Was ist Body Positivity?
Die Body-Positivity-Bewegung setzt sich für einen positiveren Umgang mit allen Körperformen und Menschen ein, die nicht dem modernen Schönheitsideal entsprechen. Anhänger*innen von Body Positivity verurteilen unter anderem die verbale und gesellschaftliche Diskriminierung von übergewichtigen Menschen. Immer mehr Plus-Size-Models posieren in sozialen Medien, in Werbekampagnen oder auf Laufstegen, um das derzeitige Schönheitsideal infrage zu stellen und zu zeigen, dass auch übergewichtige und nicht dem „Ideal“ entsprechende Körper schön sind.
Ein Ziel der Bewegung ist es, das Selbstwertgefühl und die Selbstakzeptanz all jener zu fördern, die sich aufgrund ihres Aussehens diskriminiert oder unter Druck gesetzt fühlen. Doch schießt die Bewegung in mancher Hinsicht über das Ziel hinaus?
Kann Body Positivity gefährlich sein?
Die Diversifizierung moderner Schönheitsideale ist eine gute Sache, da sich dadurch auch Menschen akzeptiert und wertgeschätzt fühlen, die keinen typischen Modelkörper haben. Gerade jüngere Personen können sich durch Fotos oder Videos von Topmodels in den sozialen Medien oder dem Fernsehen unter Druck gesetzt fühlen. Das Streben nach einem sehr dünnen Körper kann in Extremfällen zu einer Essstörung führen. Ein übermäßiger Fokus auf äußerliche Merkmale kann das Selbstwertgefühl angreifen, wenn man selbst nicht dem präsentierten Ideal entspricht. In dieser Hinsicht steht jedoch auch die Body-Positivity-Bewegung in der Kritik, da hier auch der Körper und die äußerliche Attraktivität in den Vordergrund gerückt werden. Andere Aktivist*innen sprechen sich aus diesem Grund vermehrt für eine „Body Neutrality“ oder „Body Liberation“ aus – ein Freimachen von dem Fokus auf äußere Merkmale.
Wo Body Positivity definitiv gefährlich wird, ist, wenn wissenschaftliche Fakten ignoriert oder verdreht werden. Selbstverständlich sollte niemand aufgrund seines Äußeren diskriminiert werden – egal ob übergewichtig oder untergewichtig. Die gesundheitlichen Risiken, die eine ungesunde Ernährung sowie Übergewicht – und natürlich auch Untergewicht – mit sich bringen, dürfen jedoch nicht außer Acht gelassen werden. Es gibt tatsächlich Anhänger*innen der Body-Positivity-Bewegung, die öffentlich (z.B. in Talkshows oder sozialen Medien) leugnen, dass Übergewicht und Adipositas ungesund sind. Solche Aussagen von potenziellen Vorbildern können insbesondere Kindern und Jugendlichen eine falsche Vorstellung von gesunder Ernährung und Krankheitsrisiken vermitteln. Manche übergewichtige Menschen beteuern, dass sie sich pudelwohl in ihrer Haut fühlen und so gesund sind wie alle anderen. Dabei lassen sie langfristige Folgen von Übergewicht außer Acht, z.B. Diabetes Typ 2, nächtliche Atemaussetzer, Gallensteine, Fettleber, Bluthochdruck und weitere Herzkreislauferkrankungen.
Auch das Argument, dass die Gene am Übergewicht schuld seien und man nichts dagegen tun könne, lässt sich mit wissenschaftlichen Daten entkräften. Anhand von Zwillings- und Adoptionsstudien konnte demonstriert werden, dass die genetische Vererbung zwar eine Rolle spielt, jedoch die Verhaltensweisen, die im Elternhaus erlernt werden, viel wichtiger sind. Auch hormonelle Erkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion können ein höheres Körpergewicht befördern. Mit professioneller Hilfe sowie einer angepassten Ernährungs- und Bewegungsstrategie lässt sich das Gewicht dennoch auch bei vorliegender Grunderkrankung in gesündere Bereiche bewegen.
Fazit
Die Grundidee von Bewegungen wie Body Positivity und Body Neutrality ist wunderbar und kann dabei helfen, den äußeren Druck, einem Schönheitsideal entsprechen zu müssen, reduzieren. Niemand sollte aufgrund äußerer Merkmale von anderen verurteilt oder diskriminiert werden. Auch sollte jede Person das Recht haben, sich so zu ernähren, wie sie möchte. Andere ungesunde Verhaltensweisen wie Alkohol- oder Zigarettenkonsum sind für Erwachsene auch erlaubt. Trotzdem dürfen die gesundheitlichen Risiken von Übergewicht und Adipositas nicht ignoriert werden. Hier muss man ganz klar die gesundheitliche Aufklärung von möglicher Diskriminierung trennen.