Gewichtszunahme durch Medikamente: Das sollten Sie wissen!

Eine unerwünschte Gewichtszunahme als Nebenwirkung kann bei bestimmten Medikamenten auftreten. Wir erklären, wie es zur Zunahme kommt, welche Medikamente die Zunahme beeinflussen und wie man vorbeugen kann.

Sie essen nicht mehr als sonst und sind weiterhin aktiv im Alltag, dennoch zeigt die Waage immer häufiger mehr an. Wenn die Hose plötzlich kneift, können auch Medikamente hinter der Gewichtszunahme stecken.

Wie kommt es zur Gewichtszunahme?

Medikamente können als Nebenwirkung oft einen gesteigerten Appetit mit sich bringen. Schon dadurch kann sich die Kalorienmenge unbewusst erhöhen. Auch kann als Nebenwirkung eines Medikaments Mundtrockenheit entstehen, wodurch sich der Durst erhöht. Werden kalorienreiche Getränke zu sich genommen, kann dadurch ebenfalls das Gewicht steigen. Ebenso können Wassereinlagerungen eine Gewichtszunahme begründen, sowie Medikamente, die den Energiestoffwechsel beeinflussen. Die genaue Ursache dafür ist jedoch noch nicht geklärt.

Welche Medikamente führen zu einer Gewichtszunahme?

Da Nebenwirkungen von Mensch zu Mensch unterschiedlich und auch von der Dosierung abhängig sind, können nicht Medikamente, sondern bestimmte Wirkstoffgruppen diese begünstigen. Zu den Wirkstoffgruppen zählen:

  • kortisonähnliche Wirkstoffe (Glucocorticoide)
    Medikamente mit Kortison und kortisonähnlichen Wirkstoffen können den Appetit anregen und Wassereinlagerungen begünstigen. Letztere äußern sich oft durch ein aufgedunsenes Gesicht oder geschwollene Knöchel. Bei langer Anwendung des Wirkstoffs, kann zudem Muskulatur abgebaut werden, wodurch der Energieumsatz des Körpers sinkt.
  • Antidepressiva und Antipsychotika
    Trizyklische und tetrazyklische Antidepressiva sowie Serotonin-Aufnahmehemmer wirken appetitsteigernd. Die Stoffe Fluxoetin und Bupropion hingegen hemmen eher den Appetit, wodurch es sogar zu einer Gewichtsabnahme kommen kann.
  • Insulin und andere Medikamente gegen Diabetes
    Bei Diabetikern kann jedes Kilo mehr die Krankheit verschlimmern. Trotz Blutzuckerregulierung und Insulinspritzen, haben viele Diabetiker Probleme mit ihrem Gewicht. Medikamente gegen Diabetes, sogenannte Sulfonylharnstoffe wie Glibenclamid und Wirkstoffe, die auf -glinid oder -glitazon enden, können eine Zunahme verursachen. Inkretinmimetika wie Metformin hingegen können eine Abnahme begünstigen.
  • Hormonpräparate
    Das Hormon Gestagen in der Anti-Baby-Pille kann den Appetit steigern. Das Östrogen in den Pillen kann zu Wassereinlagerungen und in höherer Dosis zu einer Erhöhung des Körperfettanteils führen. Bei einer Hormonersatztherapie, die häufig in den Wechseljahren angewendet wird, kann dies ebenfalls zu einer Gewichtszunahme führen.
  • Schilddrüsenmedikamente
    Wenn man an einer Schilddrüsenüberfunktion leidet und sogenannte Thyreostatika einnehmen muss, bremsen diese die Schilddrüsenfunktion, wodurch man zunehmen kann. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion hingegen werden Schilddrüsenhormone in Tablettenform eingenommen, die zu einer Gewichtsabnahme führen können. Wenn Sie Schilddrüsenmedikamente einnehmen und eine Veränderung Ihres Gewichts bemerken, dann informieren Sie Ihren Arzt.
Weitere Wirkstoffe sind:
  • Medikamente gegen Epilepsie (Antikonvulsiva)
  • Blutdrucksenker wie Betablocker
  • Migränemittel wie Pizotifen und Flunarizin
  • Antihistaminika (Allergiemittel)
  • Entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen und Diclofenac
  • Parkinson-Medikamente (Dopaminagonisten)

Wichtig: Beachten Sie, dass eine Gewichtszunahme auch durch die Krankheit selbst hervorgerufen werden kann. Beispielsweise leiden um die 80 Prozent der Typ-2-Diabetiker unter Übergewicht. Auch Menschen mit Depressionen oder Bluthochdruck nehmen häufig zu.

5 Tipps, um eine Zunahme zu vermeiden

  1. Hilfe gegen Wassereinlagerungen
    Einige Medikamente, z. B. gegen Bluthochdruck, können zu Wassereinlagerungen führen. Entwässerungsmedikamente in Kombination mit dem Blutdrucksenker können hier helfen. Fragen Sie Ihren Arzt nach einer möglichen Kombination. Nehmen Sie Entwässerungsmedikamente nicht ohne ärztlichen Rat!
  2. Medikamente wechseln
    Fragen Sie nach einem Medikament mit einem anderen Wirkstoff, durch welches kein oder nur ein geringes Risiko für eine Gewichtszunahme entsteht.
  3. Einnahmezeit ändern
    Medikamente, die den Appetit steigern, können, wenn der Arzt grünes Licht gibt, abends vor dem Schlafengehen genommen werden. Somit vermeiden Sie, dass sich die Nebenwirkung bemerkbar macht.
  4. Mehr Bewegung und Sport
    Bewegung im Alltag und gezieltes können eine Zunahme von Körperfett verhindern. Durch das Krafttraining wird die Muskulatur aufgebaut und gestärkt, wodurch sich der Energieumsatz in Ruhe erhöht.
  5. Ernährung umstellen
    Eine ausgewogene mit viel Gemüse, Protein, Vollkornprodukten und gesunden Fetten, reduziert das Risiko an Gewicht zuzunehmen.

Wichtig: Setzen Sie die Medikamente auf keinen Fall ohne eine Rücksprache mit Ihrem Arzt ab. Wenn Sie vermuten, durch Ihre Medikamente zuzunehmen, sprechen Sie Ihren Arzt oder Apotheker darauf an, damit sie Sie über mögliche Alternativen aufklären können.