Im Aussehen spiegelt sich die Seele

Im Aussehen spiegelt sich die Seele

Wir haben Tatjana Strobel, Buchautorin von „Ich weiß, wer du bist“ (Knaur-Verlag, 208 Seiten, 8,99 Euro) ein paar Fragen rund um das Thema "Was unser Gesicht über uns verrät" gestellt. Hier kommen die Antworten.

Tatjana Strobel© Sebastian Brüll
Tatjana Strobel

VITAL: Ist es wirklich möglich, von äußeren Merkmalen auf den Charakter zu schließen?
Tatjana Strobel: Sofern man nicht nur ein Merkmal zugrunde legt. Das wäre gefährlich. Es ist immer die Gesamtheit einer Erscheinung, aus der wir zumindest Tendenzen ableiten können. Neben dem Gesicht spielen auch Stimme und Sprache eine große Rolle. Dafür muss man sich mehr Zeit nehmen und aufmerksam zuhören.

Warum sollten wir uns dann überhaupt mit der Physiognomie beschäftigen?
Es geht darum, genauer hinzuschauen und andere wahrzunehmen. Wir achten nicht genug auf unsere Mitmenschen, weil wir mit unseren eigenen Themen zu beschäftigt sind. Dabei will jeder Mensch gesehen und als einzigartiges Individuum wahrgenommen werden.

Was ist denn mit Gesichtsmerkmalen, die ich selber nicht besonders an mir mag?
Ich weise bewusst immer auf die Stärken hin, denn es bringt nichts, sich auf die Schwächen zu konzentrieren. Wenn wir erkennen, welche Eigenschaften hinter einem vermeintlichen Makel stecken, freunden wir uns leichter mit unserem Aussehen an. Beispielsweise symbolisieren weit auseinander stehende Augen Überblick und Weitsicht. Menschen mit eng stehenden Augen achten eher auf die Details, sie sind sehr konzentriert auf das, was direkt vor ihnen geschieht. Oder nehmen wir das Beispiel der durchgezogenen Stirnfalten: Sie signalisieren, dass die Person Dinge wichtig nimmt, konzentriert ist und zuhören kann.

Stimmt es, dass sich sogar unsere Gesichtskonturen verändern können?
Das habe ich selbst erlebt. Eine Zeit lang hatte ich als Führungskraft 600 Mitarbeiter zu betreuen und stand ständig unter Strom. Mein Gesicht wurde in dieser Zeit kantig, die Oberlippe verschwand völlig, die Wangenknochen stachen raus, der Neigungswinkel der Augen zeigte nach unten. Auch bei Prominenten lassen sich solche Veränderungen verfolgen. Robbie Williams sah am Anfang seiner Karriere viel weicher aus, mit großen Augen und vollen Lippen. Heute wirken seine Gesichtszüge härter und markanter.

Hängt das nicht auch mit dem Alterungsprozess zusammen?
Nein! Dann würden wir uns ja alle ähnlich entwickeln. Unser Aussehen ist ein Spiegel der Seele. Wenn eine Frau 15 Kilo abnimmt, wird man ihr das auch im Gesicht ansehen, an ihren strahlenderen Augen durch das gestiegene Selbstbewusstsein. Selbstliebe ist ganz wichtig. Jeder hat zig Sachen, die er nicht mag. Aber die Konzentration auf vermeintliche Makel mindert unsere Lebensqualität. Nicht die anderen leiden unter unserem Aussehen, sondern wir selbst.

Kann das Gefühlsleben unser Aussehen beeinflussen?
Gerade der Prozess der Faltenbildung hängt stark mit unseren Emotionen zusammen. Wenn ich mehrmals am Tag dieselbe Mimik habe, gräbt sie sich allmählich im Gesicht ein.

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