Latexallergie: So erkennen Sie, ob Sie gegen Kondome und Co. allergisch sind

Menschen mit Latexallergie reagieren mit starken Abwehrreaktionen auf bestimmte Allergene in Produkten mit Naturkautschuk. Besonders bei der Verhütung mit Kondomen kann das problematisch werden. Ob Sie allergisch auf Kondome reagieren und was Sie bei Allergien gegen Latex tun können, lesen Sie hier.

Ärztin hält in Latexhandschuhe verpackte Hände mit den Handflächen nach vorn in die Kamera© iStock/Evgeniia Rusinova
Durch regelmäßigen Kontakt mit Latexprodukten kann eine Latexallergie entstehen.

Die typischsten Symptome der Latexallergie

Auslöser für allergische Reaktionen auf Latex sind besondere Eiweiße des Kautschuks, die eben auch in den verarbeiteten Gummiprodukten enthalten sind. Solche Latexprodukte kommen vor allem im medizinischen Bereich und bei Hygiene- und Verhütungsmitteln zum Einsatz. Klassische Latexprodukte mit Naturkautschuk sind Kondome, Femidome, Diaphragmen, OP-Handschuhe oder medizinische Geräte wie Endoskope oder zahnärztliche Utensilien. Eiweiße aus dem Latex können dann bei einigen Menschen typische Symptome der Latexallergie auslösen, wie:

  • Rötungen der Haut an der Kontaktstelle
  • Bildung von Quaddeln
  • Juckreiz
  • Brennendes Gefühl
  • Schwellungen

Bei sogenannten Typ-1-Allergien auf Latex entstehen die Hautrötungen und Quaddeln bereits wenige Minuten nach der Berührung mit der Haut.

Es kann auch zu weiteren Symptomen kommen, wenn Allergene aus den Latexprodukten mit den Schleimhäuten der oberen Atemwege in Kontakt kommen. Allergene können etwa eingeatmet werden oder in die Augen gelangen. Bei zahnärztlichen Eingriffen mit Latexutensilien im Mund- und Gesichtsbereich treten unter Umständen dann folgende Symptome auf:

  • Reizhusten
  • Atemnot
  • tränende und brennende Augen
  • laufende Nase

Latexallergie: Was ist das?

Als Latexallergie werden übertriebene Immunreaktionen unseres körpereigenen Abwehrsystems auf Stoffe in Latexprodukten bezeichnet. Latexprodukte beinhalten Naturkautschuk. Wie auf viele andere natürliche Stoffe kann unser Immunsystem auch auf Naturlatex sensibel reagieren und Abwehrreaktionen einleiten. Bei Kontakt mit Latex oder Naturgummi kann es dann bei einigen Menschen zu allergischen Reaktionen wie Rötungen kommen.

Bei allergischen Reaktionen spielt das Immunsystem verrückt. Normalerweise dient es dazu, körperschädliche Stoffe zu bekämpfen. Manchmal identifiziert es aber auch völlig harmlose Stoffe aus der Umwelt als Gefahr. 

Werden etwa Bestandteile aus dem Latex als Schadstoffe erkannt, springt das Immunsystem in Aktion und setzt Antikörper frei. Häufig tritt dann der Antikörper Immunoglobin E (IgE) auf den Plan. IgE geben dann das Signal an den Körper, Entzündungsstoffe auszuschütten, um die vermeintlichen Schadstoffe zu bekämpfen. Je nachdem wo und wie die Schadstoffe in den Körper gelangen, treten dann spezifische Reaktionen auf. Die Latexallergie tritt hauptsächlich als Kontaktallergie auf, Symptome beschränken sich dann in der Regel auf die Stellen der haut, die mit dem Naturgummi in Kontakt gekommen sind.

Wie häufig kommen Latexallergien vor?

Tatsächlich sind Latexallergien gar nicht selten. Zwar spielen sie im gesamtgesellschaftlichen Durchschnitt laut Deutschem Allergie- und Astmabund e. V. mit etwa 2 Prozent nur eine geringe Rolle, in bestimmten beruflichen Kontexten gehört die Latexallergie aber fest schon zur Berufskrankheit.

Das Deutsche Ärzteblatt hatte in Ausgabe 18 im Jahr 1999 bereits Studienergebnisse veröffentlicht, die darauf hindeuteten, dass Latexallergien und Latexsensibilisierungen im medizinischen Umfeld häufig vorkommen würden. 

Unter 370 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen einer großen süddeutschen Klinik wurden bei 15,1 Prozent der Befragten Latexallergien und Latexsensibilisieung festgestellt. Von den 102 befragten Ärzten und Ärztinnen der Klinik hatten 22,5 Prozent eine Latexallergie oder reagierten zumindest sensibel auf Latex.

