
Pünktlich zur Einschulung waren meine Haare endlich lang genug für zwei geflochtene Zöpfe. Zwar noch kurz und dünn wie mein Zeigefinger – aber ich fand mich wunderschön. Und das ging nicht nur mir so. „Der Wunsch nach langen Haaren ist oft schon in kleinen Mädchen tief verwurzelt, denn gerade in der Kindheit erleben sie ihren Körper noch nicht so selbstkritisch über die Optik, sondern vor allem darüber, wie er sich anfühlt“, erklärt die Psychologin Claudia Pilatus aus Neuss. „Bei Frauen kommt dann auch eine erotische Komponente hinzu, denn lange Haare stehen für Attraktivität.“
44 Prozent der deutschen Frauen tragen ihre Haare bis zur Schulter oder länger, ergab eine aktuelle Studie von TNS Panel im Auftrag von Guhl. Eine Leidenschaft, mit der sich sogar Internet- Communities beschäftigen: Rund 5800-mal pro Tag wird die Webseite www.langhaarnetzwerk.de angeklickt. „Wir tauschen nicht nur Erfahrungen über Friseure und Produkte aus, sondern trösten auch, wenn eine Teilnehmerin ihre Haare durch eine Chemotherapie verliert“, sagt Betreiber Jens Pesek, der sein eigenes Haar sogar auf Überlänge gezüchtet hat. „Im Moment haben wir 3868 Mitglieder, pro Tag kommen drei bis vier Langhaarfans dazu.“ Logisch, dass auch immer mehr Kosmetikhersteller Shampoos, Spülungen und Kuren speziell für langes Haar anbieten. Wir stellen Ihnen die besten Produkte für jedes Problem vor.
Schluss mit strohigen Strähnen

Statistisch gesehen waschen und föhnen deutsche Frauen ihre Haare jeden zweiten Tag. Besonders die Längen, die ja bis zu sieben Jahre alt sein können, machen dadurch im Lauf der Zeit ganz schön was mit, denn bei so viel Reinlichkeit kommt der schützende Talg, den die Kopfhaut bildet, nie an den Spitzen an. Die Folge: So, wie der Stoff eines oft gewaschenen T-Shirts fadenscheinig wird, werden auch die Längen brüchig. Die Hornschüppchen springen auf, reißen beim Bürsten ab, die natürliche Feuchtigkeit verdunstet.
Das verhindert eine Haarpflege, die strohige Partien mit Öl aus Oliven oder Gold Camelina aus der Leindotterpflanze umhüllt, beides reich an Vitamin E und Linolensäure. Auch gut: Ceramide, winzige Fettbausteine, die Risse abdichten.
PRODUKTE: z. B. „Elvital Tägliche Pflegekur Anti-Schädigung ohne Ausspülen“ von L’Oréal Paris mit Ceramiden, 200 ml ca. 4 Euro; „All Soft Heavy Cream“ von Redken mit Gold Camelina und Olivenöl, 250 ml ca. 24 Euro; „Série Expert Thermo Repair“ von L’Oréal Professionnel mit Ceramiden, 150 ml ca. 16 Euro
Balanceakt: fettiger Ansatz, trockene Enden
Ähnlich wie Mischhaut im Gesicht kann das Kombiproblem aus fettigem Haaransatz und strapazierten Längen ziemlich nerven. Shampoos für öliges Haar sind für die Enden meist viel zu aggressiv, weil sie mehr Schaumbildner enthalten; denen für sprödes Haar fehlt es oft an Fettlösekraft.
Die Lösung: Shampoos mit Tonerde, die wie ein Löschblatt überschüssigen Talg aufsaugen, ohne die Strähnen auszutrocknen. Trickreich sind auch Haarwaschmittel, die statt Fett eine geballte Ladung Feuchtigkeit liefern, z. B. mit Aloe-vera-Milch. Damit das Haar sie speichern kann, enthalten sie außerdem grünen Tee, Zitronengrasextrakt oder Zitronensaft, die adstringierend wirken. Dadurch schließt sich die Schuppenschicht, und obendrein wird der Talgfluss gedrosselt. Bei sehr langem Haar lohnt es sich, die Spitzen zusätzlich mit einem Anti-Spliss-Produkt zu pflegen. Nehmen Sie grundsätzlich nicht zu heißes Wasser und nur wenig Shampoo für den Haaransatz.
