Abnehmen mit Abführmitteln: So riskant ist es wirklich!

Der Wunsch nach einem schlanken Körper treibt viele Menschen dazu, nach schnellen und einfachen Lösungen zu suchen. Eine besonders gefährliche Methode, die immer wieder Aufmerksamkeit erregt, ist der Einsatz von Abführmitteln zum Abnehmen. Doch was steckt wirklich hinter diesem Trend? Ist es tatsächlich möglich, mit Abführmitteln Gewicht zu verlieren, oder überwiegen die Risiken?

Abführmittel gehören zu den rezeptfreien Arzneimitteln, die am häufigsten missbraucht werden.© iStock/Oleg Elkov
Abführmittel gehören zu den rezeptfreien Arzneimitteln, die am häufigsten missbraucht werden.

Was sind Abführmittel und wofür sind sie eigentlich gedacht?

Abführmittel, auch Laxanzien genannt, sind Medikamente, die zur Förderung der Darmentleerung eingesetzt werden. Sie sind primär für die kurzfristige Behandlung von Verstopfung (Obstipation) vorgesehen. Darüber hinaus finden sie Anwendung bei der Darmentleerung vor diagnostischen Untersuchungen, bei schmerzhaften Analleiden, vor oder nach operativen Eingriffen sowie zum Ausleiten oral aufgenommener Gifte. 

Abführmittel wirken über verschiedene Mechanismen, wie die Erhöhung des Stuhlvolumens, das Anziehen von Wasser in den Darm oder die Stimulierung der Darmbewegungen. Sie sind in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich, darunter Tabletten, Zäpfchen, Kapseln, Flüssigkeiten und Pulver

Kann man tatsächlich mit Abführmitteln Gewicht verlieren?

Abführmittel führen zwar kurzfristig zu einem Gewichtsverlust auf der Waage, dieser ist jedoch nicht nachhaltig und basiert nicht auf einem Abbau von Körperfett. Der vermeintliche Gewichtsverlust entsteht hauptsächlich durch Wasserverlust und die Entleerung des Darminhalts. 

Abführmittel wirken erst im Dickdarm, während die Nährstoffe und Kalorien bereits zuvor im Dünndarm aufgenommen werden. Daher verhindern Abführmittel nicht die Kalorienaufnahme aus der Nahrung. Sobald man wieder normal isst und trinkt, gleicht sich das Gewicht wieder aus. 

Studien zeigen, dass selbst bei hohen Dosen von Abführmitteln nur ein sehr geringer Einfluss auf die tatsächliche Kalorienaufnahme besteht. Der regelmäßige Missbrauch von Abführmitteln zum Abnehmen kann hingegen zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen.

Ärzte raten daher dringend davon ab, Abführmittel als Methode zur Gewichtskontrolle einzusetzen. Für eine nachhaltige und gesunde Gewichtsabnahme sind stattdessen eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung empfehlenswert.

Wie entstand der Mythos, dass man mit Abführmitteln abnehmen kann?

Der Mythos, dass man mit Abführmitteln abnehmen kann, entstand aus einer Kombination von Missverständnissen und oberflächlichen Beobachtungen:

  1. Kurzfristiger Gewichtsverlust: Abführmittel führen zu einem schnellen, aber vorübergehenden Gewichtsverlust durch Wasserverlust und Darmentleerung. Dies kann fälschlicherweise als echte Gewichtsabnahme interpretiert werden.
  2. Fehleinschätzung der Verdauung: Viele glauben irrtümlich, dass Abführmittel die Kalorienaufnahme verhindern, indem sie die Nahrung schneller durch den Körper schleusen. Tatsächlich werden die meisten Nährstoffe bereits im Dünndarm aufgenommen, bevor Abführmittel wirken.
  3. Werbung und Fehlinformationen: Einige Produkte werben mit schnellem Gewichtsverlust und enthalten Abführmittel, was den Mythos verstärkt.
  4. Verbreitung in Diät-Kreisen: In bestimmten Gruppen, besonders bei Menschen mit Essstörungen, wird die Verwendung von Abführmitteln als Methode zur Gewichtskontrolle weitergegeben.
  5. Verwechslung mit "Entgiftung": Der Glaube, Abführmittel würden den Körper "reinigen" und dadurch beim Abnehmen helfen, trägt zum Mythos bei.

