
1. Warum kann uns die Sonne gefährlich werden?
Die Sonne schickt elektromagnetische Strahlen auf die Erde. Diese bestehen aus UV-Strahlen, sichtbarem Licht und Infrarotlicht (IR-A), das wir als Wärme empfinden. „Die kurzwelligen UV-B-Strahlen dringen in die Oberhaut ein und erhöhen durch Schädigung der Zellkerne das Hautkrebsrisiko“, sagt Dr. Claas Ulrich, Oberarzt an der Hautklinik der Berliner Charité. Die langwelligeren UV-A- Strahlen dringen tiefer in die Haut ein. „Sie können auch Hautkrebs auslösen, begünstigen aber vor allem Sonnenallergien und die Hautalterung.“ Das Infrarotlicht verstärkt die Bildung von Alters-Pigmentflecken. Hinweise, dass IR-A auch krebsauslösend sein könnte, werden derzeit sehr kontrovers diskutiert, sagt Dr. Ulrich.
2. Spielen Tageszeit und Ort eine Rolle?
Für eine Siesta, die lange Mittagspause in den Mittelmeerländern, gibt es gute Gründe, denn in der Zeit zwischen 11 und 16 Uhr erreicht die Sonne ihren Höchststand und schickt rund 50 Prozent ihrer UV-Tagesdosis auf die Erde. In Spanien ist der Sonnenhöchststand um ca. 14:30 Uhr erreicht, in Deutschland gegen 13 Uhr. Selbst Wolken ändern daran nichts, denn bei teilweiser Bewölkung können sich die Sonnenstrahlen stärker streuen und die UV-Strahlung verstärken. In den Bergen und am Meer ist besondere Vorsicht geboten: Ab 1000 Metern Höhe legt die UV-Strahlung um 10 bis 15 Prozent zu und die Wasseroberfläche spiegelt die Strahlung.
3. Wozu raten Hautärzte?
Zur Prävention von Hautkrebs raten Ärzte zu einem dreistufigen Modell: Sonnenschutzpflege, Bekleidung und die Vermeidung von starker UV-Strahlung. Das heißt zum Beispiel: Sport und andere Freizeitaktivitäten möglichst in die Morgen- oder Abendstunden verlegen und den Körper mit Bekleidung schützen. Je dichter Textilien gewebt sind, desto höher der UV- Schutz. Für Sport oder andere Outdoor-Aktivitäten gibt es spezielle UV-Schutzkleidung. „Auch eine Kopfbedeckung ist wichtig“, betont Dr. Ulrich. Besonders bei dünnem Haar kommt es sonst schnell zu einem Sonnenbrand auf der Kopfhaut.
4. Wie bekomme ich genügend Vitamin-D?
Sonnenschutz ist wichtig, doch die Haut benötigt UV-B-Strahlen, um Vitamin D zu produzieren. Es gibt Hinweise darauf, dass wir auch mit Sonnencreme noch ausreichend Strahlung dafür aufnehmen können. Prof. Jörg Reichrath, Stellvertretender Klinikdirektor der Hautklinik am Universitätsklinikum des Saarlandes, rät zu maßvollem Sonnetanken. Dafür zwei- bis dreimal wöchentlich Gesicht, Hände und Arme ohne Sonnencreme ans Licht lassen, und zwar passend zum Hauttyp in der halben Eigenschutzzeit (z. B. bei Typ 1 für ca. 5 bis 10 Minuten). Prof. Reichrath gibt zu bedenken: „An sonnenintensiven Tagen erreichen wir diese Zeit oft schon nebenbei, zum Beispiel beim Weg zum Einkaufen. An den wesentlich häufigeren weniger sonnenreichen Tagen in unserem Alltag aber eher nicht.“
5. Kann ich meine Haut auf die Sonne vorbereiten?
Nur ein bisschen. Sinnvoll ist ein sonnensmartes Verhalten: Wiederholte kurze Aufenthalte in der Sonne, und zwar immer nur so lange, dass keine Rötung der Haut auftritt. Dr. Ulrich rät außerdem dazu, die Haut von innen mit einer vitaminreichen Mittelmeerkost strapazierfähiger zu machen. „Tomaten und Paprika liefern viele hautschützende Antioxidantien.“ Auch grüner Tee hilft, die Eigenschutzzeit der Haut gegenüber UV-Strahlung zu verbessern. Ein Ersatz für schützende Bekleidung und Sonnencreme kann Ernährung aber keinesfalls sein!
