NoFap: Enthaltsamkeit als Trend
Den Trend rund um Enthaltsamkeit und Abstinenz brachte der Amerikaner Alexander Rhodes vor wenigen Jahren ins Rollen: Er rief die Bewegung rund um "NoFap" (umgangssprachliches Englisch: to fap = masturbieren) ins Leben. Rhodes hatte sich selbst als pornosüchtig bezeichnet, da er sechsmal am Tag zu Pornomaterial masturbierte. Mit der NoFap-Bewegung wollte er sich und anderen helfen, zwanghaftes und suchtartiges Masturbationsverhalten unter Kontrolle zu bringen. Im Zuge von NoFap wird häufig auch eine wissenschaftliche Studie zum Zusammenhang zwischen Testosteronspiegel und Abstinenz zitiert.
Was passiert, wenn man nicht masturbiert
- Erhöhtes Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein: Wer es schafft, einen Monat lang auf etwas zu verzichten, wonach seine Triebe eigentlich verlangen, fühlt sich selbstbewusster. Einen Kontrollverlust in den Griff bekommen zu können, stärkt das Gefühl der Selbstermächtigung.
- Erhöhte Konzentrationsfähigkeit: Einige Männer berichten, dass sie sich nach einem Monat ohne Masturbation besser konzentrieren können. Dies ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass die Masturbation eine Ablenkung sein kann.
- Resensibilisierung des Penis: Sehr häufiges und starkes Handanlegen kann den Penis desensibilisieren – er gewöhnt sich an die intensiven Reize. Durch eine Reduktion oder gar Verzicht auf Selbstbefriedigung können sich die Nervenenden an der Eichel erholen und der Penis wird wieder sensibler gegenüber Reizen.
- Vorübergehender Testosteron-Schub: Wie anhand der oben genannten Studie gezeigt, steigt der Testosteronspiegel bei NoFap sieben Tage lang an – fällt dann jedoch wieder auf das Normalniveau ab.
- Qualität der Spermien sinkt: Forschende stellten 2019 in einer Studie fest, dass Männer, die länger als vier Tage nicht masturbierten, Sex oder einen Orgasmus mit Samenerguss hatten, schlechtere Spermienwerte hatten. Zwar verbesserten sich die Spermienwerte wie Beweglichkeit, Spermienanzahl, Spermienvolumen und DNA-Zerfall in den ersten vier Tagen der Abstinenz, danach fielen die Werte aber rapide ab. Laut Studie sei eine Enthaltsamkeitsperiode von genau einem Tag am besten für die Spermiengesundheit und erhöhe die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit signifikant.
- Problematische Konsumverhalten können mitunter normalisiert werden: Pornografie begegnet uns online überall. Pornos sind immer nur einen Klick entfernt. In Deutschland sollen schätzungsweise fünf Prozent der Menschen süchtig nach Pornos sein. Das bedeutet laut Techniker Krankenkasse: ständige sexuelle Fantasien im Alltag, Kontrollverlust, negative Auswirkungen auf Beruf, Beziehung, Familie oder Schule und immer weiter zunehmender Konsum von Pornografie. Wer bei sich selbst bemerkt, dass das eigene Verhalten problematisch wird und Pornos eine immer größere Rolle im Alltag spielen, kann mit einem Monat NoFap und ohne Orgasmus gezielt versuchen, problematische Verhaltensweisen zu durchbrechen.
Masturbation und Testosteron: Der Zusammenhang
In der chinesischen Studie aus dem Jahr 2003 wurde der Testosteronspiegel von 28 Männern im Zusammenhang mit Masturbation und Enthaltsamkeit gemessen. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass der Testosteronspiegel in einer Phase der Enthaltsamkeit anstieg, und am siebten Tag nach der letzten Ejakulation am höchsten war – und zwar um 45,7 % höher als der Grundwert.
Aus diesem Grund erhoffen sich auch Teilnehmer von NoFap-Monaten positive Effekte durch den Verzicht auf Masturbation. Die Ergebnisse der Studie sind zwar wissenschaftlich korrekt. Allerdings wird häufig übersehen oder ignoriert, dass der Spiegel des Männlichkeitshormons nach dem siebten Tag wieder absinkt und auf sein Ausgangsniveau zurückkehrt.
Aus ärztlicher Sicht spricht auch nichts gegen Masturbation. Dass regelmäßige Samenergüsse unbedenklich und sogar vorteilhaft sein können, hat uns der Urologe Dr. med. Reinhold Schaefer verraten:
Häufiger Samenerguss, egal ob durch Koitus oder Masturbation, ist auf keinen Fall schädlich. Die Prostata produziert durchgehend Samenflüssigkeit, unabhängig davon, ob es zu einem Samenerguss kommt oder nicht. Eine regelmäßige Entleerung ist daher nicht von Nachteil. Besonders im Alter, wenn die Koitusfrequenz nachlässt, kann die Masturbation sogar von Vorteil sein, um einem Samenstau zuvorzukommen.
