
Kreativ mit Holz
„Kein Plan, kein Ziel, den Kopf ausschalten. Das ist das Wichtigste beim Kreativsein“, legt uns Workshop-Leiter Karlheinz Köpfer gleich ans Herz. Am großen Gartentisch mit Blick auf die Walnussbäume hält er Lagebesprechung, bevor es losgeht. „Holz hat sowieso einen eigenen Willen.

Wenn ihr versucht, ihm euren aufzuzwingen, funktioniert es nicht.“ Sabine, Anfang 50, nickt. Die Kunstpädagogin aus Seligenstadt ist schon zum zweiten Mal hier auf dem ehemaligen Bauernhof im hessischen Bürstadt. Ebenso Claudia, die 35-jährige Bauzeichnerin. Ingenieur Bernd, 59, möchte vor allem das riesige Reservoir an Werkzeug ausprobieren, das im Lager wartet.
Und ich? Ich bin gleich zu Anfang überrascht: Ein kleines Stück Holz wollte ich mir aus den im Hof gestapelten Fundstücken aus dem Wald, vom Rhein oder alten Streuobstwiesen aussuchen. Eines, das auf der Rückfahrt in den Rollkoffer passt. Und dann flüstert ein schulterhohes, bemoostes Stück Schwemmholz in mein Ohr: „Nimm mich!“ So ist das also mit dem eigenen Willen. Maschinen haben den auch. Deshalb: „Immer beide Hände am Werkzeug, Handschuhe an, Schutzbrille auf.“ Karlheinz leitet an, regt an, passt auf, macht vor: „Mit der Flex lässt sich hervorragend Holz abtragen. Aber sanft an die Sache gehen, mit einer Wiegebewegung.“ Auch beim Arbeiten mit dem Handbeitel, einer Art Stecheisen, sollen wir locker in den Handgelenken bleiben. Die Späne fliegen, es brummt, hämmert, dröhnt.
Sabine befreit ein langes, geschwungenes Stück Robinienholz von der Rinde, Claudia führt eine Diskussion mit ihrem Wurzelstock. Die harte Eibe ist selbst der Flex gegenüber widerspenstig. Bernd werkelt an einem hohlen Holzstamm, und ich stoße auf Morsches unterm Moos. „Schwemmholz ist oft problematisch, aber trag erst mal alles ab, da ist noch genug Holzsubstanz“, tröstet mich Karlheinz beim Brunch.
Wir essen selbst gebackenes Brot, Quiche und andere Leckereien von Ehefrau Gaby. Dann fragen wir den 59-jährigen Betriebswirtschaftler aus, der keine Lust mehr auf Zahlen hatte und vor fünf Jahren seine Leidenschaft zum Beruf machte:

Warum er zum Beispiel rät, nicht gegenständlich zu arbeiten? „Weil Wollen und Können schnell auseinandergehen und das frustrieren kann. Weil abstrakte Skulpturen offen sind für verschiedene Interpretationen und damit die Fantasie anregen.“ Warum viel mehr Frauen als Männer buchen? „Weil den Männern ,schön‘ allein meist nicht ausreicht. Sie wollen etwas mit Zweck.“ Und war um das hier süchtig macht? Das müssten wir selbst herausfinden, sagt er. Über die Antwort sind wir uns am Ende einig: Weil wir Zeit und Raum so schnell vergessen. Weil es so viel Spaß macht. Und weil wir jetzt alle ein bisschen verliebt sind in ein Stück Holz, das ganz schön viel mit uns zu tun hat.
Infos: Wochenend-Workshop von Fr 14 Uhr bis So 14 Uhr, ab 250 Euro.
Wochen-Workshop Di, Mi, Do je 9 bis 17 Uhr, 350 Euro. Inkl. Brunch, Kaffee und Kuchen. Unterkunft in Hotels oder Appartements in der Umgebung. Maximal 6 Teilnehmer.
Dr. Karlheinz Köpfer, Zur Freilichtbühne 4, 48268 Greven, Tel. 06257-9709166; www.skulptour.eu
Edelweiß schnitzen in Bad Gandersheim