6. Wie wirken Sonnencremes?
Sonnencremes enthalten Filter, die die UV-Strahlung blocken und/oder absorbieren. Mineralische Filter legen sich wie kleine Spiegel auf die Haut und reflektieren die Strahlung. Sie wirken, sobald sie aufgetragen sind. Chemische Filter brauchen meistens etwas Vorlaufzeit. Sie dringen in die Haut ein und absorbieren die UV-Strahlung. In vielen Produkten werden mineralische und chemische Filtermethoden miteinander kombiniert. Wer einen rein mineralischen Schutz haben möchte, greift zu zertifizierter Naturkosmetik oder zu Produkten mit dem Hinweis „100 % mineralischer Lichtschutz“.
7. Gibt es neue Entwicklungen?
Kosmetikhersteller verbessern ständig ihre Rezepturen, um Sonnenschutzprodukte noch hautfreundlicher zu machen, zum Beispiel mit besonders leichten Gelformulierungen, die nicht auf der Haut kleben, und dem Verzicht auf Inhaltsstoffe, die die Haut irritieren können. Viele Produkte enthalten eine leichte Tönung oder einen Bräunungs-Activator und sorgen für einen sonnigen Strahle-Effekt. Eine zuverlässige Kombipflege aus Mücken- und UV-Schutz schützt jetzt zweifach Ihre Haut. Hersteller von Produkten mit rein mineralischem Filter haben neue Verfahren entwickelt, damit die Schutzschicht auf der Haut kaum noch weiß wirkt, zum Beispiel durch eine transparente Beschichtung der Mineralien.
Weitere Fragen und Tipps findet ihr auf der nächsten Seite.

8. Wie finde ich das richtige Produkt für mich?
Ob Ihr eine Creme, Milch oder z. B. Lotion benutzt, ist nicht nur eine Geschmacksfrage, sondern auch abhängig vom Pflege- und Schutzbedarf der Haut. Trockene Haut braucht intensivere Pflege, etwa durch eine fettreiche Creme oder ein Öl. Für empfindliche Haut gibt es hypoallergene Produkte ohne Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe. Wer zu Mallorca-Akne neigt, wählt am besten ein fett- und emulgatorfreies Produkt. Die Beratung in der Apotheke oder bei einem Hautarzt hilft Euch bei der Auswahl.

9. Wie creme ich mich richtig ein?
„Viele Menschen tragen nur dünn oder ungleichmäßig auf und erreichen dann nur einen Bruchteil des Sonnenschutzes, der auf der Verpackung steht“, warnt Dr. Ulrich. 2 mg Sonnencreme pro cm2 Haut gelten als Richtwert. Für das Gesicht braucht Ihr also etwa 1 TL, für einen Erwachsenenkörper mind. 4 EL. Also: Reichhaltig auftragen und die angegebene Schutzzeit eher niedriger kalkulieren. Alle zwei Stunden nachcremen – alle Körperstellen. Besonders Nacken und Schulterblätter kommen oft zu kurz. Beim Radfahren an die Hände denken.
10. Pflegen Sonnenschutzprodukte die Haut?
Absolut. Sie liefern der Haut zum Beispiel mit Hyaluronsäure viel Feuchtigkeit, denn die braucht die Haut an heißen Tagen am dringendsten. Daneben stehen aber noch viele weitere Pflegevorteile: Antioxidative Inhaltsstoffe stärken die Haut und wirken der lichtbedingten Hautalterung entgegen. Beruhigende Wirkstoffe, wie zum Beispiel Panthenol und Karanjaöl, beugen Sonnenreizungen vor.