Menschen, die berufsbedingt immer wieder in langem Kontakt mit Latex sind, scheinen offenbar häufiger Latexallergien zu entwickeln.

Was ist Latex überhaupt? Alles, was Sie über Latex wissen müssen

Kautschukbaum, aus dem Latex tropft© iStock/PeskyMonkey

Mit Latex wird eigentlich der weiße, dickflüssige Milchsaft bezeichnet, der aus einigen Pflanzen austritt, wenn sie angeschnitten werden. Latex ist ein lateinischer Begriff und bedeutet nichts anderes als „Flüssigkeit“. Der weiße, klebrige Milchsaft des Kautschukbaums enthält zwischen 25 und 35 Prozent Naturkautschuk. Aus diesem gummiartigen Stoff kann durch industrielle Aufbereitung Gummi hergestellt werden. Latex, Naturkautschuk und Gummi werde daher im Volksmund oft als Synonyme verwendet.

Heute werden Kautschukbaumplantagen vor allem in Süd- und Südostasien, und Mittel- und Südamerika betrieben. Arbeiter und Arbeiterinnen ritzen die Rinden der Bäume an. Das austretende Latex wird mit Eimern aufgefangen und zur Weiterverarbeitung abtransportiert. Zu den drei größten Kautschukproduzenten gehören Thailand, Indonesien und Malaysia.

Mögliche Behandlung der Latexallergie

Bei Latexallergien gilt es vor allem um eines: Kontaktvermeidung! Brechen aber dennoch Pusteln, Quaddeln und Rötungen aus, kann mit Kortisonsalben behandelt werden. Kortison hat einen immunhemmenden Effekt und helfen, das überreagierende Immunsystem auszubremsen. Dank der Kortisonsalben oder -tabletten wird die Ausschüttung von Histaminen verringert. Es kommt dann zu einer Verringerung der Immunreaktion.

Tipps im Umgang mit Latexallergie

Bei einer Latexallergie ist es wichtig, den Kontakt mit Latexprodukten zu vermeiden und geeignete Alternativen zu verwenden. Hier sind einige Tipps, um mit einer Latexallergie umzugehen:

  1. Informieren Sie sich über Latexprodukte: Latex kommt in vielen Produkten vor, wie z.B. Handschuhen, Ballons, Kondomen, Kleidung, medizinischen Geräten und Spielzeug. Achten Sie auf Produktetiketten und fragen Sie bei Bedarf nach latexfreien Alternativen.
  2. Verwenden Sie latexfreie Produkte: Es gibt viele Alternativen zu Latex, wie z.B. Vinyl, Nitril oder Neopren. Wählen Sie diese Materialien für Handschuhe und andere Alltagsgegenstände aus.
  3. Informieren Sie Ihre Ärzte und Zahnärzte: Teilen Sie Ihrem medizinischen Personal mit, dass Sie eine Latexallergie haben, damit sie entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen und latexfreie Materialien verwenden können.
  4. Tragen Sie ein medizinisches Warnarmband: Ein solches Armband kann im Notfall lebensrettend sein, indem es medizinisches Personal schnell über Ihre Allergie informiert.
  5. Vermeiden Sie Lebensmittel, die Kreuzallergien auslösen können: Einige Menschen mit Latexallergie reagieren auch auf bestimmte Lebensmittel wie Bananen, Avocados, Kiwis, Papayas und Kastanien. Wenn Sie feststellen, dass diese Lebensmittel bei Ihnen allergische Reaktionen auslösen, sollten Sie sie meiden.
  6. Reduzieren Sie die Exposition gegenüber Allergenen: Halten Sie Ihr Zuhause sauber und staubfrei, um die Wahrscheinlichkeit von Allergenen in der Luft zu verringern.
  7. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Antihistaminika oder andere Medikamente: Diese können helfen, allergische Reaktionen zu lindern, wenn sie auftreten.
  8. Erstellen Sie einen Notfallplan: Stellen Sie sicher, dass Sie wissen, was zu tun ist, wenn Sie versehentlich mit Latex in Kontakt kommen und eine allergische Reaktion haben. Dies kann die Einnahme von Medikamenten, den Besuch eines Arztes oder den Gebrauch eines Adrenalin-Autoinjektors (EpiPen) beinhalten.
  9. Informieren Sie Familie, Freunde und Kollegen: Es ist wichtig, dass die Menschen in Ihrer Umgebung über Ihre Latexallergie Bescheid wissen, damit sie im Notfall helfen können und darauf achten, keine latexhaltigen Produkte in Ihrer Nähe zu verwenden.
Eine Hand in Latexhandschuhen hält die Hände eines Patienten mit allergischem Ausschlag© iStock/Andrzej Rostek
Eine Latexallergie an den Händen kann sich durch Rötungen und Ausschlag bemerkbar machen.

