Erdnussallergie: Die 5 wichtigsten Sofortmaßnahmen

Eine Erdnussallergie kann innerhalb von Sekunden lebensbedrohliche Symptome auslösen. Schon kleinste Mengen reichen aus, um heftige Reaktionen wie Atemnot, Kreislaufprobleme oder sogar einen anaphylaktischen Schock hervorzurufen. Für Betroffene und ihr Umfeld ist es daher entscheidend, die wichtigsten Sofortmaßnahmen zu kennen und im Ernstfall schnell zu handeln.

Gesalzene Erdnüsse auf einem Tellerchen© Karolina Grabowska / Pexels
Die Erdnussallergie ist die häufigste Nahrungsmittelallergie.

In westlichen Ländern wie Deutschland und Europa leiden zwischen 1 und 3 % aller Kinder an einer Erdnussallergie, wobei die Zahl der Betroffenen in den letzten Jahren stetig gestiegen ist. In Deutschland zeigt etwa jedes zehnte Kind bei Bluttests eine allergische Reaktion auf Erdnüsse, wobei nicht alle dieser Reaktionen schwer verlaufen müssen. Auch Erwachsene können eine Erdnussallergie entwickeln, allerdings ist der Anteil hier geringer als bei Kindern. Die Erdnussallergie gilt als besonders gefährlich, da sie oft ein Leben lang bestehen bleibt und schon kleinste Mengen schwere, teils lebensbedrohliche Reaktionen auslösen können.

Die 5 wichtigsten Sofortmaßnahmen bei Erdnussallergie

Ob im Restaurant, auf Reisen oder im Alltag – Menschen mit Erdnussallergie leben ständig mit dem Risiko einer plötzlichen allergischen Reaktion. Wer vorbereitet ist, kann im Notfall Leben retten. Hier erfahren Sie, welche fünf Schritte im Ernstfall sofort umgesetzt werden sollten.

1. Notruf wählen

Sobald eine schwere allergische Reaktion vermutet wird – etwa bei Atemnot, Schwindel, Übelkeit oder Erbrechen – muss umgehend der Notruf (112) gewählt werden. Informieren Sie die Leitstelle, dass es sich um eine mögliche anaphylaktische Reaktion handelt.

2. Adrenalin-Autoinjektor anwenden

Betroffene sollten immer ein Notfallset mit Adrenalin-Autoinjektor (z. B. EpiPen) bei sich tragen. Im Ernstfall muss das Adrenalin sofort nach Anweisung injiziert werden – das kann lebensrettend sein.

3. Richtige Lagerung und Überwachung

Je nach Symptomatik: Bei Atemnot Oberkörper aufrichten, bei Kreislaufproblemen flach auf den Rücken legen und Beine hochlagern. Überwachen Sie die Atmung und den Puls, bleiben Sie bei der Person und beruhigen Sie sie.

4. Notfallmedikamente verabreichen

Neben Adrenalin gehören meist auch Antihistaminika und Kortisonpräparate zum Notfallset. Helfen Sie beim Einnehmen dieser Medikamente, sofern dies möglich und ärztlich angeordnet ist.

5. Lebenszeichen kontrollieren und Wiederbelebung einleiten

Bei Bewusstlosigkeit: Atmung prüfen, die Person in die stabile Seitenlage bringen. Bei Atemstillstand oder fehlendem Puls sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen (Herzdruckmassage, Beatmung) beginnen, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Was sind die ersten Anzeichen einer Erdnussallergie, die ich sofort erkennen sollte?

Die ersten Anzeichen einer Erdnussallergie, die Sie sofort erkennen sollten, sind Kribbeln oder Juckreiz im Mund und Rachenraum, Schwellungen der Lippen, Zunge oder Mundschleimhaut, Hautausschlag, Rötungen oder Quaddeln, Atembeschwerden wie Husten, pfeifende Atmung oder Atemnot sowie plötzliche Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen oder Durchfall. Treten mehrere dieser Symptome gemeinsam auf oder kommen Schwindel, Blutdruckabfall oder Bewusstlosigkeit hinzu, besteht die Gefahr eines anaphylaktischen Schocks – in diesem Fall muss sofort der Notarzt gerufen werden.

Erdnussallergie: So kann sie therapiert werden

Die Therapie einer Erdnussallergie basiert bislang vor allem auf dem strikten Meiden von Erdnüssen und dem Mitführen eines Notfallsets mit Adrenalin-Autoinjektor, Antihistaminika und Kortison. In den letzten Jahren wurden jedoch neue, vielversprechende Therapieansätze entwickelt:

1. Orale Immuntherapie (OIT) mit Palforzia®
Die erste zugelassene Therapie ist die orale Immuntherapie mit Palforzia®. Hierbei nehmen Kinder und Jugendliche ab 4 Jahren unter ärztlicher Aufsicht täglich genau dosierte Mengen Erdnussprotein als Pulver ein, das mit Nahrung vermischt wird. Die Dosis wird über mehrere Monate langsam gesteigert, sodass das Immunsystem lernt, größere Mengen Erdnussprotein zu tolerieren. Das Ziel ist, das Risiko schwerer allergischer Reaktionen bei versehentlichem Kontakt deutlich zu senken. Die Behandlung muss langfristig fortgeführt werden und erfolgt immer zusätzlich zu einer erdnussfreien Ernährung; ein Adrenalin-Autoinjektor muss weiterhin verfügbar sein.

2. Sublinguale Immuntherapie (SLIT)
Bei der sublingualen Immuntherapie wird das Allergen als Tropfen oder Tablette unter die Zunge gegeben. Studien zeigen, dass diese Methode besonders bei kleinen Kindern wirksam und sicher sein kann: Die Symptome werden reduziert, und viele Kinder vertragen nach der Therapie deutlich mehr Erdnuss, ohne starke Beschwerden zu entwickeln. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser ist der Effekt.

3. Pflastertherapie (epikutane Immuntherapie)
Eine weitere neue Methode ist die Behandlung mit Allergiepflastern, bei der kleine Mengen Erdnussprotein über die Haut aufgenommen werden. In Studien zeigte diese Therapie bei Kindern zwischen 1 und 3 Jahren vielversprechende Ergebnisse: Ein Großteil der behandelten Kinder konnte nach einem Jahr deutlich mehr Erdnussprotein tolerieren als zuvor. Diese Therapie ist in Deutschland jedoch noch nicht zugelassen, befindet sich aber in der klinischen Erprobung.

Wichtig:
Alle diese Therapien müssen unter strenger ärztlicher Kontrolle erfolgen, da während der Behandlung allergische Reaktionen auftreten können. Die Therapie ist nicht für jeden geeignet und sollte individuell mit einem Allergologen besprochen werden.