
(K)eine Liebe finden?
Ist mein Partner einfach nur ein Egoist oder stecken Ängste und Gefühle in ihm, welche die Beziehung erschweren? Diese Frage stellen sich viele Frauen. Bindungsangst ist ein Problem, dass nur schwer zu erkennen ist. Wie viele Menschen betroffen sind, ist unklar, denn meistens werden die Zeichen nicht richtig erkannt oder nicht behandelt. Der ewige Junggeselle oder die Karrierefrau, die sich halt nicht binden will, fällt in unserer Gesellschaft nicht negativ auf. Aber welcher Mensch bleibt schon gern allein? Wie eine Umfrage für den Deutschen Glücksatlas ergab, bleiben Menschen, die lieben und geliebt werden, gesünder und glücklicher.

Komm mir nahe, aber bleib mir fern!
Heute noch von Liebe sprechen und morgen sich in sein Schneckenhaus zurückziehen oder sich ganz aus dem Staub machen. Die Angst vor festen Bindungen, der Verantwortung vor langanhaltenden Beziehungen, manche Menschen können dies nur schwer ertragen. Im Allgemeinen wird dieses Verhalten als Bindungsangst bezeichnet. Diese Angst sorgt dafür, dass längerfristige Bindungen zu Partnern oder zur Familie leiden oder, im schlimmsten Fall, zerbrechen. Ein Leben in Angst und Einsamkeit.
Was erzeugt Bindungsangst?
Dieser Angst vor Nähe zu anderen Menschen liegt in den meisten Fällen ein Traumata zu Grunde. Der Verlust einer Bezugsperson oder der unerfüllte Wunsch nach Nähe und Liebe der Eltern kann im späteren Alter zu einer so enormen Angst vor Verlust führen, dass enge Beziehungen kaum oder gar nicht zugelassen werden. Um dem Schmerz des Verlustes vorzubeugen, bleibt man lieber allein. Diese Angst ist nicht nur bei Männern zu finden. Bindungsstörungen können unabhängig von Alter und Geschlecht auftreten.
Symptome der Verlust- und Bindungsangst
Häufig werden Männer mit Bindungsangst in Verbindung gebracht, da sich die Symptome oft mit mangelndem Verantwortungsbewusstsein und Egoismus, vor allem bei Freunden und Familie, äußern. Auch ein sehr introvertierter Lebensstil kann ein Anzeichen für die Gefühlshemmungen sein.
In vielen Fällen beginnt alles ganz normal. Zu Beginn der Beziehung scheint alles in Ordnung zu sein. Dann von heute auf morgen treten extreme Veränderungen auf. Der Partner sucht ständig einen Grund zum Streiten oder zieht sich im schlimmsten Fall ganz zurück. Auch die Eigenheit, keine längerfristigen Pläne machen zu wollen, kann ein Symptom für Bindungsangst sein. Denn die Verlustängste und meist auch ein geringes Selbstwertgefühl hemmen die betroffenen Menschen, sich längerfristig auf einen Partner einzulassen. Neben diesen klassischen Symptomen kann auch eine starke Eifersucht ein Zeichen für Verlust- und Bindungsangst sein, da diese Menschen ein so geringes Selbstbewusstsein haben, dass sie in ständiger Angst leben müssen verlassen zu werden. Eine Studie des DFG-Forschungsprojekts zum Thema „Beziehungsbiografien im sozialen Wandel“ zeigte, dass ein 45-jähriger Deutscher im Schnitt drei Beziehungen geführt hat. Bei Partnern mit auffällig vielen Beziehungen sollten Sie hellhörig werden.
Tipps für das richtige Verhalten
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, aber gerade diese Menschen sehnen sich nach Liebe, Geborgenheit und Zweisamkeit. Mit dem Unterschied, dass sie diese Nähe auf Dauer nicht aushalten.
Jetzt aber keine Panik. Bindungsangst kann überwunden werden. Eine Studie der Universität Mainz hat gezeigt, dass durch positive Erfahrungen die Bindungsangst überwunden werden kann. Hierbei sollte man auf einige Sachen achten.
- Sei einfühlsam. Und vor allem nimm die Ängste Ihres Partners ernst. Um ihm die Selbstständigkeit zu erhalten, solltest du deinen Partner auf keinen Fall zu sehr einengen. So kannst du deutlich machen, dass er auch in eurer Partnerschaft seine Selbstständigkeit behalten kann. Finde heraus, wie viel Abstand und Freiräume dein Partner braucht und gestehe ihm diese auch zu.
- Bleib selbstständig. Um deinem Partner den Druck zu nehmen, solltest du vor allem deine Eigenständigkeit beibehalten. Du kannst dich auch mal alleine mit Freunden treffen oder alleine ins Kino gehen. So kann dein Partner merken, dass er nicht für alles bei dir verantwortlich ist.
- Verlange nicht zu viel. Verlange einem Menschen mit Bindungsängsten keine Liebesschwüre ab. Das engt ihn ein und führt zu Panik. Auch bei dir selbst solltest du dich bremsen.
- Keine Zukunftspläne schmieden. Plane einfach nicht zu weit im Vorhinein. So hältst du die Belastung für eure Beziehung in Grenzen.
Um eine längerfristige Heilung oder Linderung der Bindungsangst zu gewährleisten, sollte ein Psychotherapeut aufgesucht werden.