Latexallergie: Welche Alternativen gibt es, wenn ich allergisch auf Kondome reagiere?

Kontaktallergien können natürlich auch im Genitalbereich entstehen. Menschen, die sensibel auf Naturlatex reagieren, haben mitunter schon sehr unangenehme Erfahrungen mit Kondomen gemacht. Besonders die empfindlichen Schleimhäute der Vagina können stark auf Allergene aus dem Latex von Kondomen ansprechen. Es kommt dann zu Juckreiz und schmerzhaft brennenden Gefühlen in und an der Scheide.

Auch bei Männern treten mitunter Latexallergien am Penis auf. Es bilden sich dann am Schaft und der Eichel Rötungen und Quaddeln mit Juckreiz, Schwellungen und brennenden Hautreizungen. Solche Latexallergien sind bei Männern aber eher selten.

Bestehen tatsächlich bekannte Latexallergien, kommen herkömmliche Kondome oder Femidome zur Verhütung und Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten nicht mehr infrage. Das ist aber lange noch kein Grund, komplett auf sie zu verzichten. Es gibt mittlerweile in jeder Drogerie oder Apotheke latexfreie Kondome und Femidome. Diese bestehen aus künstlich hergestelltem Gummi auf Erdölbasis.

Wenn es nur um Verhütung geht, kommen noch viele andere Optionen infrage, die auch bei Latexallergien anwendbar sind, etwa das Verhüten mit Basaltemperatur oder Kupferspirale.

Femidom ohne Latex online kaufen

Femidome sind Kondome für Frauen, die vor dem Geschlechtsverkehr in die Vagina eingeführt werden. Dank moderner Herstellungsverfahren sitzen die Femidome heute sicherer denn je. Wer sensibel oder gar allergisch auf Latex reagiert, kann Femidome ohne Latex auch ganz bequem online kaufen.

Kondome ohne Latex bequem bestellen

Speziell für Personen mit Latexallergie gibt es mittlerweile viele Produkte, die komplett auf das Naturgummi verzichten. An Sicherheit und Gefühlsechtheit wird dabei aber nicht gespart. Latexfreie Kondome können Sie bequem online kaufen oder in Supermärkten und Apotheken finden.

Welche Ursachen lösen die Allergie aus?

Warum genau Allergien entstehen und welche Menschen anfälliger für bestimmte Stoffe aus der Natur sind, ist in der Forschung noch nicht restlos geklärt. Leider müssen wir uns auch hier mit der vorübergehenden Antwort vertrösten, dass viele Allergien wohl einfach Veranlagung sind.

  • Bei der Latexallergie, oder besser gesagt der Allergie gegen Naturklatex, ist aber bekannt, dass regelmäßiger und früher Kontakt zu einer Sensibilisierung führen kann. Kinder sollten also nur ganz selten mit Latexprodukten in Kontakt kommen. Auch medizinisches Personal ist verhältnismäßig häufiger von Latexallergien geplagt – kein Wunder, streifen sie sich doch täglich Latexhandschuhe über und kommen mit Naturkautschuk in Berührung.
  • Dass regelmäßiger Kontakt mit Latex zu einer Sensibilisierung führen kann, bei der das Immunsystem irgendwann mit Kontaktallergien überreagiert, ist ebenfalls bekannt. Menschen, die lange und regelmäßige mit latexhaltigen medizinischen Equipment behandelt werden – etwa mit Blasenkathetern – entwickeln öfter Kontaktallergien gegen Kautschuk.

Gibt es Kreuzallergien?

Menschen, bei denen Hautkontakt mit Naturlatex allergische Reaktionen auslöst, reagieren häufig auch allergisch auf andere Eiweiße, die denen des Naturlatex chemisch ähnlich sind. Bekannte Kreuzallergien bei einer Latexallergie sind etwa:

  • Reaktionen auf Ficus-Pflanzen wie etwa der Gummibaum
  • Kreuzallergien mit Kakteen oder Weihnachtsstern
  • auch Hanf und Oleander können Kreuzallergien auslösen

Reaktionen auf solche Pflanzen treten meist in Form gereizter Atemwege auf. Auch juckende und geschwollene Augen können durch Pflanzenfasern in der Luft ausgelöst werden.

Lebensmittel, bei denen es aufgrund ähnlicher Eiweißstrukturen zu Kreuzallergien kommen kann, sind: 

  • Kartoffeln
  • Buchweizen
  • Esskastanien
  • Tomate
  • Sellerie
  • Paprika
  • Haselnuss
  • Walnuss
  • Cashew

Besonders viele Kreuzallergien kommen bei Früchten und Obst vor. Hier sind Reaktionen bekannt bei:

  • Kiwi
  • Avocado
  • Feigen
  • Banane
  • Mango
  • Papaya
  • Maracuja
  • Wassermelone 
  • Datteln