PRODUKTE: z. B. „Prachtvoll Lang Aloe Vera-Milch & Zitronengras Shampoo“ von Guhl, 200 ml ca. 5 Euro; „Fructis Kräftigendes Pflege-Shampoo Schnell fettender Ansatz, trockene Spitzen“ von Garnier mit grünem Tee und Zitrone, 250 ml ca. 2 Euro; „Spécifique Bain Divalent Bi-Actif Shampoo“ von Kérastase mit Tonerde, 250 ml ca. 17 Euro
Mehr Sprungkraft statt Schwerkraft

Wenn die Mähne endlich lang wallt, aber nicht gesund schimmert, sollten Sie sauer werden – zumindest im übertragenen Sinne: Fruchtsäuren aus Beeren oder Acerolakirschen lösen Rückstände von kalkreichem Wasser, die das Haar stumpf aussehen lassen. Außerdem ziehen sie den Haarschaft zusammen. Dadurch schmiegen sich abstehende Hornschüppchen wieder an, und die Luftbläschen, die von Natur aus in jedem Haar stecken, werden zusammengedrückt – und reflektieren das Licht besser. Diamantstaub glättet die Haaroberfläche, indem er Lücken füllt, und lässt das Haar strahlen.
PRODUKTE: z. B. „Glanz & Glimmer Pflegespülung“ von Herbal Essences mit Beerenextrakt, 200 ml ca. 3 Euro; „Diamond Gloss Glanz Shampoo Längeres, glanzloses Haar“ von Nivea mit Diamantpartikeln, 250 ml ca. 2 Euro; „Fioravanti Glanz-Shampoo“ von René Furterer mit Acerolakirschen, 150 ml ca. 12 Euro
Mehr Sprungkraft statt Schwerkraft
Je länger die Haare wachsen, desto schwerer werden sie, klar. Reichhaltige Shampoos geben ihnen zusätzlich Gewicht, denn gerade sanfte Schaumbildner sind schwer wasserlöslich und hinterlassen oft einen öligen Film auf den Haaren, der es herunterzieht. „Das liegt vor allem an der langen, symmetrischen Molekülstruktur, die sich fest ums Haar wickelt“, erklärt Dr. Frauke Neuser, Wissenschaftlerin der Pantene-Pro-V-Forschung. „Wir haben deswegen eine verzweigt aufgebaute Waschsub stanz entwickelt: Cetearyl Ethylhexyldimonium Methosulfatereinigen und pflegen, verhaken sich aber weniger im Haar und lassen sich besser ausspülen.“ Ansonsten klappt leichte Pflege gut mit Keratin-Proteinen, die den natürlichen Haarbausteinen ähneln und durch Löcher in den Schaft schlüpfen können.
PRODUKTE: z. B. „Aqua Light Shampoo“ von Pantene Pro-V mit Cetearyl Ethylhexyldimonium Methosulfaten, 250 ml ca. 3 Euro; „Gliss Kur Total Repair Schwerelos Spülkur“ von Schwarzkopf mit Keratin-Proteinen, 200 ml ca. 5 Euro
Spitzenkräfte gegen Verkletten und Spliss
Spitzenkräfte gegen Verkletten und Spliss
Sie nähern sich der Zielgeraden – doch gerade dann passiert’s häufig, dass sich die Längen nach unten hin ausdünnen, verheddern und spalten. Ist der Spliss da, kann man ihn nicht heilen, die Schere muss ran. Aber Sie können vorbeugen und weiteres Aufribbeln bremsen: durch einen versiegelnden Film aus Propolisharz, Avocadoöl, Seidenprotein, Zinnkraut oder der Silikonvorstufe Siloxanöl. Das Happy End naht!
PRODUKTE: z. B. „Schauma Seidenkamm Durchkämm-Shampoo“ von Schwarzkopf mit Seidenprotein, 400 ml ca. 2 Euro; „Diamond Detangler Spray“ von Glynt mit Siloxanöl, 100 ml ca. 13 Euro; „Avocado Haarspitzen-Creme“ von Rausch mit Zinnkraut, 50 ml ca. 9 Euro; „Haarspitzenfluid“ von Swiss-O-Par mit Propolisharz, 50 ml ca. 5 Euro
Überirdisch gut oder Hokuspokus?
Auch die Esoteriker schwören in puncto Haarpflege auf spezielle Extras. Drei Kurz-Checks
- Schräger Geheimtipp: Langhaarrutschen Bei Biofriseuren* stehen oft spezielle Waschliegen, auf denen Sie sich entspannt zurücklehnen, während Ihre Haare hinter dem Kopfteil auf einer langen Schräge ausgespült werden. So soll sich nichts verheddern, Spliss und Stress können Ihnen den Buckel runterrutschen. Lohnend!
- Umweg über die Seele: Edelsteinkämme Ob zum Striegeln oder zum Einstecken: Kämme aus Bergkristall oder Rosenquarz wirken vor allem indirekt, indem sie durch energetische Schwingungen zu innerer Ha(a)rmonie führen. Dank des großen Abstands zwischen den Zinken ribbeln sie die Haare auch weniger auf.
- Fauler Zauber: Haarschnitt nach dem Mond Der Mond regelt zwar Ebbe und Flut, hat aber keinerlei Einfluss auf den Haarwuchs – denn die Spitzen sind quasi „tot“. Wann sie geschnitten werden, ist den Wurzeln herzlich egal.