Herzenge: Was die Angina Pectoris ausmacht
Namen für die Angina Pectoris gibt es viele: Herzenge, Brustenge oder Stenokardie sind geläufig. Bei der Angina Pectoris erleben Betroffenen einen plötzlich auftretenden Schmerz hinter dem Brustbein. Oft geht der Schmerz auch mit einem Gefühl von Druck und Enge im Brustkorb einher. Die Anfälle sind nur von vorübergehender Dauer und verschwinden genauso plötzlich, wie sie aufgetreten sind.
Die Angina Pectoris ist keine eigenständige Erkrankung. Sie ist ein Symptom von Erkrankungen der Herzkranzgefäße und wird in der internationalen statistischen Klassifikation von Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, kurz ICD-10, unter den ischämischen Herzkrankheiten aufgeführt. „Ischämisch“ wird in der Medizin verwendet, um schlecht und nicht durchblutete Gefäßzustände zu bezeichnen. Die Angina Pectoris ist also ein Symptom von akuten und plötzlich auftretenden Durchblutungsstörungen im Herzen.
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Das sind die Symptome der Angina Pectoris
Die Angina Pectoris wird von Betroffenen unterschiedlich wahrgenommen. Art und Dauer der Beschwerden variieren mitunter stark. Außerdem erleben Frauen eine Angina Pectoris oft anders als Männer. Klassischerweise treten bei der Herzenge aber folgende Symptome auf:
- plötzlicher Schmerz hinterm Brustbein
- Gefühl der Enge in der Brust
- Druck im Brustkorb
- Angstzustände
- Atemnot oder Kurzatmigkeit
- Übelkeit
- ausstrahlende Schmerzen bis in Arme
Während die Angina Pectoris bei Männern für gewöhnlich mit stechenden Brustschmerzen und Beschwerden im linken Arm einhergehen, sind die Symptome bei Frauen mitunter subtiler und lassen sich nicht sofort mit Herzkrankheiten in Verbindung bringen. Bei Frauen treten oft folgende Symptome auf:
- Magenschmerzen
- Müdigkeit
- Kurzatmigkeit
Nicht ungewöhnlich bei Stenokardie ist ein ausstrahlender Schmerz, der über Nacken und Hals bis in den Unterkiefer ziehen kann. Dort werden die Schmerzen dann von Betroffenen mitunter als einfacher Zahnschmerz fehlinterpretiert. Wird die Angina Pectoris aber nicht als diese erkannt, besteht die Gefahr eines lebensbedrohlichen Herzinfarktes.
Was ist der Unterschied zwischen Herzinfarkt und Angina Pectoris?
Stechen in der Brust, Engegefühl und ausstrahlender Schmerz in den linken Arm? Das alles klingt doch verdächtig nach den typischen Symptomen eines Herzinfarktes, oder nicht? Tatsächlich ähneln sich die Anzeichen der Angina Pectoris und des Herzinfarktes stark. Beide Ereignisse werden durch Durchblutungsstörungen im Herzen ausgelöst. Doch während die Angina Pectoris in der Regel vorübergehend ist und nach wenigen Sekunden oder Minuten selbstständig abklingt, ist die Durchblutungsstörung beim Herzinfarkt anhaltend, etwa weil ein Blutgerinnsel eines der Herzkranzgefäße blockiert. Haben Sie plötzlich auftretende Symptome, die auf einen Herzinfarkt oder eine Angina Pectoris hindeuten, suchen Sie umgehend ärztliche Hilfe. Nur Mediziner und Medizinerinnen können belastbare Diagnosen erstellen und die jeweils nötigen Hilfsmaßnahmen einleiten.
Ursachen für die Herzenge
Grund für die plötzlichen Anfälle sind akut auftretende Durchblutungsstörungen im Herzen. Hintergrund solcher vorübergehenden Minderdurchblutungen sind Herzkrankheiten wie Arteriosklerose oder krampfartige Verengungen der Herzkranzgefäße. Je nachdem wie stark die Gefäße im Herzmuskel durch Ablagerungen verengt sind, können Durchblutungsstörungen und damit Anfälle einer Angina Pectoris regelmäßiger auftreten. In jedem Fall aber sind Arterienverkalkungen die Hauptursache für die Herzenge.
Auslöser für Anfälle von Angina Pectoris sind bei Menschen mit koronaren Herzkrankheiten wie Arteriosklerose oft körperliche Belastung oder emotionaler und psychischer Stress. In Stress- und Belastungssituationen steigt nämlich der Blutdruck und die Herzpumpfrequenz. Sind nun aber Herzgefäße verengt, kann unter Anstrengung nicht mehr genügend Blut durch das Herz fließen. Es kommt zu plötzlicher Herzenge, die erst wieder nachlässt, wenn die Belastung abnimmt. Einige Formen der Angina Pectoris können aber auch in Ruhe auftreten.
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Formen der Angina Pectoris
Medizinisch werden zwei Formen der Herzenge unterschieden: die stabile und die instabile Angina Pectoris.
Die stabile Angina Pectoris ist eine unter ähnlichen Umständen stets gleichbleibende Form der Herzenge. Sie wird in vier Stadien eingeteilt.
