
Draußen knospen die Krokusse. Die Daunenjacke hängt wieder im Schrank. Wir atmen auf. Doch der Körper kommt oft nicht so schnell mit. Das Immunsystem kämpft mit wechselnden Temperaturen, und wir fühlen uns dauermüde, weil die Hormone verrücktspielen.
Dagegen helfen Luft, Licht – und Erde. Wer ihre Kraft nutzt, kann fit in den Frühling starten. Heilerde z.B., ein reines Naturprodukt, reinigt den Körper von innen und außen. Sie entgiftet und bringt die Abwehrkräfte in Stellung. Das wirkt gegen einen übersäuerten Magen, schmerzende Gelenke, Entzündungen und verspannte Muskeln und beruhigt das vegetative Nervensystem. Dank ihres hohen Gehalts an Silizium strafft sie auch die Haut.
Fango auf Rezept
Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten die Kosten für eine ambulante Kur mit Heilerde Anwendungen, wenn sie medizinisch notwendig ist. Das muss der Hausoder Facharzt in einem Antrag bescheinigen. Hinzu kommt ein Zuschuss von 13 Euro pro Tag für die Unterkunft. Am besten den geeigneten Ort und das Kurhotel auswählen und sich danach an den Arzt wenden. Auch einzelne Fango-Packungen bekommen Sie auf Rezept, oft in Verbindung mit Krankengymnastik oder Massage.
Naturgeschenke nutzen
Ob Ton, Löss, Meeresschlick, Moor oder Fango, ob weiß, braun, gelb oder grün: Der Boden hält eine Vielzahl an heilenden Erden bereit. Gebildet haben sie sich zumeist während der letzten Eiszeit, als sich feinster Gesteinsstaub ablagerte. Die winzigen Partikel können Wärme optimal speichern und langsam abgeben. Und sie enthalten alle wichtigen Mineralstoffe und Spurenelemente. Die unterschiedlichen Farben entstehen durch den jeweiligen Gehalt an Eisen und Kupfer. Als Arzneimittel zugelassen ist in Deutschland beispielsweise die Heilerde „Luvos“.
Doch andere Produkte wirken nicht unbedingt schlechter. Jede Erde setzt sich ein bisschen anders zusammen und hat andere Vorzüge. „Welche für einen selbst am effektivsten ist, findet man am besten durch Ausprobieren heraus“, sagt Gabriele Zimmermann, Heilpraktikerin aus München.
Heilerde schenkt Energie
Fango – heilende Kraft aus dem Vulkan
Woher kommt er? Aus Italien, der Name bedeutet „Schlamm“. Abgebaut wird Fango vor allem in der Region Venetien, aber auch im südlichen Deutschland.
Was steckt drin? Mineralien aus Vulkangestein, Thermalwasser und Mikroorganismen. Oft werden Algen hinzugefügt.
Warum hilft er? Warmer Fango auf der Haut verbessert die Durchblutung. Die zugesetzten Algenbestandteile regen die Produktion schmerzstillender Substanzen im Körper an.
Was kann er? Fango mildert Gelenkschmerzen und entspannt verkrampfte Muskeln. Die Mineralsalze des Thermalwassers bringen den Säurehaushalt der Haut ins Lot. Sie können Schuppenflechte und Akne lindern.
Fango auf Rezept
Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten die Kosten für eine ambulante Kur mit Heilerde Anwendungen, wenn sie medizinisch notwendig ist. Das muss der Hausoder Facharzt in einem Antrag bescheinigen. Hinzu kommt ein Zuschuss von 13 Euro pro Tag für die Unterkunft. Am besten den geeigneten Ort und das Kurhotel auswählen und sich danach an den Arzt wenden. Auch einzelne Fango-Packungen bekommen Sie auf Rezept, oft in Verbindung mit Krankengymnastik oder Massage.
Wie wende ich ihn an? Die feste, kalte Masse wird erhitzt, abgekühlt und bei 45 Grad auf die betroffenen Körperstellen gelegt. Für zu Hause gibt es Platten, die im Backofen erwärmt werden. Wichtig: immer die Anwendungshinweise beachten.
Moor – konzentrierte Pflanzenkraft
Woher kommt es? Die feuchte Erde des Naturmoors wird in vielen Regionen Deutschlands abgebaut.
Was steckt drin? Moor ist ein Cocktail gesunder Pflanzenstoffe und -hormone mit östrogenartiger Wirkung. Z.B. desinfizierend wirkender Schwefel und Huminsäure, die Schadstoffe im Körper bindet.
Warum hilft es? Das Moorbad erwärmt den Körper, darauf reagiert er mit einem „künstlichem Fieber“. Das aktiviert die Selbstheilungskräfte.