Zarte Blüten aus Lindenholz
Außer der Lust zu schnitzen müssen Teilnehmer nichts mitbringen: Lindenholz und Schnitzmesser liegen bereit, wenn August Schmitt in die Kunst des Edelweißschnitzens einführt. Er belebt mit seinen Tageskursen ein altes Kunsthandwerk neu. Früher schnitzten Holzknechte die zarten Blüten. Heute interessieren sich auch immer mehr Frauen, vor allem aber Männer, dafür. Obwohl es für die meisten ungewohnt ist, ein Kerbschnitzmesser in der Hand zu halten, sind nach acht Stunden doch einige schöne Edelweiße entstanden. „Weitermachen kann dann jeder für sich allein – Holz und Messer gibt es überall“, sagt August Schmitt.
Infos: Über www.mehr-alswerkzeug. de (Workshops/Holzbearbeitung/ Schnitzen)
Steinbildhauern im Homburger Land
Skulpturen gestalten
Die Freude an der Form bringt Menschen zusammen, die Steinbildhauern ausprobieren möchten. Bei gutem Wetter am liebsten auf einer Lichtung zwischen Fichten und Kiefern in Friedenthal im Bergischen Land. Die Alte Messerfabrik daneben haben der Bildhauer und Restaurator Rainer Pape und seine Frau Corinna zu einem kreativen Treffpunkt ausgebaut.

Ein ruhiger, idyllischer und inspirierender Ort, um Blöcken aus Kalk, Tuff, Sandstein oder Marmor neue Gestalt zu geben. Rainer Pape leitet die maximal zehn Kursteilnehmer an, ermutigt zaghafte Neulinge, zeigt den Umgang mit Handwerkszeug und kann viel Spannendes über Steine und ihre Bearbeitung berichten. Zum Beispiel, wie eine scharfe Kante gelingt. Bevor die Hände vom Hämmern und Klopfen lahm werden, heißt es „Pause!“. Dann kümmert sich Corinna Pape um das Wohlbefinden der Handwerker. Mit Mittagessen vom Biohof nebenan, mit Snacks und Getränken. Und nach getanem Werk mit Käse und einem guten Rotwein. Im Sommer draußen, wo die Wildschafe ums Backsteinhaus grasen und nur der murmelnde Bach zu hören ist. Und das zufriedene Seufzen der Kursteilnehmer: „Morgen muss ich vielleicht hier noch etwas wegfeilen ...“
Infos: 3-Tage-Seminar 295 Euro (inkl. Mittagsbüfett, Getränken, Werkzeugbenutzung, Schutzbrille). Plus Materialkosten, Übernachtungsmöglichkeiten in der Nähe. Tel. 0 22 47/ 25 55, www.friedenthal.de
Naturkunst in Schottland
Auf Sand gebaut
Farben, Formen, verschiedene Texturen – die Natur liefert alles, was Kunst braucht. Deshalb sind Steine, Sand, Lehm, Muscheln, Treibholz, Blätter und Beeren Ausgangsmaterialien des Kurses, der sich „LandArt“ nennt. Den Hintergrund für die Werke bildet die Landschaft an der Küste von Morayshire in Nordschottland. Dort sammeln die Teilnehmer am Strand, im Wald oder am Fluss die Zutaten und gestalten daraus ihre Objekte. Jeden Tag an einem anderen Ort in der Natur. Schön – und vergänglich.

Für Kursleiter Dietmar Voorwold liegt gerade darin der Reiz: „Wir lassen uns von unserer Intuition leiten, nutzen Licht und Schatten, die Gezeiten und erfahren mit ihnen den Rhythmus der Natur. Es ist ein Entstehen und Vergehen, ein Kreieren von Schönheit und schließlich Loslassen.“ In Vergessenheit geraten sollen die Werke aber nicht, deshalb endet der Kurs mit einer Fotoausstellung. Unterkunft bietet die Findhorn Foundation, eine berühmte 50 Jahre alte alternative Lebensgemeinschaft im „Cluny Hill College“, einem viktorianischen Haus.
Infos: 7 Übernachtungen, ab ca. 685 Euro (plus Flug), Tel. 01 74/1 4741 20, www.creations-in-nature.com
Filzen in Schwerte
Lustige Menagerie
Wer das alte, farblose Ergster Bahnhofsgebäude betritt, ahnt nicht, was für eine fröhlichbunte Welt sich im ersten Stock für ihn öffnet.

