Beschnittene Männer: Sind ihre Penisse hygienischer?

Egal, ob kultureller Hintergrund, medizinische Ursache oder persönliche Vorliebe – viele Männer entscheiden sich für eine Beschneidung. Doch welche Vorteile haben beschnittene Männer und sind ihre Penisse hygienischer?

Wenn es um das Thema Beschneidung geht, scheiden sich die Geister. Die Entscheidung für eine Beschneidung beim Mann ist eine persönliche und kulturelle Frage, die von individuellen Vorlieben, religiösen Gründen oder medizinischen Umständen beeinflusst werden kann. In Deutschland sind rund 11 Prozent aller Männer beschnitten – weltweit sollen es laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ganze 30 Prozent sein. 

Was ist eine Beschneidung?

Bei der Beschneidung handelt es sich um einen chirurgischen Eingriff, bei dem die Vorhaut des Penis entfernt wird. In vielen Fällen wird die Beschneidung bei Säuglingen oder jungen Kindern durchgeführt, sie kann aber auch im Erwachsenenalter erfolgen. Es gibt verschiedene Techniken der Beschneidung, darunter die vollständige Entfernung der Vorhaut (Zirkumzision) und die teilweise Entfernung der Vorhaut, die Teilbeschneidung

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Beschnittene Männer: Sind ihre Penisse hygienischer?

Die Beschneidung hat eine lange Tradition und gehört auch heute noch zur kulturellen und religiösen Identität vieler Menschen, etwa Juden und Muslime. Um beschnittene Penisse ranken sich viele Mythen, beispielsweise soll eine Beschneidung die Hygiene verbessern. Aber entspricht das auch der Wahrheit?

Eine allgemein gültige Antwort auf die Frage, ob beschnittene Männer hygienischer sind, gibt es nicht. Dadurch, dass die Vorhaut bei der Beschneidung entfernt wird, wird zwar verhindert, dass sich dort Urin, Schmutz oder Bakterien ansammeln, was das Risiko von Infektionen verringert, allerdings können auch unbeschnittene Männer mit der richtigen Körperhygiene denselben Effekt erzielen. Insbesondere der Eichelkäse (Smegma), eine weißlich bis hellgelbe Substanz bestehend aus Talgdrüsensekret, abgestorbenen Hautzellen und Bakterien, kann sich bei unzureichender Intimpflege zwischen Vorhaut und Eichel absetzen und dort eine Entzündung der Eichel oder andere Infektionen hervorrufen.

Vor- und Nachteile der Beschneidung

Laut der WHO sollen Beschneidungen das Risiko für HIV reduzieren, was verschiedene, in Afrika durchgeführte, Studien belegen. Ein möglicher Grund: Die Beschneidung soll die Zusammensetzung der Bakterienarten auf dem Penis stark verändern und dadurch eine Infektion erschweren. Dies berichtet das Forscherteam um Lance B. Price von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore. Allerdings stößt diese Annahme immer wieder auf Kritik. So erklärt Wolfgang Bühmann, Pressesprecher des Berufsverbands Deutscher Urologen: "In Mitteleuropa gibt es keinen Grund für einen Arzt, eine Beschneidung durchzuführen, wenn keine medizinische Indikation vorliegt." Seiner Meinung nach schützt eine gründliche Reinigung des Penis genauso gut vor Infektionen und anderen Erkrankungen. 

Allerdings können verschiedene medizinische Umstände eine operative Entfernung der Vorhaut erforderlich machen. Dazu zählen vor allem: 

  • Wenn die Vorhaut nicht vollständig zurückgezogen werden kann oder dies zu Schmerzen und anderen Beschwerden führt, liegt eine Vorhautverengung vor, die medizinisch als Phimose bezeichnet wird. Hier kann eine Beschneidung als Behandlungsmethode in Betracht gezogen werden.
  • Paraphimose ist ein medizinischer Zustand, der auftritt, wenn die Vorhaut hinter der Eichel des Penis festklemmt und nicht mehr in ihre normale Position zurückgezogen werden kann. Dies hat eine Einschränkung des Blutflusses zum betroffenen Bereich zur Folge. Die Ursache ist meist eine Vorhautverengung.
  • Bei wiederkehrender oder schwerer Balanitis, einer Entzündung der Eichel, kann eine Beschneidung als letzte Option zur Behandlung in Erwägung gezogen werden.

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Kritik an Beschneidung im Kindesalter

In einigen Religionen oder Kulturen wird die männliche Beschneidung aus religiösen oder traditionellen Gründen praktiziert. Besonders an der Beschneidung im Kindesalter gibt es Kritik, denn es handelt sich um einen irreversiblen chirurgischen Eingriff, der dauerhafte Auswirkungen auf den Körper des Kindes hat. Kritiker argumentieren, dass Kinder nicht in der Lage sind, eine informierte Einwilligung zu geben, und dass die Entscheidung über ihren Körper aufgeschoben werden sollte, bis sie alt genug sind, um selbst zu entscheiden. 

Darüber hinaus kann eine Beschneidung mit Schmerzen, Stress und potenziellen Komplikationen verbunden sein, weshalb Ärzte und Kinderschutzverbände die religiöse Beschneidung von Jungen in Deutschland scharf kritisieren und vor schwerwiegenden Auswirkungen warnen. 

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