
Endometriose: Wenn sich Gebärmutterschleimhaut im Körper ansiedelt
Bei der Endometriose, die jährlich schätzungsweise 40.000 Frauen neu diagnostiziert bekommen, wächst Gewebe der Gebärmutterschleimhaut auch außerhalb der Gebärmutterhöhle im Körper heran. Es ist möglich, dass sich die gutartigen „Herde“ beispielsweise im Bauchraum, an den Eierstöcken oder sogar an der Blase ansiedeln. Auch an den „falschen Plätzen“ im Körper unterliegt das Gebärmutterschleimhautgewebe hormonellen Veränderungen. Ebenso wie in der Gebärmutter finden monatliche Abblutungen statt, wodurch sich entzündliche Stellen oder blutgefüllte Hohlräume bilden. Manche Frauen spüren dadurch keine Beschwerden, während andere mit starken Schmerzen zu kämpfen haben.
Symptome: Wie sich eine Endometriose bemerkbar macht
Eine Endometriose kann unterschiedliche Symptome auslösen, abhängig davon, wie groß die Entzündungsherde im Körper sind und wo diese liegen. Zu den häufigsten Symptomen der Krankheit gehören:
- starke Monatsblutungen, Zwischenblutungen
- Bauchschmerzen
- Rückenschmerzen
- Schmerzen beim oder nach dem Geschlechtsverkehr
- Blutungen aus der Blase oder dem Darm
- diffuse Verdauungsbeschwerden (etwa Blähungen, Durchfall oder Verstopfungen)
- unerfüllter Kinderwunsch
- veränderte Libido
- Stimmungsschwankungen, eventuell depressive Verstimmungen und verändertes Allgemeinbefinden
- krampfartige Unterleibsschmerzen, die auch außerhalb der Menstruation auftreten
Da die Symptome sehr unterschiedlich sind und von Frau zu Frau variieren, vergehen im Mittel oft sieben bis zehn Jahre, ehe die Diagnose “Endometriose” gestellt wird. Für viele Frauen ist diese Zeitspanne mit einem langen Leidensweg verbunden, da sie zunächst davon ausgehen, unter “normalen” Regelschmerzen zu leiden. Schon deshalb ist es für Frauen sehr wichtig, sich auch in Eigeninitiative umfassend über das Krankheitsbild “Endometriose” zu informieren und bei Verdacht auf gynäkologische Untersuchungen zu bestehen.
Diagnosemöglichkeiten: Wie der Arzt Endometriose feststellt
Erste Hinweise, ob Endometriose vorliegt, stellt der behandelnde Arzt in einer gynäkologischen Untersuchung fest. Manche größere Endometrioseherde lassen sich ertasten oder anhand einer Ultraschalluntersuchung erkennen. Sofern Blutungen aus dem Darm oder der Blase auftreten, kann der Gynäkologe zusätzlich eine Darm- oder Blasenspiegelung veranlassen. Zweifelsfrei diagnostizieren lässt sich eine Endometriose allerdings nur über eine Bauchspiegelung (Laparoskopie), bei der der Arzt im Bauchraum mögliche Endometrioseherde aufspürt und der Pathologe diese anhand von Gewebeproben zweifelsfrei identifiziert.
Nach der Diagnose leitet der behandelnde Arzt die Therapie ein. Laut Gesundheitsinformation gibt es verschiedene Möglichkeiten, um die Symptome einer Endometriose vorübergehend oder dauerhaft zu lindern. Medikamentöse Behandlungen mit Schmerzmitteln sind ebenso denkbar wie eine Hormontherapie oder ein operativer Eingriff, bei dem Teile der Endometrioseherde entfernt werden. Zur Schmerzlinderung empfiehlt die deutsche Schmerzgesellschaft eine multimodale Schmerztherapie. Ergänzend dazu setzen viele Patientinnen auf komplementäre Behandlungsansätze. Dazu gehören in erster Linie Akupunkturen, aber auch die traditionelle chinesische Heilmedizin.
Hilfe zur Selbsthilfe: Was von Endometriose betroffene Patientinnen tun können
Frauen, bei denen eine bestätigte Endometriose vorliegt, sollten in engen Austausch mit behandelnden Ärzten und anderen Betroffenen treten. Es bietet sich an, mit spezialisierten Endometriose-Zentren, aber auch speziellen Fachärzten zusammenzuarbeiten. Auch in der neuartigen Endometriose-App erhalten betroffene Frauen wertvolle Informationen, die ihnen dabei helfen, mit der Erkrankung umzugehen. Denn die App liefert nicht nur wertvolle Hintergrundinformationen, sondern auch ergänzende Therapieoptionen wie etwa ein Symptomtagebuch und interaktive Lernmodule zu Selbstmanagement Techniken.
Denn ergänzend zu den medizinischen Therapien lässt sich die Lebensqualität durch Selbstmanagement Strategien unterstützen. Während manche Frauen körperliche Bewegung als wohltuend empfinden, setzen andere auf Entspannungsmethoden wie Yoga, um die Schmerzen zu lindern und zu innerer Ruhe zu gelangen. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen, etwa im Rahmen einer Selbsthilfegruppe, spendet Kraft und Trost, da die betroffenen Patientinnen dann das Gefühl haben, nicht alleine mit ihrer Erkrankung zu sein.
Auch in einer Partnerschaft ist es ganz entscheidend, das Thema Endometriose offen und ehrlich zu thematisieren und anzusprechen. Partner sollten sich dem „Hier und Jetzt“ bewusst sein und nach der Diagnose gemeinsam ihre Gefühle und Sexualität besprechen. Eine Paar- oder Sexualberatung kann sinnvoll sein, sofern die Krankheit beim Geschlechtsverkehr starke Beschwerden verursacht und die Partnerschaft somit negativ beeinträchtigt. Wichtig ist hierbei für die betroffenen Patientinnen vor allem, Grenzen zu setzen und den Körper ein Stück weit neu zu erkunden. Es kann möglicherweise notwendig sein, sich von alten Gewohnheiten abzuwenden und gemeinsam mit dem Partner neue Wege und Möglichkeiten auszuloten. Nach einer Operation oder während einer Kinderwunschbehandlung sollten Frauen mit bestätigter Endometriose die ärztlich verordnete Schonzeit einhalten und dem Körper Ruhe gönnen.