
„Eine Spur Größenwahn gehört sicher dazu, um auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise eine Zeitschrift zu gründen. Vor allem, wenn man keine Ahnung vom Verlagsgeschäft hat und für seinen Traum den sicheren Job kündigt. Meine beiden Freundinnen und ich waren aber überzeugt, dass junge Frauen in Deutschland ein Magazin brauchen, in dem sie sich und ihre emanzipierte Haltung in Geschichten über Musikerinnen, Filmemacherinnen und Aktivistinnen, die die Welt retten, wieder finden. Wir waren auf geradezu unverschämte Weise sicher, dass wir die Leserinnen mit unseren Lieblingsthemen begeistern könnten.
Obwohl wir kein Geld für eine teure Marktanalyse hatten. Wir schickten unser Magazinkonzept bei einem Kreativwettbewerb ein und gewannen prompt den ersten Platz und ein Preisgeld von 25 000 Euro – verbunden mit der Auflage, das Geld innerhalb der folgenden zehn Monate in unser Projekt zu investieren. Es musste alles irrsinnig schnell gehen: eine Firma gründen, einen Redaktionsraum mieten, freie Mitarbeiterinnen finden und die Heftseiten mit coolen Rubriken, Kolumnen und feministischen Themen füllen. Einen Notfallplan hatten wir nicht. Wenn wir unser Magazin an die Wand gefahren hätten, hätte es uns das Herz gebrochen. Aber lieber drei tolle Ausgaben, als es gar nicht erst versucht zu haben.
Inzwischen sind wir zwei Jahre dabei, das ,Missy Magazine‘ liegt noch immer am Kiosk, und wir konnten die Auflage von 15 000 auf 20 000 verkaufte Hefte steigern. Und das Beste: Mittlerweile können wir sogar davon leben. Natürlich fahren wir keine dicken Kutschen, sondern Fahrrad, und wohnen in Studentenbuden und nicht im Loft an der Elbe. Uns war aber auch von Anfang an klar, dass es ein idealistisches Projekt wird, mit dem wir nicht reich werden. Wir sind glücklich, dass wir das Risiko eingegangen sind und uns auf dem hart umkämpften Zeitschriftenmarkt platzieren konnten.“