
Sein Leben konnte er sich nicht schöner vorstellen: Der junge Matthias Beck, Junior-Europameister im Dressurreiten, steht kurz vorm Abschluss seines Medizinstudiums. Hand in Hand spaziert er mit seiner Freundin über die Felder in der Nähe eines Gestüts bei Hannover. Da trifft es ihn wie ein Blitzschlag: „Plötzlich wusste ich, dass es mehr gibt als all das. Dass eine Kraft mich hält. Dass etwas sich stark verändert hat.“
Wunder kommen ungeplant
Jeder kann den magischen Moment erleben
Hören Sie auf die innere Stimme
Offen sein für Veränderungen
Nüchterner erklärt Psychotherapeut und Traumaexperte Dr. Christian Lüdke den magischen Moment: „Im Gehirn werden bei einem solchen Erlebnis durch den Schock Denken, Fühlen und Handeln voneinander entkoppelt und viel Adrenalin und körpereigene Opiate ausgeschüttet. Der Mensch wird auf sein Ursprünglichstes zurückgeworfen. Mitten in der Stressreaktion suchen wir nach Bildern. Je klarer uns diese Bilder vom eigenen Leben vor Augen stehen, umso leichter ist es, die Zukunft danach auszurichten, etwas Erneuerndes zu tun.“
Veränderungen im Leben sind notwendig
Ob Kairos, Schock oder magischer Moment: Um das für sich nutzen zu können, müssen sich die Personen, da sind sich beide Experten einig, Zeit nehmen, um Abstand zum Erlebten zu gewinnen. Dann mit einem Vertrauten darüber sprechen, um das Ereignis zu reflektieren und in die Lebensgeschichte einzufügen. Auch das ist eine Besonderheit magischer Momente: Danach weiterzumachen wie bisher scheint fast unmöglich. Beck: „Hat einmal ein Umbruch stattgefunden, muss man ihm folgen, weil es einem sonst nicht gut geht. Der Weg kann steinig sein, aber am Ende winkt ein Leben in Fülle.“
Aus der Narkose ins neue Leben

Ein anderer sagte: „Dann bekommt sie halt eine neue Leber.“ Ich war hoffnungslos, dachte, ich würde sterben und mein Kind ... Aber ich erwachte wieder aus der Vollnarkose, in einer 60 Kilometer entfernten Transplantationsklinik. Als ich zu mir kam, sagte die Krankenschwester: ,Sie haben eine neue Leber bekommen. Ihr Baby ist wohlauf. Sie hatten so viel Pech, aber auch so viel Glück.‘
Sie liebte ihr weltliches Leben

Eine unsichtbare Indianerin half
Wenn ich an meinen magischen Moment denke, spüre ich noch heute seine Kraft. Ich steckte mitten in einer Lebenskrise und wollte einfach nur raus. Meine Kinder waren 5 und 6 Jahre alt. Eine schwierige Ehe und ein zermürben- der Trennungskampf lagen hinter mir. Ich fuhr mit dem Auto allein in die Schweiz, nahm mir ein Zimmer in einer kleinen Pension. Dort streifte ich durch die Natur, genoss die Kraft der Berge. Eines Abends lag ich im Bett, wach, aber entspannt.

Die Indianerin lud mich zu sich ein und sagte, sie werde mich dabei unterstützen, wieder zu mir selbst zu finden und stark zu sein. Dann stieg ich wieder hinauf. Obwohl sich dieses Erlebnis mit dem Verstand nicht erklären lässt: Ich fühlte mich überhaupt nicht verstört, sondern war vielmehr zutiefst dankbar und gerührt. Gestärkt kehrte ich aus dem Urlaub zurück. Ich wusste, dass ein anstrengender Weg vor mir lag. Ich trennte mich endgültig von meinem Mann und erzog meine Kinder allein. Doch von da an half mir die Spiritualität. Heute helfe ich als Schamanin anderen Menschen und kann davon leben.“