
Die deutsche Küche ist vielfältig, abwechslungsreich und leider alles andere als "leicht". Ob Sauerbraten, gefüllte Paprikaschoten, Kohlrouladen, Butterspätzle und Co., viele Gerichte liegen uns schwer im Magen. Um das unangenehme Völlegefühl zu bekämpfen und "der Verdauung auf die Sprünge zu helfen" wird nach einem üppigen Mahl ein Verdauungsschnaps getrunken.
Brandy, Grappa, Ouzo oder Kümmel, dem Schnaps nach dem Essen werden verdauungsfördernde Wirkungen zugesprochen. Aber wirkt Alkohol wirklich gegen Bauchschmerzen, Völlegefühl, Verstopfung, Blähung und Unwohlsein nach dem Essen?
Ist Schnaps nach dem Essen gut? Die Wirkung von Alkohol auf die Verdauung
Leider ist am Mythos Verdauungsschnaps wenig dran. Aus medizinischer Sicht ist der Schnaps nach dem Essen sogar hinderlich für eine normale Verdauung. Der Verdauungsschnaps kann die Funktion des Magens und des Darms tatsächlich verlangsamen.
Alkohol hat eine betäubende Wirkung auf unsere Nerven, was zur Entspannung der Muskulatur beiträgt. Gelangt der Schnaps nach dem Essen in den vollen Magen, entspannt sich dort die Muskulatur. Und das ist gar nicht gut.
Denn ein betäubter, entspannter Magen, transportiert auch den Nahrungsbrei nicht weiter. Das kann schnell zu einem trockenen Stuhl und Verstopfung führen. Durch die entspannte Bauchmuskulatur fühlt es sich allerdings so an, als würde der Alkohol dem Völlegefühl Abhilfe verschaffen und die Verdauung beschleunigen, auch wenn das in Wirklichkeit nicht der Fall ist.
Lieber Schnaps oder Kaffee nach dem Essen – was ist besser?
Alkohol hat enttäuschenderweise eine hemmende Wirkung auf die Verdauung. Schnaps nach dem Essen gaukelt uns einen positiven Effekt vor, wirkt aber hinderlich für die Verdauung.
Und was ist mit Kaffee nach dem Essen? Auch hier gibt es keine eindeutige Antwort oder Empfehlung. Kaffee kann aber durchaus einige positive Effekte auf die Verdauung haben:
- Koffein: Das im Kaffee enthaltene Koffein kann die Darmaktivität anregen und so die Verdauung fördern. Dies kann insbesondere bei träger Verdauung hilfreich sein.
- Bitterstoffe: Die im Kaffee enthaltenen Bitterstoffe können die Magensäureproduktion anregen und so die Verdauung unterstützen.
- Gallenfluss: Kaffee kann den Gallenfluss anregen, was die Fettverdauung verbessern kann.
Welchen Schnaps trinkt man nach dem Essen?
Alkoholische Getränke nach dem Essen werden auch als "Digestif" bezeichnet. Wie der Name schon andeutet, sollen sie die Verdauung fördern. Dass das leider so nicht funktioniert, wissen wir bereits.
Nichtsdestotrotz kann ein Digestif zur körperlichen und psychischen Entspannung nach dem Essen beitragen. Auch die geschmackliche Komponente muss für die Daseinsberechtigung des Schnapses nach dem Essen mitgedacht werden. Denn je nachdem, welchen Schnaps man nach dem Essen trinkt, kann eine Mahlzeit geschmacklich und aromatisch abgerundet werden.
Beliebte Digestifs sind:
- Kräuterbitter: z.B. Underberg, Jägermeister, Ramazzotti, Fernet Branca
- Obstbrände: z.B. Kirschwasser, Williamsbirne, Tresterbrand
- Weinbrand: z.B. Cognac, Armagnac
- Likör: z.B. Amaretto, Limoncello, Baileys
- Süßer Dessertwein: z.B. Portwein, Sherry
Im Video: So wirkt der Schnaps nach dem Essen wirklich
Alternativen zum Verdauungsschnaps
Um die Verdauung nach dem Essen wirklich anzuregen, brauchen wir Bitterstoffe. Sie regen Zellen der Magenschleimhaut dazu an, Säure freizusetzen, die bei der Vorverdauung der Speisen hilft.
Bitterstoffe finden sich auch in Salbei, Fenchel, Anis, Kümmel, Pfefferminz oder Oregano. Ein Tee aus diesen Kräutern oder auch einfach die Verwendung als Gewürz führt ebenfalls zum anregenden Effekt für den Verdauungstrakt.
Am besten geeignet bei Symptomen wie Völlegefühl, Blähungen oder Verstopfung nach einem üppigen Essen ist immer noch der Spaziergang. Auch wenn es schwer ist, nach einem deftigen Essen die Couch für einen Verdauungsspaziergang zu verlassen. Gemütliche, moderate Schritte für eine halbe Stunde regen die Darmmuskulatur an und fördern so die Verdauung.