Es grüssen pinkfarbene Schweinchen, knallblaue Rochen, Mäuse mit lila Schleifen im Ohr, grasgrüne Schnecken mit hellblauen Fühlern und andere Wesen, die alle ein ansteckendes Lachen im Gesicht tragen: „filzfriedas“ Menagerie. Die Geschöpfe hat Katrin Schulz entworfen, und wer ihre Filzkurse besucht, kann sich von diesen munteren Kreationen inspirieren lassen. „Filzen ist ein beinahe meditativer Prozess“, erläutert die gelernte Grafik designerin.
Die sechs bis sieben Kursteilnehmerinnen streichen die mit Seifenwasser geschmeidig gemachte, ungesponnene Merinowolle erst glatt und kneten sie danach kräftig durch, um sie zu guter Letzt zu einem fröhlichen Filzwesen zu gestalten. Schon nach zwei Stunden können sich sogar Ungeübte über ein Windlicht aus Filz freuen. Taschen oder Schultüten dauern etwas länger, da wird schon bis zu acht Stunden dran gewerkelt. Aber, so hört Katrin Schulz immer wieder: „Das hätte ich mir schwieriger vorgestellt.“
Infos: Sonnabend-Kurs 49 Euro, Sa/So 98 Euro, Übernachtungsmöglichkeiten in Schwerte, filzfrieda by Eigenart, Tel. 0 23 04/25 73 69, www.eigenart-ergste.de
Leder bearbeiten in Österreich
Mit Drehmesser und Punziereisen
Die Leidenschaft von Renata Bock sind alte Handwerkstechniken. Ihr Wissen über Metalle, das Weben und vor allem Leder gibt sie in Workshops weiter. Ihr Schmuck aus Leder kombiniert alte Technik mit modernem Design – erlaubt ist, was gefällt.

Und ob ein Teilnehmer nun auf seinem Gürtel eine Schlange einarbeiten will oder sich eine Tasche fürs Laptop anfertigen möchte – Hauptsache, er hat seinen Spaß. „Punzieren“ heißt die Technik, bei der mithilfe von Modellierund Punziereisen sowie Drehmessern Muster in das naturbelassene Leder gedrückt werden. Bei schönem Wetter werkeln alle draußen, ansonsten bietet der Bocksche Hof am Rande von Oberfellabrunn im Weinviertel mit ehemaligen Stallungen große Räume. Und wer es zünftig mag, schlägt sein Zelt im Garten auf.
Infos: 5-Tage-Kurs inkl. Ü/VP/ Material 495 Euro, Tel. 00 43/6 64/1 20 46 05, www.bocksche-werkstatt.at
Mosaik legen in Frankreich

Farbenfrohe Stückwerke
Im lichtdurchfluteten großen Atelier von Susanne Struck staunen Neuankömmlinge nicht schlecht: Fliesen in strahlenden Orange- und Rottönen, in Blauschattierungen und leuchtendem Grün, Gelb und Violett stapeln sich hier. Daneben Edles wie Marmor, Glas, Porzellan. Alles Material für die nächsten Tage. An denen werden die Mosaikgestalter einen Entwurf für Spiegelumrahmung, Tischplatte oder Tablett zeichnen, sich mit Fliesenschneider, Kleber, Hammer und Zange anfreunden und sich zu guter Letzt über ein gelungenes Kunstwerk freuen. Wie im Flug vergeht der Wochenkurs im Burgund. Mittags steht ein leckeres Essen für die vier Handwerksschüler auf dem Tisch, das Ehemann Jan Elias zubereitet hat.

Das Paar hat einen alten Bauernhof in Brazey en Morvan mit Liebe zum Detail restauriert.
Die Kursteilnehmer können sich in ihren hübschen Zimmern ausruhen, aber auch zwischen den Lavendelbeeten im Garten. Oder sie erkunden auf Fahrrädern die wiesen reiche Umgebung. Zum Glück braucht der Fliesenkleber ja seine Trockenzeit.
Infos: Kurse von Mo bis Fr, 550 Euro, EZ ab 40 Euro, Tel. 00 33/3 80/84 06 32, www.mozayiko.eu
Terrazzo gestalten in Italien

