Was ist Hyperakusis?
Unter Hyperakusis wird eine krankhafte, überempfindliche Schallwahrnehmung verstanden. Betroffene erleben selbst solche Geräusche als schmerzhaft, die weit unter der objektiven Geräuschschmerzgrenze von 130 Dezibel liegen. Schon Geräuschpegel zwischen 60 bis 80 Dezibel, wie etwa Küchengeräte, Fernseher, Verkehrslärm oder Telefonklingeln, werden von Menschen mit Hyperakusis als extrem unangenehm empfunden. Bei der Hyperakusis ist die Geräuschintoleranz unspezifisch. Alle Arten von Geräuschen sind dann ab einer gewissen Lautstärke schmerzverursachend. Die Hyperakusis tritt oft auch bei Tinnitus-Patienten auf, von denen etwa ein Drittel von einer extremen Geräuschüberempfindlichkeit berichten. Auch von Migräne Betroffene leiden oft unter einer überempfindlichen Geräuschwahrnehmung.
1. Geräusche verursachen starke Schmerzen
Selbst leise oder gewöhnliche Umgebungsgeräusche verursachen bei der Hyperakusis grelle Schmerzen im Ohr. Oft wissen sich Betroffene nicht anders zu helfen, als ihre Ohren zu bedecken. Dabei ist es nicht die übermäßige Lautstärke der Geräuschquelle, die zum Schmerz führt, sondern die falsche Verarbeitung der Hörinformationen durch das Gehirn. Reflexartige Schmerzreaktionen des Körpers auf diese Fehlinterpretation der Hörreize sorgen zusätzlich für Muskelverspannungen und Spannungsschmerzen im Kopf oder den Ohren selbst.
2. Herzrasen und Angstzustände
Die extrem empfindliche Geräuschwahrnehmung versetzt den Körper in einen starken Stresszustand. Stress- und Angstsymptome wie Schweißausbrüche, nasse Hände, Herzrasen und Muskelverspannungen sind nicht selten. Besonders der Nacken- und Schulterbereich ist bei Betroffenen der Hyperakusis oft stark verspannt. Wem selbst normale Umgebungs- und Alltagsgeräusche Schmerzen verursachen, der meidet mögliche „Lärm“-Quellen für gewöhnlich von vorneherein. Oft stellen sich bei Hyperakusis-Patienten Ängste vor möglichen Geräuschquellen ein. Generelle Unruhe und Ängstlichkeit vor potenziell lautstarken Umgebungen sind dann nicht ungewöhnlich.
3. Sozialer Rückzug und Isolation
Manche Betroffene meiden die Öffentlichkeit und soziale Interaktionen vollkommen und leben von potenziell schmerzverursachenden Geräuschquellen zurückgezogen. Psychische Leiden aufgrund von Einsamkeit sind dann nicht ungewöhnlich. Betroffene der Geräuschüberempfindlichkeit fühlen sich mitunter alleingelassen und hilflos.
4. Ohrgeräusche und Folgeerscheinungen
Betroffene der krankhaften Geräuschüberempfindlichkeit leiden nicht selten auch unter Ohrgeräuschen. Diese werden als konstantes Rauschen, Sausen, Pfeifen oder schrilles Piepen wahrgenommen. In Folge der ständigen Ohrgeräusche können bei Betroffenen Kopfschmerzen, Gereiztheit und Schlaflosigkeit entstehen. Ähnlich wie beim chronischen Tinnitus sind dann Konzentrationsschwierigkeiten, Abgeschlagenheit und Unausgeglichenheit nicht unüblich.