Migräne und chronische Kopfschmerzen: So viele Menschen leiden
Es pocht, dröhnt, drückt, spannt oder sticht: Kopfschmerzen sind eine wahre Plage. Wir alle kennen sie und fürchten uns vor den quälenden Schmerzen hinter der Stirn. Einige Menschen durchleiden Kopfschmerzen sogar regelmäßig. Besonders Migräne ist zur echten Volkskrankheit geworden. Das RKI gibt im Journal of Health Monitoring von 2020 an, dass in Deutschland 14,8 Prozent der Frauen an Migräne leiden. Bei den Männern sind es 6 Prozent. Zu diesen Zahlen kommen aber noch Fälle, bei denen es sich sehr wahrscheinlich um Migräne handelt, hinzu. Bei den Frauen sind das weitere 13,7 Prozent, bei den Männern 12 Prozent. Insgesamt leiden in Deutschland also 28,5 Prozent der Frauen unter chronischen, wiederkehrenden Kopfschmerzen, unter den Männern sind es immerhin 18 Prozent.
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Schmerzmittel können Kopfschmerzen verschlimmern
Wer regelmäßig unter Kopfschmerzen leidet oder von Migräne betroffen ist, greift mitunter öfter einmal zu Schmerzmitteln. Denn anhaltende und wiederkehrende Kopfschmerzen können unsere Lebensqualität erheblich einschränken. Leider ist der Gebrauch von Schmerzmitteln bei regelmäßigen Kopfschmerzen nicht völlig unproblematisch. Wie die Wissenschaft weiß, kann der Übergebrauch von Schmerzmitteln bei Kopfschmerzen eine neue Art von Kopfschmerzen auslösen. Diese werden als Medikamenten-Übergebrauchs-Kopfschmerzen (MÜK) bezeichnet.
Was über Medikamenten-Übergebrauchs-Kopfschmerz (MÜK) bekannt ist
Medikamenten-Übergebrauchs-Kopfschmerz ist ein verbreitetes Phänomen bei Betroffenen von chronischen Kopfschmerzen, die regelmäßig Schmerzmittel einnehmen. Schmerzmittel wirken, indem Botenstoffe gehemmt werden, die sich eigentlich an Schmerzrezeptoren in unserem Körper anheften. So können dann keine oder weniger Schmerzsignale an das Gehirn übertragen werden. Einige Schmerzmittel wirken auch direkt im Gehirn und verhindern, dass Schmerzsignale zwischen den Synapsen weitergeleitet werden.
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In der Wissenschaft ist aber mittlerweile bekannt, dass der regelmäßige Gebrauch von Schmerzmitteln negative Effekte auf die Schmerzsignalübertagung haben kann. Dauerhafter Gebrauch kann die Schmerzwahrnehmungsschwelle unserer Nerven senken. In Studien wurde etwa festgestellt, dass der Übergebrauch von Schmerzmitteln bei Kopfschmerzen die Nervenzellen in einem Zustand dauerhafter Stimulation lässt. Der Effekt: Kopfschmerzen durch eben die Medikamente, die Betroffene einnehmen, um die ursächlichen Kopfschmerzen zu bekämpfen. Schmerzmittel, die ein besonders hohes Risiko für Übergebrauchs-Kopfschmerzen haben, sind:
- Opioide
- Triptane
- NSAR (wie etwa Ibuprofen)
Und wann beginnt Übergebrauch? Im wissenschaftlichen Kontext wird MÜK dann diagnostiziert, wenn Betroffene an 15 oder mehr Tagen pro Monat unter Kopfschmerzen leiden, bereits vorher eine Kopfschmerzerkrankung existierte, und an 10 oder mehr Tagen pro Monat Schmerzmittel eingenommen wurden.
Teufelskreis Medikamenten-Übergebrauchs-Kopfschmerz
Wird die Schmerzschwelle der Nerven durch die dauerhafte Medikamenteneinnahme herabgesetzt, reagieren sie immer empfindlicher auf Schmerzen. Es entsteht ein Teufelskreis: Betroffene haben regelmäßig Kopfschmerzen und nehmen Schmerzmittel. Durch den Übergebrauch an Schmerzmitteln werden die Nerven empfindlicher und registrieren Schmerzen viel früher und öfter. Betroffene greifen nun noch öfter zu Schmerzmitteln, wodurch die Schmerzen aber stärker und chronisch werden können.
Solche MÜK können nur noch durch eine Medikamentenpause und individuelle Kopfschmerztherapien behandelt werden. Sprechen Sie frühzeitig mit Ihrem Arzt oder Ärztin, wenn Ihre Kopfschmerzen trotz Medikamentennahme nicht besser – oder sogar stärker – werden.