Wie kommt es dann, dass trotz dieser Vorteile von Sex und Selbstbefriedigung eine wachsende Abstinenz-Bewegung entstanden ist?
Welche Effekte erhofft Mann sich durch Abstinenz?
Einerseits erhoffen sich manche Männer den in der Studie angepriesenen höheren Testosteronspiegel. Eine andere Motivation hinter NoFap kann es sein, ein zwanghaftes oder als störend empfundenes Masturbationsverhalten in den Griff bekommen zu wollen. Das Überangebot von frei verfügbarer Pornografie im Internet ist für viele Männer, aber auch Frauen, sehr verlockend. Die immer neuen Reize sorgen dafür, dass die Häufigkeit der Selbstbefriedigung Ausmaße annimmt, die teilweise als ungesund oder störend empfunden werden.
Einige Teilnehmer begründen ihre Abstinenz auch damit, dass sie keine sexuelle Beziehung mehr zu echten Frauen aufbauen können, da sie von virtueller Pornografie so desensibilisiert sind, dass sie reale Frauen und reale Begegnungen nicht mehr als reizvoll oder erregend empfinden.
Wichtig: Besonders junge Männer und Frauen sollten das, was sie in Pornos sehen, immer kritisch hinterfragen. Pornos sind per se nichts Schlechtes, stellen die Realität aber nicht korrekt dar. Pornografie ist Schauspiel und Performance, es geht hauptsächlich um Unterhaltung.
Täglich masturbieren: So gesund ist es
Trotz zum Teil positiver Effekte durch den Verzicht auf Selbstbefriedigung sollte nicht vergessen werden, dass Masturbation auch gesundheitliche Vorteile hat. Solange sie nicht zwanghaft auftritt oder sich negativ auf die Partnerschaft auswirkt, spricht nichts dagegen.
Ganz im Gegenteil: Regelmäßige Samenergüsse haben sogar positive gesundheitliche Effekte – das fanden Forscher in einer von 1992 bis 2010 laufenden Studie mit über 30.000 männlichen Probanden heraus. Diejenigen Männer, die im Studienverlauf häufiger ejakulierten, hatten ein geringeres Risiko für das Entstehen von Prostatakrebs. Das geringste Risiko wiesen demnach Männer auf, die 21 oder mehr Samenergüsse pro Monat erlebten. Aber damit nicht genug: Die regelmäßige Selbstbefriedigung baut zudem Stress ab, welcher als Risikofaktor für verschiedene Erkrankungen gilt. Außerdem werden beim Masturbieren bis zu 150 Kalorien verbraucht und durch das Testosteron wird zudem der Muskelaufbau angeregt. Gesundheitlich gesehen spricht daher sogar einiges dafür, regelmäßig Hand anzulegen oder geschützten Geschlechtsverkehr zu haben.
Selbstbefriedigung: Wie oft ist normal?
Es gibt keine allgemeingültige Antwort auf die Frage, wie oft Selbstbefriedigung "normal" ist. Die Häufigkeit der Selbstbefriedigung ist von Person zu Person unterschiedlich und kann von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden, wie z. B. Alter, Geschlecht, Beziehungsstatus und individueller Sexualtrieb.
Jedoch: Studien zufolge masturbieren Männer im Durchschnitt häufiger als Frauen. Das bestätigt u.a. auch der Amorelie Sexreport 2022: Laut der Amorelie-Umfrage ergibt sich, dass Männer im Durchschnitt alle drei Tage masturbieren. Im Gegensatz dazu praktizieren Frauen Selbstbefriedigung nur alle fünf Tage.
Regelmäßig kommen: Die Vorteile für Männer im Überblick
- Stressabbau: Masturbation kann helfen, Stress abzubauen und die Stimmung zu verbessern.
- Verbesserte Schlafqualität: Masturbation kann dazu beitragen, einen erholsamen Schlaf zu fördern.
- Verringertes Risiko für Prostatakrebs: Einige Studien haben gezeigt, dass Männer, die regelmäßig masturbieren, ein geringeres Risiko für Prostatakrebs haben.
- Verbesserte sexuelle Gesundheit: Regelmäßige Masturbation kann auch dabei helfen, die sexuelle Gesundheit und Funktionsfähigkeit zu verbessern.
Übrigens: Kavaliersschmerzen kommen nicht durch einen „Samenstau“ zustande, sondern durch ein Verkrampfen der Muskulatur der Samenwege. Ein Samenerguss hilft dagegen, indem er die lokale Muskelspannung reduzieren.
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