
Am Herbst scheiden sich die Geister. Die einen, die etwas missmutigen, grantigen Hausmeistertypen, können sich endlos darüber aufregen, wenn Blätter in den Hauseingang wehen oder Schuhsohlen mit feuchter Erde ihre Spuren auf den Fliesen hinterlassen. Die anderen hingegen, auch sonst eher die „Mein Glas ist halb voll“- Typen, schauen lachend in den Himmel. Sie freuen sich über den Wind, der ihre Drachen und mit ihnen ihre Träume auffliegen lässt. Und sie beobachten gern die Wolken, entdecken darin Tiere, Landschaften, Gesichter. Da Sie das Wetter ohne hin nicht ändern können: Entscheiden Sie sich, den Herbst optimistisch zu sehen.
Denken Sie mal nicht an Pfützen und graues Nieselwetter, sondern an die über 100 Sonnenstunden, die allein der Oktober laut Statistik des Deutschen Wetterdienstes verschenkt. An all die prallen, leuchtend roten Hagebutten und Vogelbeeren, die glänzenden Kastanien und das von orange bis violett flirrende Laub. Der Herbst ist die Jahreszeit mit den meisten Festen. Von Erntedank über Oktoberfeste und Halloween bis hin zu St. Martin häufen sich die Feiern, der Sommer wird verabschiedet und die nächste Saison begrüßt. Früher freuten wir uns nach dem arbeitsreichen Sommer über eine gut gefüllte Scheune und Speisekammer. Heu fürs Vieh, eingemachtes Obst und Gemüse für die Familie – der Winter konnte kommen, und in den nächsten Monaten würde sich das Leben drinnen abspielen. Zeit zum Nähen, Stricken, zum Ausbessern der Kleidung, zum Erzählen am Kamin, Freunde und Nachbarn hatten Muße für Beusche. Alle saßen warm und trocken. Wie wunderbar. Etwas von diesem Gefühl der Geborgenheit sollten wir uns ins Gedächtnis zurückrufen. Genau wie den Rhythmus der Jahreszeiten. Viele von uns haben dank ihrer Jobs in bei Gluthitze oder Sturmtief klimatisierten Büros vergessen, dass wir ein Teil der Natur sind.
Jetzt ist die Zeit, sich zu erinnern. Zeit, um Freunde zum Kochen einzuladen, in die Wanne zu steigen, wenn wir ausgekühlt heimkommen, und uns mal einen Sonntagnachmittag im Bett zu gönnen, einfach wegduseln, denn draußen passiert sowieso nicht mehr viel. So eine Pause tut auch gut, um aufzutanken und sich ein wenig auf sich selbst zu besinnen. Also: Genießen Sie diesen strahlend bunten Herbst!

„Die Natur macht nur mal Pause“
VITAL: Wie stellt sich der Körper auf die dunkle Jahreszeit ein?
Prof. Schatz: Wenn die Tage kürzer werden und das Tageslicht abnimmt, verändern sich die natürlichen biorhythmischen Vorgänge. Die Zirbeldrüse schüttet vermehrt Melatonin aus, dessen Produktion durch Licht unterdrückt wird. Es gilt als Schlafhormon. Wir sind müder, der Puls verlangsamtsich vielleicht ein wenig und der Blutdruck kann sinken. Genau wie nachts, wenn wir schlafen.
Vielen Menschen setzt die zunehmende Dunkelheit seelisch zu.
Es wird oft geschrieben, dass der Serotonin-Spiegel absinkt. Serotonin ist als stimmungsaufhellendes Hormon bekannt. Tatsächlich ist die Konzentration im Sommer, wenn es hell und warm ist, höher. Aber natürlich setzt der Herbst ab November der Psyche zu. Hormone hin, Hormone her – grüne Blätter und bunte Blüten machen fröhlicher als kahle Bäume und viel Grau.