11. Reicht im Alltag auch Make-up fürs Gesicht?
Ob Auto oder Büro: UV-A- Strahlen können uns sogar durchs Fensterglas erreichen. Praktisch, dass viele Tages- und BB-Cremes, Foundations oder Puder einen Lichtschutzfaktor integrieren. Damit der LSF auch in voller Höhe greift, müssen wir dafür aber genauso kräftig auftragen wie bei Sonnencreme. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kombiniert das Make-up mit einem Schutzprodukt. Dafür das Gesicht vorher eincremen oder ein transparentes Sonnenschutzspray über das Make-up sprühen.
12. Woran erkenne ich, dass ich zu viel Sonne getankt habe?
Das ist leider knifflig. Denn oft erkennen wir erst dann, dass wir das Maß überschritten haben, wenn es zu spät ist und sich die Haut bereits rötet. Doch es gibt praktische Helfer, um die Sonnenrisiken besser einzuschätzen. Smartphone-Apps (z. B. „sun&air“ von der AOK oder „UV-Check“ vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen) berechnen die Länge der empfehlenswerten Sonnenzeit passend zum Hauttyp. UV-Armbänder (in Apotheken) messen die Strahlung direkt auf der Haut und warnen zum Beispiel durch einen Farbwechsel.

13. Was braucht meine Haut nach dem Sonnenbad?
Um die Haut zu entlasten, sollten Sie die UV-Pflege abduschen und Make-up entfernen. After-Sun-Cremes liefern der Haut jetzt das, was sie braucht: Feuchtigkeit und viele Wirkstoffe für die Regeneration, wie zum Beispiel Vitamin C und E oder beruhigende Inhaltsstoffe aus Hamamelis und Calendula. Ein effektiver Helfer ist Aloe vera. Das Gel der Wüstenlilie wirkt besänftigend und entzündungshemmend. Für den Extra-Kick sorgt Thermalwasser-Spray aus dem Kühlschrank (in Apotheken).
Auf der nächsten Seite könnt Ihr Euren Hauttypen für das Sonnenbaden ermitteln.


Manche Menschen bräunen sehr schnell, andere werden sofort rot: Wie viel Sonne die Haut verträgt, ist immer abhängig vom Hauttyp. Dermatologen unterscheiden hierzulande vor allem vier Hauttypen:
- Typ 1: Der keltische Typ hat eine sehr helle, empfindliche Haut und hellblondes oder rötliches Haar. Die Augen sind blau, grün oder hellgrau. Typisch sind Sommersprossen und dass sich die Haut nicht bräunt, sondern sehr schnell verbrennt. Die Eigenschutzzeit der Haut liegt unter 10 Minuten.
- Typ 2: Der nordische Typ hat auch eine helle Haut und blonde oder braune Haare. Die Augen sind grau, blau oder grün. Die Haut wird nur langsam braun und verbrennt schnell. Die Eigenschutzzeit liegt bei 10 bis 20 Minuten.
- Typ 3: Der Mischtyp hat eine mittlere Hautfarbe, dunkel- blondes oder braunes Haar und meistens braune oder blaue Augen. Typisch sind eine langsame Bräunung und wenig Sommersprossen. Die Eigenschutzzeit liegt bei 20 bis 30 Minuten.
- Typ 4: Der mediterrane Typ hat von Natur aus eine getönte Haut, dunkles Haar und braune Augen. Bei Sonne bräunt sich die Haut schnell und verbrennt selten. Die Eigenschutzzeit beträgt rund 40 Minuten.
Experten-Tipp: Spätestens nach Ablauf der Hälfte der individuellen Eigenschutzzeit sollten alle Hauttypen die Sonne konsequent meiden und sich mit Bekleidung und Sonnencreme schützen. In der Regel reicht hierfür ein LSF 20, der ca. 95 Prozent der UV-Strahlung blockt. Die Schutzzeit berechnet sich nach dem Eigenschutz x LSF, bei Typ 2 also rund10x20 = 200 Minuten.