
Volles, glänzendes und gesundes Haar wünscht sich jeder, und die wenigsten haben es. Es hängt alles mit der Kopfhaut zusammen“, sagt Berthold Kempf, Kopfhautspezialist von Kérastase im unterfränkischen Hösbach. Sein Kollege Dimitri Dimitrakoudis aus Hamburg ergänzt: „Eine gesunde Kopfhaut ist der Schlüssel zu gesundem Haar. Je entspannter die Kopfhaut ist, desto mehr Glanz und Spannkraft bekommt das Haar.“ Eigentlich logisch, und doch behandeln wir unsere Kopfhaut (immer noch) wie eine No-go-Area.
Dabei ist sie viel durchlässiger als unsere Gesichtshaut. Sie hat viel mehr Poren, die durch die größeren und zahlreicheren Haarfollikel viel aufnahmefähiger sind. Und sie reagiert sogar noch empfindlicher auf Stressfaktoren. Tendenz steigend. 41 Prozent der Europäerinnen bezeichnen ihre Kopfhaut als sensibel, dokumentiert die Studie „Beauty Care Women“ 2012. Über 60 Prozent der Deutschen haben nach aktuellen Studien Probleme mit der Kopfhaut „So wie Allergien zunehmen, nehmen auch die Störungen der Kopfhaut zu“, weiß Berthold Kempf aus der täglichen Erfahrung im Salon. Die Ursachen sind vielfältig: Medikamente, einseitige Diäten, zu viel Industriefood, emotionaler Stress, hormonelle Veränderungen oder sogar Störungen der Schilddrüsenfunktion. Kommt noch tägliches Styling dazu, Zug auf die Haarwurzeln durch strenges Zurückbinden zum Beispiel, heißes Föhnen oder Glätten, meldet die Kopfhaut Alarm. Und das muss sich nicht immer durch Jucken, Brennen oder Schuppen äußern.
Hormone verändern die Kopfhaut
Bis zu 40 Prozent der Frauen ab 30 haben inzwischen mit dünner werdendem oder sogar ausfallendem Haar zu kämpfen. „Seit vier Jahren kommen verstärkt Frauen zu uns in die Praxis, die sich zum Thema gesunde Haare und Kopfhaut beraten lassen. Darunter sind viele junge Frauen, die nach einer Schwangerschaft und dem Hormonumschwung unter dünnem Haar leiden beziehungsweise unter Haarausfall. Aber auch mit dem Alter wird das Haar feiner und die Angst vor Haarausfall größer. Auch durch zu viel Pflege leiden bestimmt 60 Prozent der Patienten unter einer überpflegten Kopfhaut, die aus dem Gleichgewicht geraten ist“, so Dr. Wolfgang Niederdorfer, Dermatologe in München. „Häufig korrespondieren Gesichts- und Kopfhauttyp. Das sollte man auch bei der täglichen Pflege der Haare nicht vergessen.“ Die meisten Spezialisten empfehlen sogar, der Kopfhaut die gleiche Aufmerksamkeit zu widmen wie dem Teint.
Die richtige Produktanwendung machts
Zählen Sie mal nach: Wie viele Gesichtsprodukte haben Sie – und wie viele für die Haare bzw. die Kopfhaut? „Es ist doch leicht vorstellbar, dass zum Beispiel eine trockene Kopfhaut und fettiges Haar nicht mit nur einem Produkt zurechtkommen“, sagt auch Katrin Hauser, Teamleiterin medizinisch-wissenschaftliche Information bei René Furterer. „Außerdem wird zu wenig auf die korrekte Anwendung, zum Beispiel die Einwirkzeit, geachtet. 99 Prozent aller Probleme entstehen durch falsche Anwendung.“