Können wir etwas dagegen tun? Sofern das Stimmungstief Züge einer Depression annimmt, muss professionelle Hilfe her. Ein Arzt, ein Therapeut. Oft wird mit Erfolg eine Lichttherapie verordnet: Dabei setzt man sich vor eine extrem starke Lichtquelle mit 2000 bis 10 000 Lux. Zum Vergleich: Das übliche Kunstlicht in Räumen hat höchstens 500 Lux. Ist es keine anhaltende Depression, sondern eher eine melancholische Verstimmung, sollten wir uns klarmachen, dass wir Teil der Natur sind. Die Natur legt eine Pause ein, schöpft Kraft und erschafft sich im Frühling neu. Das kann uns Vorbild sein. Deshalb dürfen wir die Erwartungen ein bisschen zurückschrauben, dem Ruhebedürfnis nachgeben, mehr schlafen. Der beste Ausgleich, um die notwendige, auch berufliche Leistungsfähigkeit zu erhalten, sind Spaziergänge an der frischen Luft. Etwa in der Mittagspause. Sogar bei Regen bekommen wir eine Portion Licht ab. Bewegung ist immer gut – Tanzen oder Sport. Dabei werden sogenannte Glückshormone ausgeschüttet.
Haben wir im Herbst und Winter eigentlich vermehrt Heißhungerattacken?
Der Winterspeck hat weniger physiologische als psychologische Ursachen. Wenn es draußen ungemütlich ist, macht Essen doppelt Spaß. Wir belohnen uns für das Ertragen von Kälte und Dunkelheit mit Leckereien. Aber natürlich wärmt gutes Essen den Körper auch. Deshalb sind warme, ausgewogen zusammengesetzte Gerichte im Winter einem Salat vorzuziehen.


Geranientöpfe verschwinden im Keller, der Liegestuhl auch. In der Wohnung wird es jetzt heimeliger. Ein paar Tipps zum Umdekorieren: - Herbst-Akzente setzen Sie mit Kissenhüllen, die gedämpfte Farben wie Aubergine, Oliv oder Kastanie haben und aus anschmiegsamen Materialien wie Wolle, Samt oder Filz bestehen. Die Töne sollten zum Bezug Ihrer Polstermöbel passen. -Tauschen Sie den hellen, leichten, floral gemusterten Vorhang gegen einen schwereren in Herbsttönen aus, z. B. in sattem Orange oder warmem Rot. Das geht besonders leicht bei Vorhängen, die mit Ringen an einer Stange hängen. - Vielleicht passt ein kleiner Wollteppich auf Ihren Holzboden, auf dem könnten Sie dann auch sitzen. - Dimmer ermöglichen es, die Helligkeit Ihrer Lampen auf die benötigte Stärke einzustellen, und hüllen den Raum an Herbstabenden in gemütliches Licht. - Leuchtende Dahlien, Chrysanthemen und Brombeerzweige in einer Vase zeigen den Herbst von seiner schönsten Seite.

Biergarten, Beachclub, Bootshaus – alles geschlossen. Jetzt laden wir Freunde ein und kochen gemeinsam. Etwas, was wärmt. Unser derzeitiger Favorit (weil viele mitschnippeln können und alle satt werden):
Petersilienwurzelsuppe mit Sanddorn und gerösteten Kürbiskernen Das brauchen wir (für 4 Personen):
5 EL Olivenöl, 2 Zwiebeln (fein gewürfelt), 500 g Petersilienwurzeln (geschält, grob gewürfelt), 250 g Kartoffeln (geschält, grob gewürfelt), 2 Knoblauchzehen (fein gehackt), 1 l Gemüsebrühe, 200 ml Schlagsahne, 30 g Kürbiskerne, grobes Meersalz, Pfeffer, frisch geriebene Muskatnuss, 20 g Sanddornmark (ungesüßt, aus dem Reformhaus)
So bereiten wir die Suppe zu:
1. 3 EL Olivenöl in einem Topf erhitzen, Zwiebeln, Petersilienwurzeln, Kartoffeln und Knoblauch darin andünsten. Mit Brühe und Sahne ablöschen. Bei mittlerer Hitze zugedeckt 15 Minuten köcheln lassen.
2. Restliches Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, die Kürbiskerne darin 3 Minuten anrösten, mit etwas Meersalz würzen.
3. Suppe mit dem Pürierstab oder im Mixer fein pürieren. Mit Salz, Pfeffer, Muskatnuss abschmecken. Mit dem Sanddornmark beträufeln, mit den Kürbiskernen bestreuen und servieren.