Dieser Mythos hält sich hartnäckig, obwohl er wissenschaftlich widerlegt ist und Experten vor den Gefahren des Abführmittelmissbrauchs warnen.

Welche Folgen kann ein regelmäßiger Abführmittelmissbrauch für die Darmfunktion haben?

Ein regelmäßiger Abführmittelmissbrauch kann schwerwiegende Folgen für die Darmfunktion haben:

  • Der Darm kann seine Nerven- und Muskelfunktion verlieren, was den natürlichen Stuhlgang erschwert. Dies führt dazu, dass Abfallstoffe länger im Darm verbleiben.
  • Der Körper kann eine Toleranz gegenüber Abführmitteln entwickeln, was zu chronischer Verstopfung führt. Der Darm wird träge und benötigt immer höhere Dosen, um zu funktionieren.
  • Es kann sich eine Abhängigkeit von Abführmitteln entwickeln, bei der der Körper diese benötigt, um überhaupt Stuhlgang zu haben.
  • Elektrolyt-Imbalancen durch Abführmittel beeinträchtigen die Funktionsfähigkeit der Darmmuskulatur, was zu weiterer Verstopfung führt.
  • Häufige Durchfälle stören das Gleichgewicht wichtiger Elektrolyte wie Natrium, Kalium und Calcium im Darm.
  • Die gestörte Darmfunktion kann die Ausscheidung von Stoffwechselprodukten und Giftstoffen beeinträchtigen.

Diese Folgen können einen Teufelskreis auslösen, bei dem Betroffene immer höhere Dosen von Abführmitteln benötigen, was die negativen Effekte weiter verstärkt und im Extremfall zu lebensbedrohlichen Störungen führen kann.

Was sind die Anzeichen einer Abführmittelabhängigkeit?

Eine Abführmittelabhängigkeit kann sich durch verschiedene Anzeichen bemerkbar machen. Betroffene entwickeln oft eine Toleranz gegenüber Abführmitteln und benötigen zunehmend höhere Dosen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Sie verspüren Panik oder Angst, wenn keine Abführmittel verfügbar sind, und nehmen diese auch ohne medizinische Notwendigkeit ein. Häufig treten chronische Verdauungsprobleme wie Verstopfung oder Durchfall auf, begleitet von Bauchschmerzen und Blähungen. 

Elektrolytungleichgewichte können zu Symptomen wie Muskelschwäche, Krämpfen oder Herzrhythmusstörungen führen. Betroffene zeigen oft eine übermäßige Beschäftigung mit Ernährung, Gewicht und Stuhlgang. 

Dehydrierung, trockene Haut und ständiger Durst sind weitere mögliche Anzeichen. In vielen Fällen geht die Abhängigkeit mit Gewichtsschwankungen, Stimmungsschwankungen und sozialem Rückzug einher. Bei Verdacht auf eine Abführmittelabhängigkeit ist es wichtig, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Welche professionelle Hilfe ist bei Problemen mit Abführmittelmissbrauch verfügbar?

Ein Hausarzt oder Gastroenterologe kann den Gesundheitszustand beurteilen, mögliche Komplikationen behandeln und einen Entzugsplan erstellen. Das Absetzen der Abführmittel sollte unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um Risiken wie Darmverschlüsse zu vermeiden. Auch Ernährungsexperten können helfen, eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung zu entwickeln, die eine gesunde Darmfunktion unterstützt. Darüber hinaus können Psychologen oder Psychotherapeuten die zugrunde liegenden psychischen Probleme wie Essstörungen oder Körperbildstörungen behandeln.