- Stadium der stabilen Angina Pectoris: Normale körperliche Aktivität löst keine Minderdurchblutung des Herzens und Anfälle aus. Bei starker und andauernder Belastung treten allerdings typische Schmerzen und Anfälle auf.
- Stadium der stabilen Angina Pectoris: Schon körperlich leichte Anstrengung kann Herzenge auslösen. Schnelles Gehen für mehr als 100 Meter oder Bergaufgehen und emotionaler Stress können allerdings Schmerzen in der Brust verursachen.
- Stadium der stabilen Angina Pectoris: Betroffene erleben die typischen Symptome bereits dann, wenn sie weniger als 100 Meter bei normaler Geschwindigkeit gehen oder weniger als eine Etage Treppen steigen. Dieses Stadium geht mit einer erheblichen körperlichen Einschränkung im Alltag einher.
- Stadium der stabilen Angina Pectoris: Die Symptome treten bei jeder körperlichen Belastung auf, egal wie leicht sie auch sein mag.
Mit instabiler Angina Pectoris bezeichnen Mediziner und Medizinerinnen neu aufgetretene Beschwerden oder sich verändernde Symptome und Häufigkeiten der Anfälle. Anfallsdauer und auch die Schwere der Anfälle variiert hierbei. Es werden drei Stadien unterschieden:
- Stadium der instabilen Angina Pectoris: Anfälle sind neu aufgetreten. Betroffene erlebten die Symptome nur bei Belastung, sind aber bei Ruhe beschwerdefrei.
- Stadium der instabilen Angina Pectoris: Die Anfälle traten auch in Ruhe in den letzten zwei Monaten wiederholt auf, nicht aber in den letzten zwei Tagen.
- Stadium der instabilen Angina Pectoris: Die Symptome traten in den letzten 48 Stunden auch ohne körperliche Belastung auf.
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Behandlung der Angina Pectoris
Da die Ursache der Angina Pectoris in den allermeisten Fällen eine Arteriosklerose mit verengten Herzgefäßen ist, können die Symptome nur komplett beseitigt werden, wenn die zugrundeliegende Herzerkrankung geheilt wird. Operative Maßnahmen sind dann etwa Bypass-Operationen, bei denen verengte Arterien künstlich umgangen werden. Auch gibt es mittlerweile gefäßerweiternde Eingriffe. Hier werden Katheter in die verengten Gefäße geführt und dort aufgeblasen, um Engstellen auszudehnen.
Bei einem Angina-Pectoris-Anfall werden Betroffenen mitunter symptomlindernde Medikament verabreicht. Nitroglycerin als Spray oder in Form von Kapseln haben sich als wirksam erwiesen. Solche Präparate erweitern die Herzkranzgefäße und können die plötzliche Minderdurchblutung im Herzen aufheben. Auch Blutverdünner oder blutdrucksenkende Mittel stehen Ärzten und Ärztinnen zur Verfügung, um akute Anfälle zu behandeln.
Was ist die Lebenserwartung mit Angina Pectoris?
Eine pauschalisierte Antwort über die Lebenserwartung mit Angina Pectoris kann nicht gegeben werden. Welche Auswirkungen die Herzenge auf Lebensqualität und Lebenserwartung hat, hängt maßgeblich von der Schwere der zugrundeliegenden Herzerkrankung ab und vom Lebensstil der betroffenen Person. Wird die zugrundeliegende Herzerkrankung frühzeitig als solche erkannt und passen Betroffene ihren Lebensstil an, kann die Lebenserwartung positiv beeinflusst werden. Ein gesunder Lebensstil mit Sport, Bewegung und ausgewogener Ernährung gelten als gute Voraussetzung, um Herzerkrankungen vorzubeugen.
Angina Pectoris vorbeugen: Diese Möglichkeiten gibt es
Eine der häufigsten Ursachen für die Angina Pectoris ist die koronare Herzkrankheit (KHK). Bei der koronaren Herzkrankheit sind die großen Herzarterien verengt, der Blutdurchfluss und die Pumpkraft des Herzmuskels verschlechtern sich. Um solchen koronaren Erkrankungen vorzubeugen und somit auch das Risiko für eine Angina Pectoris zu senken, kommt es vor allem auf einen gesunden Lebensstil an. Regelmäßige Bewegung auch im Alter und eine ausgewogene Ernährung sind die wichtigsten Mittel zur Prävention. Es gibt wissenschaftlich erstellte Ernährungsformen wie die DASH-Diät, um die Herzgesundheit zu unterstützen.
Ebenfalls förderlich, um Risikofaktoren für die Entstehung der Brustenge zu minimieren, sind: wenig Alkohol trinken, nicht rauchen, Übergewicht bestmöglich vermeiden oder reduzieren. Der große Pluspunkt an all diesen Präventionsmaßnahmen: Ein gesunder Lebensstil hilft auch, andere Beschwerden im Alter zu reduzieren. Typische Probleme wie Beschwerden der Gelenke können mit regelmäßiger Bewegung und moderatem Sport mitunter reduziert werden.