
Einschlafen, während der Partner im Bett bereits Bäume zersägt? Schwierig bis unmöglich. Darum ziehen viele Frauen von notorischen Schnarchern nachts regelmäßig aufs Sofa um. Doch längst haben Scchnarcherinnen die vermeintliche Männerdomäne erobert: Zwar schnarchen im Alter von 30 Jahren fast 50 Prozent der männlichen Bevölkerung, doch 20 bis 30 Prozent der gleichaltrigen Frauen halten locker mit. Nach den Wechseljahren sägen sogar fast 40 Prozent der Frauen mit.
Wie reagieren Sie, wenn Ihr Partner neben Ihnen schnarcht? Haben Sie besondere Tipps oder sich vielleicht für getrennte Schlafzimmer entschieden? Diskutieren Sie mit uns auf Facebook!
Erster Schritt: die Schlaflage verändern
Als Grund für das nervenzerrende ratternde Schnarchgeräusch findet sich oft eine zu schlaffe Rachenmuskulatur, die beim Einatmen im Luftstrom vibriert. Der Schnarchende merkt das nicht, doch die Schlafqualität des anderen Schläfers im selben Bett leidet erheblich. Dabei genügt oft eine leichte Änderung der Schlafhaltung – aus der Rücken- in die Seitenlage –, um dieses einfache Schnarchen zu stoppen.

Kleine Atemaussetzer und ihre großen Folgen
Doch bei etwa 800 000 Deutschen verschließt sich der Rachen ganz. Sie leiden unter dem Obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom (OSAS): Der Luftstrom in die Lunge wird unterbrochen, das führt zu häufigen Atemstillständen – bis zu 100 pro Stunde. In schweren Fällen setzt die Atmung sogar zu drei Viertel der gesamten Schlafdauer aus. Wird der Sauerstoffmangel zu groß, registriert der Körper die Notlage und veranlasst, dass der Schläfer kurz erwacht. Dann schafft sich der Atemstrom mit einem schnappenden Schnarchgeräusch wieder einen Weg durch den Rachen. Dass der Schnarcher nach so einer Nacht alles andere als ausgeruht erwacht, versteht sich von selbst. Weitere Folgen eines OSAS: Durch den Sauerstoffmangel erhöht das Herz seine Pumpleistung, und durch das Aufschrecken werden Stresshormone ausgeschüttet. Beides fördert Bluthochdruck. Auch Potenzstörungen, Diabetes und Depressionen werden in einen Zusammenhang mit einer Schlafapnoe gebracht.
Jetzt aber unbedingt zum Arzt gehen!
„Deshalb sollte sich jeder, der unter nächtlichen Atemaussetzern leidet, dringend behandeln lassen“, warnt Prof. Andrea Rodenbeck, Schlafmedizinerin an der Charité Berlin. Als möglicher Auslöser kommt starkes Übergewicht in Betracht: Zu viel Körperfett im Hals- und Kinnbereich kann den Luftweg abdrücken. In dem Fall steht eine Diät an erster Stelle. Bei einem mittelschweren bis schweren OSAS bietet sich eine Beatmungsmaske an: Das kleine Gerät bläst über einen Verbindungsschlauch und eine Maske Raumluft in die oberen Atemwege. Im Rachen baut sich ein leichter Überdruck auf, der ein Zurückfallen der Zunge und Zusammenfallen der oberen Atemwege verhindert. Nachteil der erprobten Methode: Die Maske muss jede Nacht getragen werden, doch jeder Dritte empfindet sie als störend und lässt es bleiben.
Manchmal kann der Zahnarzt helfen. „Eine sogenannte Unterkiefer-Protrusionsschiene gehört zu den Therapie- Leitlinien der Schlafmedizin“, erklärt Dr. Susanne Schwarting, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Zahn̈rztliche Schlafmedizin. „Die individuell angepasste Zahnschiene schiebt den Unterkiefer um wenige Millimeter nach vorn. Dadurch strafft sich der Rachenraum, was ein Zurückfallen der Zunge verhindert. Die besten Erfolge erzielen wir bei Patienten mit leichter Schlafapnoe.“
Wussten Sie, dass Frauen anders auf Schnarchen reagieren als Männer? Männer gehen mit einer schnarchenden Partnerin wenig zimperlich um: Sie wecken Sie auf. "Frauen hingegen stellen den Schlaf ihres Partners meist über den eigenen", fand die britische Soziologin Susann Venn heraus.
OP-Methoden im Überblick
Wer weder Atemmaske noch Zahnschiene tragen möchte, kann eine Operation in Betracht ziehen. Dabei wird z.B. das sogenannte Gaumensegel gestrafft oder Gaumengewebe verödet, oder es werden verstopfte Nasenwege geweitet. Allerdings kann kein Arzt garantieren, dass einer dieser operativen Eingriffe die Atemstillstände stoppt; die Erfolgsquoten liegen jeweils bei etwa 50 Prozent. Ein neues Verfahren weckt jedoch Hoffnung: An der Charité wurde europaweit erstmals ein Zungenschrittmacher implantiert, der Atemstillstände im Schlaf und das Schnarchen unterbindet. Während des Schlafes überwacht das System den Atemrhythmus und sendet bei Bedarf einen leichten Elektroimpuls an den Nerv, der die Zungenmuskulatur kontrolliert. Diese Stimulation bewegt die Zunge leicht nach vorn. Ein Atemwegsverschluss wird verhindert, ohne den Patienten zu wecken. „Ein großer Fortschritt in der Behandlung der Schlafapnoe“, urteilt der Berliner Schlafforscher Dr. Alexander Blau. „Im Gegensatz zur Therapie mittels Beatmungsmaske wird die nächtliche Bewegungsfreiheit des Betroffenen nicht mehr eingeschränkt.“
Bei einfachen Schnarchstörungen (ohne Atemaussetzer) können Sie sich oft selbst helfen:
- Führt ein leicht verengter Naseneingangs- bereich zu nächtlichen Nasengeräuschen, kann ein interner Nasenerweiterer ein freieres Atmen ermöglichen (z. B. „Nasanita Nasenschmetterling“).
- Ein Ring (z. B. „AntiSnor“), den Schnarcher nachts am kleinen Finger tragen sollen, stimuliert zwei Akupressurpunkte, die den Energiefluss regulieren und das Schnarchrisiko senken.
- Röchelgeräusche geben auch vergrippte Leute mit verstopfter Nase von sich. Dann hilft ein Erkältungssirup mit Doxylamin und Ephedrin: Er befreit die Nase und wirkt nebenbei leicht schlaffördernd (z. B. „Wick MediNait“).
- Exotisch: Ein Didgeridoo, das Blasinstrument der australischen Ureinwohner, erfordert zum Spielen bestimmte Zungen- und Rachenübungen – und die straffen das Gaumensegel. So wird eine milde Schlafapnoe gelindert, fand Geraldo Lorenzi-Filho heraus, ein Schlafforscher der Universität São Paulo.