Ein Zuhause für Reisende

Ein Zuhause für Reisende

Sein Territorium abzustecken ist ein Grundbedürfnis des Menschen, und das Zuhause darf man nur selbst gestalten. Deshalb ist es gerade für Reisende wichtig, besondere Dinge auszuwählen, die einen emotional an die Wohnung binden.

Tatjana Sprick© Thomas Schweigert
Tatjana Sprick

Wie schafft man sich als ständig Reisende ein Zuhause?

Das Paar: Tatjana Sprick, Modeberaterin und Firmeninhaberin „Time to Tease“ und Nicola Maria Bramante, Galerist, Kurator

Das sagt Tatjana: „200 Tage im Jahr bin ich unterwegs. So entspannend ich es auch finde, nach langer Zeit ohne Wohnung wieder eine eigene zu haben, so sehr bindet es mich allerdings auch: Ich verliere einen Teil meiner Freiheit. Unsere Wohnung steht voller Gegenstände aus meiner Vergangenheit und muss vielen Bedürfnissen gerecht werden, vor allem aber muss sie für mich ein Zuhause sein. Denn ich habe erkannt: Einen Ruhepol zu haben wird umso wichtiger, je mehr Verantwortung ich trage. Am Ende einer dreiwöchigen Reise weiß ich: Das Zuhause ist der Ort, an dem man alle Facetten seiner eigenen Persönlichkeit wieder finden und leben kann.“

Das sagt Wohnpsychologin Barbara Perfahl: „Die Wohnung wirkt sehr hell, ohne kahl zu sein. Sie ist fast spärlich eingerichtet, aber auf angenehme Art. Das Sammelsurium aus vielen Einzelteilen ergibt insgesamt ein schönes Ganzes. Tatjana und Nicola sind viel auf Reisen und haben sich mit ihrem Zuhause eine Insel der Ruhe geschaffen – als Gegenpol zur Außenwelt mit ihrer Fülle an Reizen. Durch die weißen Wände und die klaren Strukturen wirkt die Wohnung nicht einengend, und sie zeigt sehr gut, dass man Gemütlichkeit auch anders schaffen kann als über die Farben Rot und Orange oder vollgestellte Räume. Die beiden erreichen das mit den vielen verschiedenen Materialien: der Dielenboden, die Sofas mit Fellen und Kissen drauf. In dieser Wohnung befinden sich nur ausgesuchte Stücke. Alte Möbel mit Geschichte, Erinnerungsstücke von Reisen. Das erzeugt den emotionalen Bezug.“

Möbel aus Marokko© jalag-syndication.de
In Marokko kaufte sich Tatjana den kleinen malaiischen Tisch, der Hund auf Rädern stammt aus Indien.

Allgemein rät die Wohnpsychologin: „Sein Territorium abzustecken ist ein Grundbedürfnis des Menschen, und das Zuhause darf man nur selbst gestalten. Doch wenn man die meiste Zeit unterwegs ist, besteht die Gefahr, dass man den Bezug zu dem Ort verliert, den man Zuhause nennt. Denn viele Menschen, die selten zu Hause sind, legen nicht viel Wert auf Einrichtung und nehmen Möbel von der Stange. Dabei wäre es gerade für Reisende wichtig, besondere Dinge auszuwählen. Nur dann kann die Wohnung ein Anlaufpunkt bleiben, an den sie sich emotional binden.“

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