
Was ist Gicht?
Laut der Deutschen Rheuma-Liga leiden in Deutschland circa 950.000 Menschen an Gicht. Es handelt sich dabei um eine Stoffwechselerkrankung, bei der es zu Entzündungen der Gelenke kommt. Diese werden durch eine erhöhte Harnsäurekonzentration im Blut und die Ablagerung von Harnsäurekristallen in den Gelenken verursacht. Typischerweise betreffen Gichtanfälle das große Zehengelenk, allerdings sind auch andere Gelenke wie Knie, Knöchel, Handgelenk oder Ellenbogen möglich.
Welche Symptome gibt es?
Bei einem Gichtanfall können verschiedene Symptome auftreten. Dazu zählen vor allem:
- plötzlich auftretende starke Schmerzen
- Schwellung
- Rötung
- Steifheit
- eingeschränkte Beweglichkeit des betroffenen Gelenks
Gichtanfälle treten oft nachts oder frühmorgens auf und können mehrere Stunden bis Tage anhalten. Wiederholte Anfälle von Gicht können zu langfristigen Schäden an den Gelenken führen, einschließlich Formveränderungen des Gelenks und dauerhaften Bewegungseinschränkungen.
Ursachen von Gicht
Die Hauptursache für Gicht ist ein erhöhter Harnsäurespiegel im Blut, auch Hyperurikämie genannt. Harnsäure ist ein Abbauprodukt von Purinen, die in vielen Lebensmitteln vorkommen und auch im Körper selbst produziert werden. Normalerweise wird überschüssige Harnsäure über die Nieren ausgeschieden. Kann der Körper überschüssige Harnsäure nicht ausreichend ausscheiden oder produziert zu viel davon, kann sie sich in Form von Kristallen in den Gelenken ansammeln und Gicht hervorrufen. Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko einer Hyperurikämie und somit von Gicht erhöhen.
1. Genetische Veranlagung
Unter anderem erhöht familiäre Veranlagung das Risiko für Gicht, da bestimmte genetische Varianten die Produktion und Ausscheidung von Harnsäure im Körper beeinflussen können. Es gibt bestimmte Gene, die mit einem erhöhten Risiko für Hyperurikämie und Gicht in Verbindung gebracht werden. Ein Beispiel dafür ist das SLC2A9-Gen, das eine wichtige Rolle bei der Regulation des Harnsäurestoffwechsels spielt. Mutationen oder Variationen dieses Gens können daher zu einer gestörten Harnsäureausscheidung führen, die wiederum Gicht zur Folge haben kann.
2. Ernährung
Bestimmte Lebensmittel sind reich an Purinen, die mitunter zu einem Anstieg des Harnsäurespiegels im Körper führen, da sie bei ihrem Abbau Harnsäure produzieren. Besonders purinreiche Lebensmittel, die vermieden oder eingeschränkt werden sollten, um das Risiko für Gicht zu reduzieren, sind:
- Innereien wie Leber, Nieren und Herz
- Meeresfrüchte wie Sardellen, Muscheln und Hering
- Fleisch, insbesondere rotes Fleisch und Fleischextrakte
- Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen und Erbsen
- Alkohol, insbesondere Bier
Die individuelle Empfindlichkeit gegenüber purinreichen Lebensmitteln kann variieren.
3. Übergewicht
Bei übergewichtigen Personen ist der Stoffwechsel häufig gestört, was eine erhöhte Produktion von Harnsäure zur Folge haben kann. Darüber hinaus kommt es bei Übergewicht oft zu einer verminderten Nierenfunktion, was ebenfalls die Ausscheidung von Harnsäure beeinträchtigen kann. Auch chronische Entzündungen durch das Übergewicht können die Harnsäureausscheidung verringern.
Außerdem besteht ein enges Zusammenwirken zwischen Übergewicht, Insulinresistenz, metabolischem Syndrom und Gicht.
