„Ich will etwas bewegen“

„Ich will etwas bewegen“

Anna Handschuh, 31, macht sich als Marketing-Managerin einer „grünen“ Bank dafür stark, Geld zum Nutzen von Mensch und Umwelt einzusetzen. Damit beweist unsere Frau des Monats, dass man mit Geld effektiv und gleichzeitig fair arbeiten kann.

Anna Handschuh© jalag-syndication.de
Anna Handschuh

Wenn sie sich am Wochenende Zeit für ihr „Leseritual“ nimmt, vergisst sie die Welt um sich herum. Den Rest der Woche setzt sich Anna Handschuh umso mehr für eine lebenswerte Zukunft auf dieser Erde ein: Die 31-Jährige arbeitet als Marketing- Managerin bei Triodos in Frankfurt, dem deutschen Ableger von Europas führender Nachhaltigkeitsbank. Ein ungewöhnlicher Posten für eine junge Frau mit einem Master-Abschluss in Kulturmanagement.

„Bank – das war für mich als Jugendliche gleichbedeutend mit der örtlichen Sparkasse“, gesteht sie. „Ich war zufriedene Kundin, aber in dem Feld zu arbeiten fand ich abwegig.“ Nach ihrem Studium zog es Anna Handschuh zunächst ins Marketing der Frankfurter Schirn-Kunsthalle, dann zum Naturkosmetikhersteller Speick. Heute entwickelt sie Strategien zur Einführung neuer Bankprodukte, aktuell der Triodos-eigenen Fonds und eines Girokontos.

Als biografischen Bruch sieht sie das keineswegs. Denn ein roter Faden zieht sich durch alle ihre Jobs: Arbeit muss Sinn machen und für andere einen Mehrwert schaffen. „Das Bankgeschäft ist der Blutkreislauf der Wirtschaft“, sagt Anna Handschuh. „Hier lässt sich jeden Tag Positives für Menschen und Umwelt bewirken.“ Vor allem wenn wie bei Triodos in erneuerbare Energien, Ökolandbau oder nachhaltige Immobilien investiert wird.

Herausforderungen reizen Sie

2009 verlieh die „Financial Times“ dem Unternehmen deshalb den Titel „Sustainable Bank of the Year“. Die Komplexität einer Bank zu verstehen, ein Team aufzubauen – und das Ganze im Krisenjahr 2009 –, das sei eine echte Herausforderung gewesen, gibt Anna Handschuh zu. Aber genau das hat sie schon immer gereizt: als Elfjährige, die eine Bach-Patenschaft initiierte, um das verschmutzte Flüsschen hinter der Schule zu säubern, als Mitglied der Federation of Business & Professional Women und bei der Organisation des Equal Pay Day in Stuttgart, dessen Ziel die gerechte Bezahlung von Frauen ist.

„Es nützt nichts, nur gegen etwas zu sein, aber keine Gegenvorschläge zu haben“, sagt sie mit Nachdruck, „man muss auch selbst etwas zur Lösung beitragen.“ Und damit lässt sich sogar Geld verdienen. Triodos funktioniert wie andere Wirtschaftsunternehmen: Die Kunden bekommen auf ihre Einlagen Zinsen, die Mitarbeiter ein an den Tarif angelehntes Gehalt.

Was sie verkaufen, leben sie auch. Dazu gehört, dass jeder Kollege ein Dienstfahrrad erhält. Zum Frühstück trinkt man Bio-Tee, und die Büros wurden vom schadstofffreien Teppich bis zum recyclebaren Bürostuhl nach baubiologischen Gesichtspunkten gestaltet. Wer hier arbeitet, teilt eine besondere Lebenseinstellung. „Ich kann nicht nach Hause gehen und mich dann völlig anders verhalten“, sagt Anna Handschuh, die schon als Kind „bio“ aß, kein Auto besitzt und das Fliegen möglichst vermeidet. „Nur in den Urlaub nach Griechenland, da geht es nicht anders“, räumt sie ein. Eine kleine Schwäche muss erlaubt sein.

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