guttun, wenn Sie während des Termins Kleinigkeiten essen oder Traubenzucker nehmen.
Mitunter reagiert das Immunsystem nach einer langen Sitzung mit typischen Krankheitsanzeichen. Durch die mitunter großflächige Hautverletzung laufen viele Wundschluss- und Wundheilungsprozesse ab. Die Haut reagiert mit Schwellung, Rötung und Entzündungen auf die Nadelstiche. Bei einigen frisch tätowierten Menschen kommt es sogar zu Fieber, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Krankheitsgefühl nach einer besonders schmerzhaften Sitzung. Ruhe und Erholung sind dann also Pflicht. Nehmen Sie sich keine anstrengenden Aktivitäten mehr vor und geben Sie Ihrem Körper Zeit für die Regeneration.
Farbpigmente wandern im Körper
Seit Januar 2022 gelten neue EU-Verordnungen für Tätowierfarben. Durch die Verordnung wurden viele Tausend Chemikalien für die Verwendung in Tattoo-Farben verboten, bei denen Verdacht auf gesundheitsschädigende Wirkungen bestand. Diese strikte Verordnung für Tattoo-Farben ist begrüßenswert, denn sie schützt Verbraucher und Verbraucherinnen und macht die bunten Farben noch sicherer. Welche Langzeitfolgen Tätowierfarben generell im Körper haben, ist noch weitestgehend unerforscht – genauso unerforscht wie die Langzeitauswirkungen von sozialen Medien auf unsere Gehirne. Mittlerweile bekannt ist aber, dass in die Haut eingetragene Pigmente im Körper wandern. Der Großteil der Pigmente bleibt zwar in der Lederhaut, dort wo sie sein sollen, doch ein Teil sammelt sich auch in den Lymphknoten an. Ob die Pigmente sich auch in anderen Organen ansammeln, muss weiter untersucht werden. Auch welche gesundheitlichen Effekte es hat, dass Pigmente sich in Lymphknoten sammeln, ist noch unklar.