Was ist Orthorexie?
Orthorexie (auch Orthorexia nervosa) bezeichnet eine Essstörung, die durch eine übertriebene Fixierung auf gesunde Ernährung und zwanghaftes Vermeiden von "ungesunden" Lebensmitteln. Der Begriff Orthorexie leitet sich von den griechischen Wörtern „orthos“ und „orexis“ für „richtig“ und „Appetit“ ab.
Im Video: Orthorexie - wenn sich das ganze Leben um gesundes Essen dreht
Symptome der Orthorexie
Gesund zu essen ist wichtig, aber wann wird der Wunsch nach gesunder Ernährung zur Obsession? An diesen 5 Symptomen erkennen Sie die gefährliche Essstörung:
- Strikte Regeln: Betroffene definieren selbst, welche Lebensmittel "gesund" und "ungesund" sind, und befolgen diese Regeln strikt.
- Zeitaufwändige Essensvorbereitung: Die Auswahl, Zubereitung und Kontrolle der Lebensmittel kann viel Zeit und Energie in Anspruch nehmen.
- Soziale Einschränkungen: Betroffene meiden aus Angst vor "ungesunden" Speisen oft soziale Situationen, wie Restaurantbesuche oder Einladungen.
- Gefühle von Schuld und Scham: Verstöße gegen die selbst auferlegten Regeln führen zu Schuldgefühlen und Scham.
- Körperliche Folgen: Mangelernährung, Gewichtsverlust und andere gesundheitliche Probleme können die Folge sein.
Körperliche Symptome von Orthorexie
Die körperlichen Symptome der Orthorexie sind vielfältig und können von Person zu Person unterschiedlich sein. Sie sind meist die Folge einer Mangelernährung, die durch die strikte Einschränkung der Nahrungsaufnahme und die Vermeidung von "ungesunden" Lebensmitteln entsteht.
Mögliche körperliche Symptome:
- Gewichtsverlust
- Müdigkeit und Antriebslosigkeit
- Schlafstörungen
- Konzentrationsstörungen
- Haarausfall
- Brüchige Nägel
- Knochenschwund
- Muskelschwäche
- Verstopfung
- Durchfall
- Herzrhythmusstörungen
- Niedriger Blutdruck
- Amenorrhoe (Ausbleiben der Menstruation)
In schweren Fällen kann die Orthorexie zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen.
Orthorexie: Das können die Ursachen sein
Obwohl die genauen Auslöser der Orthorexie noch im Dunkeln liegen, zeichnen sich einige Faktoren ab, die zur Entwicklung dieser Essstörung beitragen können.
Geringes Selbstwertgefühl:
- Mangelndes Selbstvertrauen und ein negatives Körperbild können Menschen dazu verleiten, in einer "gesunden" Ernährung Bestätigung und Kontrolle zu suchen.
- Die strengen Regeln und die vermeintliche Überlegenheit der eigenen Ernährungsweise können das Selbstwertgefühl kurzfristig stärken, gleichzeitig aber die Abhängigkeit von dieser Kontrolle erhöhen.
Kontrollbedürfnis:
- Ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Kontrolle und Ordnung kann sich in der zwanghaften Kontrolle der Lebensmittelwahl und -zubereitung manifestieren.
- Ängste und Unsicherheiten im Leben können dazu führen, dass Betroffene in der Kontrolle ihrer Ernährung einen vermeintlich sicheren Hafen suchen.
Streben nach einem gesunden Lebensstil:
- Der Wunsch nach Gesundheit und Wohlbefinden ist an sich positiv, kann aber in der Orthorexie zu einer extremen und unflexiblen Ausrichtung führen.
- Die Verknüpfung von "gesunder" Ernährung mit Moral und Disziplin kann zu Schwarz-Weiß-Denken und Schuldgefühlen bei Verstößen gegen die selbst auferlegten Regeln führen.
Verbindung zu anderen Essstörungen
Orthorexie geht häufig mit Symptomen anderer Ess- oder Zwangsstörungen einher:
- Magersucht
- Bulimie
- Sportsucht
- Binge-Eating-Störung
- selektive Essstörung
Wie wird Orthorexie diagnostiziert?
Die Diagnose der Orthorexie ist ein komplexer Prozess, da die Symptome vielfältig und unspezifisch sein können. Es gibt keine eindeutigen Diagnosekriterien, aber verschiedene Verfahren können herangezogen werden. Ein ausführliches Gespräch mit einem Arzt oder Psychotherapeuten ist der wichtigste Schritt in der Diagnose. Der Therapeut erfragt die Ernährungsgewohnheiten, die Gedanken und Gefühle im Zusammenhang mit Essen und die Auswirkungen der Essstörung auf das Leben des Betroffenen. Auch spezielle Fragebögen wie der ORTO-15 oder der SCOFF-Fragebogen können Hinweise auf eine Orthorexie liefern.
Orthorexie-Selbsttest: Hinweise auf eine mögliche Essstörung
Dieser Selbsttest kann Ihnen helfen, erste Hinweise auf eine Orthorexie zu erkennen. Es ist wichtig zu beachten, dass der Test keine Diagnose ersetzt. Wenn Sie sich Sorgen um Ihre Ernährung oder die Ernährung einer anderen Person machen, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe zu suchen.
Beantworten Sie die folgenden Fragen mit Ja oder Nein:
- Verbringen Sie mehr als drei Stunden am Tag damit, über Ihre Ernährung nachzudenken?
- Planen Sie heute schon, was Sie morgen essen werden?
- Ist Ihnen der gesundheitliche Wert der Speisen wichtiger als das Essvergnügen?
- Verzichten Sie auf frühere Genüsse, um sich „richtig“ zu ernähren?
- Steigert es Ihr Selbstwertgefühl, wenn Sie sich gesund ernähren?
- Schauen Sie auf andere herab, die sich nicht entsprechend ernähren?
- Fühlen Sie sich schuldig oder unwohl, wenn Sie von Ihrem Ernährungsplan abweichen?
- Haben Sie durch Ihre Essgewohnheiten Probleme auszugehen und distanzieren Sie sich dadurch von Freunden und Familie?
- Spüren Sie ein befriedigendes Gefühl von totaler Kontrolle, wenn Sie beim Essen alles richtig machen?
- Haben Sie Angst vor Krankheiten, wenn Sie nicht "gesund" genug essen?
Auswertung:
- Wenn Sie mehr als drei Fragen mit Ja beantwortet haben, sollten Sie sich an einen Arzt oder Psychotherapeuten wenden, um eine mögliche Orthorexie abzuklären.
- Auch wenn Sie nur einige Fragen mit Ja beantwortet haben, es aber Bedenken hinsichtlich Ihrer Ernährung gibt, ist es ratsam, professionelle Hilfe zu suchen.
Hinweis: Dieser Test ist nur ein Hilfsmittel und ersetzt keine professionelle Diagnose.
Für mehr spannende Themen folgen Sie vital.de auf Instagram, Facebook, WhatsApp, Pinterest und Google News. Spannende Themen, leckere Rezeptideen und regelmäßige Gewinnspiele gibt es in unserem Newsletter – jetzt kostenlos anmelden!