Aus einem Guss
Kleine Tischplatten sind besonders beliebt. Anfänger im Terrazzo-Kurs von Christian Schöning können innerhalb der vier Kurstage eine fertigstellen. Ein Erfolgserlebnis, gerade weil nur vier bis fünf Stunden täglich an der Terrazzo-Platte gearbeitet wird. Wir sind ja schließlich in Italien. Und haben Urlaub! Terrazzo ist ein Steingussverfahren, bei dem mit Tonstücken oder -scherben, mit Zement in verschiedener Körnung und mit farbigen Mosaikstücken hantiert wird. Christian Schöning, Keramiker und Bildhauer: „Es ist nicht so anstrengend, wie manche denken. Und schließlich bin ich ja immer dabei.“
An den Tagen, an denen der Ton brennt oder der Guss trocknen muss, bleibt ausreichend Zeit, um die Eichenwälder, Olivenhaine und Wiesen rund um das alte Landhaus Casa Colle Cedro in den Marken zu erkunden.

Die Workshop-Teilnehmer wohnen hier, kochen zusammen in der Gästeküche, arbeiten drinnen oder draußen, und im Sommer kühlen sie sich mit einem Bad im kleinen Pool ab. „Zusammen leben und arbeiten, das haben wir uns immer gewünscht“, sagen Christian Schöning und seine Frau Michaela. Sie bieten in ihren Kursen mit maximal acht Kunst interessierten neben Terrazzo auch Keramik, Steinbildhauern und Malerei an.
Tipp: Am besten mit dem Auto anreisen, damit die Tischplatte unversehrt zu Hause ankommt.
Infos: Terrazzo-Kurs vom 14. bis 20. Oktober, inkl. Übernachtung, Material 450 Euro, Tel. 01 63/92 63 452, www.keramikkurse-italien.de
Glas schmelzen in Österreich
Die leuchten im Licht
Splitter, Scherben, geschnittene Stücke, zerriebenes Pulver – alles aus buntem Glas: Mit diesem Material arbeiten die fünf Teilnehmerinnen des Kurses „Glas Fusing“ im Kloster Schlierbach.

Und was entsteht unter ihren Händen? Häufig Glasbilder, die vor dem Fenster in der Sonne leuchten. Aber zuerst müssen sie nach dem Zusammensetzen bei 800 Grad in den Brennofen. In der Zeit legen die Kursteilnehmer eine Pause ein, schauen sich im Klosterhof um, besuchen die angeschlossene Käserei oder gehen im Dörfchen Schlierbach im Kremstal einen Kaffee trinken. Die Besucher wohnen in einfachen, aber zweckmäßig eingerichteten Zimmern – Glockenläuten inklusive.
Infos: Kurse von Fr bis So, 68 Euro plus Materialkosten, je nach Verbrauch ca. 150 Euro. DZ/F ab 35 Euro, Tel. 00 43/75 82/83 01 31 55, www.stift-schlierbach.at
Weben im Wendland
Mit Hand und Fuß Allein das Vokabular beim Weben muss einem erst einmal geläufig werden: Kette, Schuss, Litze, Blatt, schären, bäumen. Und dann die Koordination von linker und rechter Hand, wenn das Schiffchen hin- und hergeschoben wird.

Na, und erst die Füsse! Kein Wunder, dass es während der Webkurse im Werkhof im kleinen Dorf Kukate, zwei Stunden südöstlich von Hamburg, meist mucksmäuschenstill und nur das Klackern des aufeinanderschlagenden Holzes von Webrahmen und Schiff zu hören ist. „Tischläufer oder Gästehandtücher sind die beliebtesten Übungsstücke“, erzählt Inge Seelig, die die kleinen Kurse leitet. Wer sich in die Arbeit vertieft, findet seinen Rhythmus, das hat die Kunsthandwerkerin oft erlebt.
„Da verliert sich die anfängliche Angst.“ Und schließlich kann man sich zwischendurch im Kopfsteinpflaster-Hof unter den dicken Kastanien erholen, den Hühnern beim Picken zuschauen und ein Schwätzchen mit anderen Kunsthandwerkern halten. Wer möchte, übernachtet in einem der individuell ausgestatteten, netten Zimmer, versorgt sich in der Gästeküche selbst und erfüllt sich zumindest für ein paar Tage seinen Traum vom Landleben und ursprünglichen Handwerk.
Infos: 7-Tage-Kurs 242 Euro, Übernachtung ab 14 Euro, Tel. 0 58 49/4 68, www.kukate.de