
Das Geschäft mit der Schönheit boomt weiter. Mit großen Zeitungsanzeigen oder Plakaten in der U-Bahn werben Beauty-Farmen und -kliniken für sich und ihre Leistungen. Fast immer versprechen sie „neue Soft-Methoden“ gegen Falten. Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Jede dritte Frau zwischen 40 und 60 empfindet ihre Falten als Problemzone, ergab im April eine Online-Umfrage mit fast 4000 Teilnehmern. Von denen konnten sich immerhin 17,6 Prozent eine Unterspritzung und 11 Prozent ein Face- oder Stirnlift vorstellen. Und je sanfter und unkomplizierter die nötigen Eingriffe scheinen, desto tiefer sinkt die Hemmschwelle. Das registriert auch Dr. Afschin Fatemi, Facharzt für Dermatologie an der S-thetic Clinic in Düsseldorf. Er sieht die neuen Anti-Falten-Therapien jedoch kritisch.
Thermalifting: Wärme-Wellen in der Haut bügeln Falten aus
Bei dieser Methode aus Amerika erhitzt der Arzt die Gesichtshaut mit hochfrequenten Radiowellen. Die dampfen die Kollagenfasern im Gewebe bis zu einer Tiefe von fünf Millimeter ein. „Das funktioniert wie bei einer Jeans, die durchs Tragen immer weiter wird“, erklärt Dr. Fatemi, „sobald man sie heiß wäscht, schrumpfen die Fasern, und die Hose sitzt wieder perfekt.“ Ein zusätzlicher Effekt entsteht durch die Biostimulation der Haut: Mit den Jahren faul gewordene Fibrozyten werden wieder aktiviert. Die Methode eignet sich für die großflächige Anwendung, aber auch, um einzelne Partien wie den Augen- und Halsbereich zu straffen. Zwar stellt sich die Wirkung erst Wochen später ein, hält aber drei bis vier Jahre. „Die Hitzeimpulse sind allerdings unangenehm“, sagt Dr. Fatemi. Eine Narkose brauche man nicht. Als Neben wirkung kann eine leichte Rötung oder Schwellung auftreten. Kosten: um 1500 Euro.
Filling-Verfahren: mehr Volumen mit Hyaluronsäure und Eigenfett
Als „Spachtelmasse“ können verschiedene Materialien unter die Haut gespritzt werden. Besonders beliebt, weil gut verträglich, ist Hyaluronsäure. Als natürlicher Bestandteil der Bindegewebsfasern kommt sie sowieso im Körper vor. Für die Injektionen, etwa an der Nasolabialfalte, die sich seitlich zwischen Nasenflügel und Mundwinkel bildet, verwendet man von Bakterien erzeugte Hyaluronsäure. „Die Ergebnisse halten sechs bis zwölf Monate. Bei wiederholter Unterspritzung baut der Körper diese Substanz ein. Man kommt also mit immer weniger Behandlungen aus“, erläutert Dr. Fatemi. Ähnlich funktioniert das Auffüllen mit Eigenfett. Dafür entnimmt der Arzt durch einen nur etwa zwei Millimeter kurzen Schnitt in den Bauch oder den Oberschenkel wenige Milliliter Fett, das aufbereitet und in die „Problemzonen“ an den Augenlidern oder die Stirnfalten gespritzt wird. Von Füllmaterialien wie Polymilchsäure und Kalziumapatit rät Experte Fatemi ab: „Beide Substanzen bilden in der Haut häufig sogenannte Granulome. Noch weiß keiner, was mit dieser Art Steinchen, die dann beispielsweise tief in der Wange sitzen, passiert.“ Eine Behandlung mit Hyaluronsäure oder Eigenfett kostet etwa 300 bis 400 Euro.
Fadenlifting
Fadenlifting: erschlaffte Hautpartien mit mechanischer Zugkraft anheben
Die Wangen mutieren langsam zu Kinnbäckchen, der Hals steckt in einer Metamorphose zum Truthahn-Look? Für alles, was erschlaffen, absacken und sich in Falten legen kann, haben südamerikanische Chirurgen das Fadenlifting entwickelt. Unter örtlicher Betäubung werden circa 0,4 Millimeter feine Draht- oder Goldfäden in die Haut eingezogen, die sich durch Mini-Häkchen selbst im Gewebe verankern. Um z. B. die Wangenpartie anzuheben, legt der Arzt mehrere Fäden parallel ein. „Die Technik kann zu asymmetrischen Ergebnissen führen und birgt ein hohes Infektionsrisiko, falls der Körper die Fäden abstößt“, warnt Dr. Fatemi. Zudem können Blutgefäße und Nerven verletzt werden, und die Fäden machen sich bisweilen selbstständig. „Ich kenne Fälle von massiven Kiefer- und Zahnproblemen, bei denen sich herausstellte, dass solche Liftingfäden dahintersteckten“, erzählt Dr. Fatemi. Der Effekt hält etwa fünf Jahre, der Preis liegt bei 1500 Euro.
Kohlendioxid-Laser: Lichtimpulse radieren Flecken, Narben und Falten weg
Laser nutzt man in der ästhetischen Medizin seit Jahren. Mit unterschiedlich starken Lichtimpulsen können sie Hautveränderungen wie vergrößerte Poren, Falten, Pigmentflecken und Narben abtragen. Und die Behandlung mit Kohlendioxid- Lasern gilt als echte Verjüngungskur. „Die straffende Wirkung ist enorm, kann zehn Jahre wegmogeln und hält fünf bis sieben Jahre“, bestätigt Dr. Fatemi. Neben der erforderlichen Vollnarkose hat sie weitere Nachteile: „Wegen der Wundfläche müssen Sie sich mindestens eine Woche ,verstecken‘ und damit rechnen, weitere vier bis fünf Wochen rot zu leuchten.“ Das Infektionsrisiko ist hoch, und Patienten sollten konsequent die Sonne meiden. Der Preis: etwa 2000 Euro. Schonender arbeitet der „Fractional Laser“, mit dem der Arzt mikroskopisch kleine Löcher in die Haut lasert. Das regt die Zellneubildung an und mildert Fältchen. Eine leicht betäubende Salbe stillt den Schmerz, auftretende Rötungen verblassen nach zwei bis drei Tagen, der Straff-Effekt hält bis zu zwei Jahre an – zum Preis von etwa 400 Euro.