Um das Kaugummi ranken sich seit langer Zeit diverse Mythen und Mysterien: Darf man Kaugummis herunterschlucken oder verkleben sie den Magen? Fördern sie Karies und beeinträchtigen sie die Konzentrationsfähigkeit? Diesen Fragen sind wir mithilfe zahlreicher wissenschaftlicher Studien zum Kauen von Kaugummis auf den Grund gegangen.
Kaugummi kauen: Schädlich oder sogar gesund?
1. Zahngesundheit
Ob Kaugummis Ihre Zähne schädigen oder schützen, hängt stark von den jeweiligen Inhaltsstoffen ab. Denn klassische Kaugummis, in denen herkömmlicher Zucker zur Süßung verwendet wird, können kariogen wirken. Dadurch erhöht sich Ihr Kariesrisiko und Sie schaden Ihren Zähnen auf Dauer. Stattdessen sollten Sie stets zu zuckerfreien Alternativen greifen, die lediglich mit Süßstoffen oder Zuckerersatzstoffen wie Xylitol gesüßt sind. In einer italienischen Studie der Universität Sassari fanden Forschende nämlich heraus, dass das regelmäßige Kauen Xylitol-haltiger Kaugummis die Entstehung von Karies verhindern kann. In der randomisierten, Placebo-kontrollierten Untersuchung kauten 130 Teilnehmende ein Jahr lang entweder Kaugummis mit Xylitol oder Placebos mit einem anderen Zuckeraustauschstoff. Am Ende des Experiments wiesen die Proband:innen aus der Xylitol-Gruppe einen signifikant niedrigeren Karies-Status auf, welcher anhand des Bakteriums Streptococcus mutans festgestellt wurde.
Darüber hinaus wird durch den Kauvorgang beim Kaugummikauen der Speichelfluss im Mund angeregt. Durch den zusätzlichen Speichel werden nicht nur Säuren im Mund neutralisiert, sondern auch die Magensäure verdünnt, wodurch die Speiseröhre beim Auftreten von Sodbrennen (Säurereflux) besser vor Verätzungen geschützt wird.
2. Ist das Herunterschlucken von Kaugummis gefährlich?
Grundsätzlich ist das Herunterschlucken eines Kaugummis nicht gefährlich. Während die enthaltenen Nährstoffe und Zusatzstoffe im Darm ganz normal verdaut werden, gelangt einzig die Kaumasse, welche meistens aus Kunststoffen auf Erdölbasis besteht, mehr oder weniger unbeschadet an das Ende des Dickdarms und wird mit dem Stuhlgang ausgeschieden. Aufgrund der Schleimhäute im Magen-Darm-Trakt besteht keine Gefahr, dass die Kaugummis dort kleben bleiben. Allerdings kann übermäßiges Kaugummikauen aufgrund der enthaltenen Zuckerersatzstoffe Blähungen oder Durchfall verursachen, weswegen Sie sich stets an die Verzehrempfehlungen der jeweiligen Hersteller halten sollten. Dieser leicht abführende Effekt könnte sich bei bestimmten Erkrankungen sogar als nützlich erweisen. So fanden etwa Forschende der University of Auckland in einer Metaanalyse von 12 Studien heraus, dass bei einem Darmverschluss (Ileus) das Kauen von Kaugummis dabei helfen kann, die Verdauung und Darmpassage – wenn auch in geringem Ausmaß – wieder anzuregen.
3. Kaugummikauen fördert die Konzentration
Tatsächlich kann sich Kaugummikauen positiv auf Ihre Konzentrationsfähigkeit auswirken. Das liegt nicht etwa am enthaltenen Zucker oder Zuckerersatz, sondern am Kauvorgang selbst. Denn das Kauen fördert den Blutfluss zum Gehirn und speziell die Durchblutung des Frontallappens, wodurch sich die Gehirnaktivität der Kauenden erhöht, wie Wissenschaftler:innen der Tokyo Medical and Dental University in einer Studie herausfanden. Ebenso scheint das Kauen einen psychologischen Effekt zu haben: In einer Übersichtsarbeit mit 42 untersuchten Studien entdeckten Forschende der Cardiff University, dass Kaugummikauen die Aufmerksamkeit für einen kurzen Zeitraum erhöhen und zum Teil sogar Stress reduzieren kann.
Wichtig: Neben den gesundheitlichen Auswirkungen gibt es auch einen Umweltaspekt, den man beim Kaugummikauen berücksichtigen kann. Denn die meisten konventionellen Kaugummis bestehen aus Kunststoffen auf Erdölbasis. Mittlerweile gibt es jedoch auch in immer mehr Drogerien plastikfreie Kaugummis zu kaufen. Ein Blick auf die Packung lohnt sich.