Ehrenplatz
Der Herbst beschenkt uns reich mit seinen Farben und dem warmen goldenen Licht. Holen Sie sich etwas davon in Ihre Wohnung. Das ergibt eine hübsche Dekoration, und gleichzeitig räumen Sie dieser schönen Jahreszeit einen Ehrenplatz ein. Unser Vorschlag: Schmücken Sie einen zum Ring gebogenen, etwas stärkeren Draht mit Blättern, Hagebutten, Zapfen und den leuchtenden Fruchtständen der Lampion-Blumen. So entsteht ein toller Kranz als Wand- oder Tischschmuck. Oder legen Sie Moos, Kastanien, Eicheln, Rinde und andere Herbst-Schätze, die Sie finden, auf einen Teller. Davor platzieren Sie eine gelbe oder weinrote Kerze. Das sieht stimmungsvoll aus und versöhnt, wenn sich der Tag draußen für Grau entscheidet.
Musik rettet jeden Tag
Trotz aller guten Vorsätze sind Regen und Kälte an manchen Tagen einfach zu fies, um rauszugehen. Wir haben für diesen Fall eine Idee: Legen Sie eine Gute-Laune-CD ein und tanzen Sie. Im Wohnzimmer, in der Küche, im Bad. Das lockt die Glückshormone aus der Reserve. Außerdem kommen Ihnen fast sofort Gedanken an Sommer, Sonne und Urlaub in den Sinn, zumindest bei dieser CD.

Wie ein Murmeltier
Im Bett ist es so gemütlich! Darum bleiben wir in der dunklen Jahreszeit gern ein bisschen länger drin. Der zweite Grund: Wir sind tatsächlich müder und „schlafen im Schnitt pro Tag 30 Minuten länger als im Frühjahr und Sommer“, so der Schlafforscher Professor Dr. Jürgen Zulley. „Es ist davon auszugehen, dass auch der Mensch noch Reste vom Winterschlaf aufweist.“ Kein Wunder, war doch bei Steinzeitmenschen das Nahrungsangebot in der kalten Jahreszeit knapp. Da war es eben sinnvoll, sich in die Höhle zurückzuziehen.
Laub ist Laub ist Laub
Draußen ziehen dicke Wolken vorbei und Ihnen will gerade die Decke auf den Kopf fallen. Da hilft eine Kurzmeditation: Sie bringt neue Gelassenheit. Sogar bei der Garten- oder Hausarbeit. Denn gerade monotone Tätigkeiten eignen sich zum Meditieren. Der bekannte japanische Zen-Meister Professor Suzuki (1870–1966) sagte: „Meditation beginnt mit dem Bodenputzen und sie endet mit dem Bodenputzen.“ Heißt: Mit der wiederkehrenden Bewegung stellt sich Ruhe ein. Probieren Sie es beim Laubfegen. Gedanken, die nicht damit zusammenhängen, vorbeiziehen lassen und wieder zum Laub zurückkehren. Konzentrieren Sie sich auf Ihr augenblickliches Tun, nicht auf das Vorher und nicht auf das, was Sie anschließend tun möchten.
Augen zu, Ohren auf
Eingekuschelt auf dem Sofa ist jetzt Hochsaison für Hörbücher. Romantisch: „Die schönsten Märchen“ der Brüder Grimm (4 CDs, der Hörverlag, 14,99 Euro). U.a.lesen Matthias Habich, Miroslav Nemec und Anna Thalbach 23 Klassiker. Erinnern Sie sich, dass der Froschkönig nicht geküsst, sondern an die Wand geworfen wurde? Zeit, mal wieder reinzuhören. Ergreifend und spannend ist das Dreier-Hörbuch „Zwischen Meer und Ewigkeit“ (12 CDs, Ran- dom House Audio, 29,99 Euro): Otto Sander liest wahre Erzählungen von Kapitänen, die Orkane durchschifft haben, Sebastian Koch den Jack-London-Roman „Der Seewolf“, und der Roman von Alex Capus schildert die Geschichte von drei Werftarbeitern, die ein zerlegtes Dampfschiff nach Afrika bringen und es dort zusammenbauen sollen.
Selbstlesern empfehlen wir das „Herbsttagebuch“ von Kerstin Hohlfeld (Gmeiner-Verlag, 344 Seiten, 11,90 Euro): Liebe, zwei Männer, ein Familiengeheimnis – da steckt alles drin, was ein Schmöker braucht.
Der Vital-Tipp: Gute Laune mit der aktuellen Herbstmode auf fuersie.de