4. Alkoholkonsum
Alkohol kann den Stoffwechsel von Purinen beeinflussen, und einige alkoholische Getränke wie Bier enthalten diese auch selbst. Daher kann es durch einen übermäßigen Konsum von Alkohol zu einer erhöhten Produktion von Harnsäure kommen, die wiederum das Risiko für Gicht erhöht. Zudem beeinträchtigen alkoholische Getränke die Nierenfunktion, was die Ausscheidung von Harnsäure beeinträchtigen kann, und der Verzehr kann eine Dehydrierung zur Folge haben, die die Konzentration von Harnsäure im Körper erhöht.
5. Medikamente
Zusätzlich gibt es bestimmte Medikamente, deren Einnahme das Risiko für Gicht oder einen Gichtanfall erhöht. Dazu zählen Diuretika oder "Wassertabletten", die häufig zur Behandlung von Bluthochdruck und Ödemen zum Einsatz kommen. Auch Aspirin, bestimmte Immunsuppressiva und Niacin, auch bekannt als Vitamin B3, können das Risiko für Gicht erhöhen.

Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?
Die Diagnose von Gicht beinhaltet in der Regel eine Kombination aus körperlicher Untersuchung, Anamnese und Labortests. Zunächst bewertet der Arzt oder die Ärztin Ihre Symptome, Krankengeschichte und Risikofaktoren. Eine körperliche Untersuchung kann helfen, andere mögliche Ursachen für bestehende Beschwerden auszuschließen.
In der Regel wird ein Bluttest zur Messung des Harnsäurespiegels durchgeführt. Ein erhöhter Harnsäurespiegel ist ein Hinweis auf Gicht, obwohl nicht jeder mit hohem Harnsäurespiegel Gicht entwickelt und nicht alle Gichtpatienten hohe Harnsäurewerte aufweisen. Bei Verdacht auf Gicht kann eine Gelenkpunktion durchgeführt werden. Dabei wird eine Nadel in das betroffene Gelenk eingeführt, um Flüssigkeit zu entnehmen. Diese wird dann auf das Vorhandensein von Harnsäurekristallen untersucht. Werden diese nachgewiesen, ist das ein deutlicher Hinweis auf Gicht.
In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, Ultraschall oder MRT eingesetzt werden, um den Grad der Gelenkschädigung und das Vorhandensein von Harnsäureablagerungen zu beurteilen.
Behandlung von Gicht
Die Behandlung von Gicht zielt darauf ab, Symptome zu lindern, Gichtanfälle zu verhindern und langfristige Schäden an den Gelenken zu minimieren. Deshalb umfasst sie meist eine Kombination aus Medikamenten, Lebensstiländerungen und einer Ernährungsumstellung.
Arzneimittel wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), dazu zählt beispielsweise Ibuprofen, werden häufig zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen während eines Gichtanfalls eingesetzt. Das entzündungshemmende Medikament Colchicin kann sowohl bei der Behandlung eines akuten Gichtanfalls als auch zur Vorbeugung weiterer Gichtanfälle eingesetzt werden. Zur langfristigen Behandlung von Gicht werden Medikamente wie Allopurinol oder Febuxostat eingesetzt, die den Harnsäurespiegel im Körper senken und so das Risiko von Gichtanfällen verringern.
Aber auch der Lebensstil spielt eine wichtige Rolle. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, am besten durch Wasser, trägt dazu bei, den Harnsäurespiegel im Körper zu senken und das Entstehen von Harnsäurekristallen zu reduzieren. Da Alkohol, wie bereits erwähnt, das Risiko für Gicht erhöht, wird empfohlen, den Konsum einzuschränken oder ganz einzustellen.
Darüber hinaus kann eine gesunde Gewichtsabnahme den Harnsäurespiegel senken und das Risiko von Gichtanfällen verringern.
Auch das Reduzieren purinreicher Lebensmittel kann dazu beitragen, den Harnsäurespiegel zu senken. Betroffene sollten zusätzlich ihre Ballaststoffzufuhr erhöhen, da Ballaststoffe die Ausscheidung von Harnsäure über den Urin fördern. Besonders ballaststoffreich sind etwa Vollkornprodukte, Nüsse, Obst und Gemüse.