Hilfe und Pflege im Alter: Wann wird welche Art der Pflege erforderlich?
Die Menschen werden immer älter. Das liegt an den besseren Lebensbedingungen, an umfassenderen Gesundheitsleistungen und auch am Wohlstand der westdeutschen Gesellschaft. Das bedeutet auch, dass jeder im Lauf des Lebens auf die eine oder andere Art der Pflege angewiesen sein kann. Beispielsweise ist es denkbar, im Alter oder nach einem Unfall pflegebedürftig zu werden. Allerdings gibt es hier feine Unterschiede. Nicht alle Menschen benötigen die gleiche Intensität der Pflege. Im Alter kann bereits ein betreutes Wohnen genügen, wenn die Einschränkungen im Alltag eher klein sind. Allerdings kann auch eine stationäre Pflege erforderlich sein. Ab wann von Pflegebedürftigkeit die Rede ist und was das für die Beantragung der Pflegeleistungen bedeutet, hat das Bundesministerium für Gesundheit online zum Nachlesen zusammengestellt. Wir haben einen Blick auf die verschiedenen Pflegearten geworfen.
Die große Frage: zu Hause oder im Heim?
Die erste richtungsweisende Entscheidung, die zu treffen ist, hat etwas mit dem künftigen Lebensort zu tun. Wer sich dafür entscheidet, zuhause zu leben, muss dort nicht zwingend allein oder gar ohne Unterstützung bleiben. Stattdessen wird die Pflege zuhause auf den individuellen Bedarf, die räumlichen Gegebenheiten und auch auf die finanzielle Situation angepasst. Häufig übernehmen zunächst Angehörige die Pflege. Wird der Pflegeaufwand größer und ist nicht mehr privat zu meistern, vermittelt beispielsweise die Deutsche Seniorenbetreuung 24-Stunden-Pflegekräfte für zuhause. Das bedeutet, dass die Pflegekraft vor Ort lebt und tagtäglich unterstützen kann. Für die Behandlungspflege, also für die medizinische Pflege, kommen dann speziell ausgebildete Pflegekräfte zusätzlich ins Haus.
Das Beste aus beiden Welten: Betreutes Wohnen?
Das betreute Wohnen wird häufig als der beste Kompromiss angesehen. Dahinter verbergen sich meist kleine, barrierefreie Wohnungen, die recht nah an einer Pflegeeinrichtung liegen, sodass bei Bedarf Hilfe verständigt werden kann. Der Fokus bei einer betreuten Wohnform liegt darin, dass die kleine Wohnung zunächst ein privat verantworteter Raum ist. Das heißt, dass die Selbstständigkeit ebenso erhalten wird, wie beispielsweise zuhause. Nur der soziale Faktor ist beim betreuten Wohnen deutlich besser. Da sich mehrere Senioren und Seniorinnen in einer Wohneinheit befinden, schließen sie schnell Freundschaften mit Gleichaltrigen. Sie kochen gemeinsam, essen gemeinsam und verbringen ihre Zeit gemeinsam. Durch die Nähe zu einer Pflegeeinrichtung lassen sich diverse Zusatz-Service-Leistungen buchen, wie beispielsweise ein Notfallknopf, warme Mahlzeiten oder Dienstleistungen wie Friseur und Fußpflege. Bezahlt werden eine Miete sowie die Kosten für die Zusatzleistungen. Grundsätzlich ist der Umzug in ein betreutes Wohnen nur dann möglich, wenn die typischen Altersleiden, wie etwa Herzerkrankungen, Bluthochdruck, neurologische Einschränkungen und orthopädischen Erkrankungen es möglich machen, allein zu leben.
Tagespflege, Nachtpflege und Kurzzeitpflege
Für all jene, die in den eigenen vier Wänden gepflegt werden, gibt es die Option der Kurzzeit-, Tages- oder Nachtpflege. Per Gesetz ist es so geregelt, dass diejenigen, die zuhause pflegebedürftig sind und betreut werden, auch einen Anspruch auf einen Platz in der Kurzzeitpflege haben. Diese Form der teilstationären Pflege – die Tages- und Nachtpflege sind Sondervarianten davon für den Tag oder die Nacht – soll die Pflege sicherstellen, die benötigt wird. In der Praxis wird die Tages- oder Nachtpflege häufig dazu genutzt, um die pflegenden Angehörigen zu entlasten. Die Kurzzeitpflege kann auch als Anschluss an eine stationäre Krankenhausbehandlung den Übergang in die häusliche Pflege erleichtern. Wer einen Pflegegrad zwischen 2 und 5 hat, bekommt von der Pflegekasse hierfür einen gesetzlich vorgegebenen Höchstbetrag.
Stationäre Pflege für eine intensive medizinische Betreuung
Die stationäre Pflege ist die intensivste Form der Betreuung. Diese Pflegeform wird in Alten- und Pflegeheimen angeboten. Gepflegt werden die Senioren und Seniorinnen von ausgebildetem Fachpersonal, ähnlich wie in der Geriatrie eines Krankenhauses. Nötig kann ein Umzug in eine stationäre Pflegeeinrichtung dann werden, wenn nach einem längeren Krankenhausaufenthalt keine Rückkehr in die häusliche Pflege mehr möglich ist. Das ist vor allem dann der Fall, wenn der Senior oder die Seniorin deutlich an Mobilität eingebüßt hat und sich kaum mehr selbst versorgen kann. In einer stationären Pflege werden nicht nur Krankheiten und Wunden versorgt, auch tägliche Hygienemaßnahmen und das Reichen von Mahlzeiten werden in der stationären Pflege übernommen.
Palliativ- und Hospizpflege – Begleitung auf dem letzten Lebensabschnitt
Im Grunde bezeichnen sowohl Palliativ- als auch Hospizpflege jeweils die Unterstützung und Pflege älterer Menschen auf ihrem letzten Lebensabschnitt. Verortet werden sie häufig im stationären Bereich. Die Palliativstation gibt es beispielsweise im Krankenhaus, das Hospiz ist oft eine externe Einrichtung. Mittlerweile werden die Leistungen der Palliativ- und Hospizpflege immer häufiger auch ambulant angeboten. Wer also zuhause lebt, kann ebenfalls die Palliativ- und auch Hospizpflege in Anspruch nehmen. Während bei der Palliativmedizin der Ansatz im Fokus steht, die Folgen einer Krankheit zu lindern, ist die Hospizpflege stärker auf die mentale Begleitung Schwerstkranker und Sterbender ausgerichtet.
Fazit: Am Ende entscheiden Pflegeumfang und finanzieller Spielraum
Welche Form der Pflege ein alter Mensch braucht, ist abhängig von der gesundheitlichen Situation und auch mitunter vom finanziellen Spielraum. Zwar gibt es Pflegegrade, hinter denen sich nicht nur Einschränkungen verbergen, sondern auch Leistungen, allerdings gilt es im Alter die Möglichkeiten der Pflege zuhause, im betreuten Wohnen oder stationär mit den Leistungen der Pflegekasse finanziell abzuwägen. Auch ist es von entscheidender Bedeutung, inwiefern pflegende Angehörige die Pflege übernehmen können.