Dauererektion: Ab wann ist Priapismus gefährlich?

Schmerzhafte Erektionen, die länger als zwei Stunden auch ohne Erregung und Stimulation anhalten, werden als Priapismus bezeichnet. Doch wie kommt es zu der Dauererektion und ab wann ist sie gefährlich? Wir erklären, welche ernsten Erkrankungen verantwortlich sein können. 

Mann hält sich die Hände schützend vor den Intimbereich© iStock/Diy13
Eine Dauererektion kann schmerzhaft sein. Aber ab wann ist sie gefährlich?

Die Erektion des männlichen Glieds ist ein typisches Zeichen für sexuelle Erregung und überhaupt erst die Grundvoraussetzung für vaginalen Geschlechtsverkehr und die Fortpflanzung. Als Priapismus wird eine schmerzhafte Dauererektion des Penisses bezeichnet, bei der das Glied mehr als zwei Stunden steif bleibt. Ein Priapismus ist schmerzhaft und nicht mit Lust und Erregung verbunden. Es wird zwischen zwei Formen des Priapismus unterschieden: Dem High-Flow-Priapismus, bei dem eine Fistel vorliegt, die zu einem erhöhten Blutfluss in den Schwellkörper des Penis führt und den Low-Flow-Priapismus, der durch einen gestörten Blutabfluss aus den Schwellkörpern des Penis verursacht wird.

Dauererektion: Ab wann ist sie gefährlich?

Eine solche Dauererektion ist immer ein medizinischer Notfall und sollte umgehend behandelt werden, sonst kann es zu Gewebeschäden kommen. Etwa die Hälfte aller Fälle von Priapismus entstehen ohne eindeutige Ursache, allerdings kann die schmerzhafte Versteifung unter ärztlicher Versorgung wieder beseitigt werden. Die andere Hälfte der Dauererektionen deuten aber meist auf schwere zugrundeliegende Erkrankungen hin. In diesem Fall spricht man von einem sekundären Priapismus. Häufige Ursachen sind dann etwa:

  • Krankhafte Blutveränderungen wie Leukämie
  • genetisch bedingte Blutkörperveränderungen wie Sichelzellenanämie oder Thalassämie
  • Schäden und Verletzungen des Nervensystems etwa durch Diabetes, Multiple Sklerose oder auch Bandscheibenvorfälle
  • Syphilis
  • Nervenschäden durch Verletzungen des Rückenmarks oder am Penis selbst
  • Nebenwirkungen von Medikamenten (Psychopharmaka oder Blutdruckmittel)
  • Tumore, Peniskarzinome und Peniskrebs
  • Alkohol- und Drogenmissbrauch

Symptome der Dauererektion sind natürlich zuallererst eine länger als zwei Stunden anhaltende Erektion, bei der die Eichel sich in den meisten Fällen nicht vergrößert. In den meisten Fällen sind die Erektionen sehr schmerzhaft. Der Penis biegt sich durch die starke Schwellung nach oben. Hält der Priapismus sehr lange an, kommt es nach einigen Stunden in der Regel zur bläulichen Verfärbung der Vorhaut, der Eichel und des ganzen Penisschafts

Wenn die Dauererektion auf Peniskrebs hindeutet

Auch Peniskrebs oder Peniskarzinome können schmerzhafte Dauererektionen auslösen. Wenn Tumore sich im Gewebe des Penis bilden und in die Schwellkörper hineinwachsen, kann es zu dauerhaften Erektionen kommen. Bilden sich Tumore im Penis, die die Blutzufuhr oder den Blutzufluss in den Penis stören, staut sich mitunter Blut in den Schwellkörpern. Auch dann kommt es zum Priapismus. 

Weitere typische Symptome des Peniskrebses sind Veränderungen an der Haut und der Eichel. Es sollte besonders auf folgende Anzeichen geachtet werden:

  • blutende Stellen, die immer wieder aufbrechen
  • kleine Verhärtungen der Haut und Knötchen auf der Eichel
  • kleine Geschwüre und sich ausbreitende Hautveränderungen

Männer sollten bei der täglichen Dusche und Badezimmerroutine einen ganz genauen Blick auf ihren Penis werfen. Durch regelmäßige Inspektionen können Hautveränderungen und Auffälligkeiten mitunter sehr früh erkannt werden. Entsteht ein Peniskarzinom im Gewebe des Glieds und ist von außen nicht sichtbar, helfen regelmäßige Tastuntersuchungen mit den eigenen Fingern, um Verhärtungen oder körnige Stellen zu erfühlen. Kommt es zum sekundären Priapismus, sollten Männer ohnehin schnelle ärztliche Hilfe aufsuchen. Ob Peniskrebs der Auslöser für die Erektion ist, wird dann ein Arzt oder eine Ärztin in einer genauen Diagnose feststellen können.

Behandlung von Priapismus und Therapie bei Peniskrebs

Bei der Behandlung eines Priapismus muss zunächst das gestaute Blut aus den Schwellkörpern des Penis entfernt oder zum Rückfluss angeregt werden. Erst nach der Behandlung der akuten und deutlichsten Symptome kann die Therapie der auslösenden Grunderkrankung begonnen werden. Bei dem Low-Flow-Typen der Dauererektion wird gestautes Blut oft mit einer Ampulle abgesaugt. Dabei werden die Schwellkörper mit einer Spritze punktiert und das Blut in die Ampulle aufgesaugt. Abschließend wird eine Kochsalzlösung injiziert, um die Gefäße auszuspülen. Auch Medikamente zur Gefäßverengung wie Adrenalin oder Noradrenalin können verabreicht werden, um das Blut wieder abfließen zu lassen.

In der medizinischen Behandlung kommen mitunter auch Shunts zum Einsatz. Shunts sind künstliche Abflussweichen, die operativ gelegt werden und erlauben den Abfluss des angestauten Blutes im Penis über eine benachbarte Vene oder Arterie erlauben.

Bei der selteneren High-Flow-Form der Dauererektion kommt es in den meisten Fällen zu einer spontanen Verbesserung des Zustandes. Um das Abschwellen des Penis zu unterstützen, arbeiten Ärzte und Ärztinnen häufig mit Kompressionen und Kühlungen. Auch entzündungshemmende Medikamente kommen zum Einsatz.

Natürlich sollte immer untersucht werden, was die genaue Ursache des Priapismus ist. Handelt es sich tatsächlich um Peniskrebs als zugrundeliegende Erkrankung, muss das Peniskarzinom behandelt werden. Oberflächliche Peniskarzinome können oft operativ entfernt werden. Auch Laserbehandlungen werden als Therapie angewandt, um Tumore an der Oberfläche zu zerstören. Peniskrebs in tieferen Gewebeschichten und solche Peniskarzinome, die bereits die Harnröhre oder angrenzende Lymphknoten befallen haben, verlangen oft nach einer teilweisen oder vollständigen Amputation. Chemotherapien kommen nur in sehr späten Stadien der Erkrankung zum Einsatz, wenn Operationen zur Therapie nicht mehr möglich sind.