Was kann es? Moor wirkt gegen Viren und Bakterien, hemmt Entzündungen, hilft bei Hormonschwankungen und Erschöpfung. Lindert Erkrankungen der Gelenke, Bandscheiben und Muskeln.
Wie wende ich es an? Als Bad, Wickel oder Packung. Fertige Moorerde-Kompressen lassen sich zu Hause in der Mikrowelle oder im Backofen erwärmen. Für die innere Anwendung Moor-Pulver mit warmem Wasser anrühren.
Heilerde – der ideale Durchputzer
Woher kommt sie? Die in Deutschland am weitesten verbreitete Heilerde wird aus Löss gewonnen, einem porösen Gestein, das Böden fruchtbar macht.
Was steckt drin? Löss ist grobkörniger als Ton, aber feinkörniger als Sand. Er enthält Silizium und Mineralien wie Feldspat und Tonminerale.
Warum hilft sie? Löss bindet Schadstoffe, hilft dem Körper auf natürliche Art zu entgiften und zu entschlacken.
Was kann sie? Hilft bei Hautbeschwerden, Verbrennungen, Venen- und Gelenkerkrankungen.
Wie wende ich sie an? Am besten kalt als Wickel, Packung, Kompresse und innerlich als Trunk, Granulat oder Kapsel.
Meeresschlick – Salz und Schlamm im Doppel
Woher kommt er? Meeresschlamm wird z.B. aus dem Wattenmeer der Nordsee oder dem Toten Meer in Israel gewonnen.
Was steckt drin? Viel Sauerstoff, Meersalz, Schwefel und organische Substanzen pflanzlichen und tierischen Ursprungs.
Warum hilft er? Im Salz enthaltene Spurenelemente aktivieren den Hautstoffwechsel. Schwefel macht die Haut zarter und hat eine antiseptische Wirkung, sodass Wunden leichter heilen.
Was kann er? Lindert Venen- und Hauterkrankungen und Rheuma.
Wie wende ich ihn an? Zum Beispiel als Bandage oder Gesichtsmaske.
Ton – lindert Schmerz auf feinste Art
Woher kommt er? Weißer Ton oder Kaolin stammt in Deutschland vor allem aus Sachsen. Grüner Ton wird zum Beispiel in Frankreich abgebaut.
Was steckt drin? Ton enthält Mineralien wie Quarze, Silizium oder Kalzit.
Warum hilft er? Ton ist die Lehmart mit der feinsten Körnung. Die vielen winzigen Teilchen bilden zusammen eine große Oberfläche – dadurch bindet er schädliche Substanzen, saugt sie wie ein Blatt Küchen papier aus dem Körper. Dadurch hat er einen abschwellenden, entzündungshemmenden Effekt.
Was kann er? Feuchte Umschläge mit Ton-Heilerde lindern Schmerzen: Die Flüssigkeit erwärmt sich durch die Körperwärme und verdunstet. Das kühlt angenehm. Ton-Heilerde hilft bei Beschwerden des Magen-Darm-Apparats, weil sie überschüssige Säuren bindet.
Wie wende ich ihn an? Innerlich als Trunk, äußerlich als Packung oder Wickel.
Rügener Kreideschmeichelt der Haut
Woher kommt sie? Von den „weißen“ Küsten der Ostseeinsel Rügen.
Was steckt drin? Heilkreide besteht zu größten Teilen aus Kalkstein, der sich aus Schalen und Gehäusen von Muscheln und Meerestieren gebildet hat. Außerdem Silizium, Magnesium, Jod und andere.
Warum hilft sie? Warm oder kalt auf die Haut gebracht, verbessert Heilkreide den Stoffwechsel der Haut und ihre Barrierefunktion.
Was kann sie? Lindert rheumatische Erkrankungen, Gelenkbeschwerden, Arthrosen, Ischias und viele Hauterkrankungen. Die Haut ist glatter, sieht frischer aus und fühlt sich geschmeidiger an.
Wie wende ich sie an? Als Voll- oder Fußbad oder Packung.
Schlammkur für zu Hause
Wickel gegen Schmerzen
Eine der Heilerden mit etwas Wasser zu einer dickflüssigen, geschmeidigen Paste anrühren. Dann direkt auf die Haut auftragen – je größer die zu behandelnde Fläche, desto dünner. Zuerst ein feuchtes Tuch und als Zweites ein trockenes Baumwolltuch darumwickeln. Das Ganze mit einem Wolltuch umhüllen und zum Ruhen unter eine Decke krabbeln. Wer möchte, nimmt noch eine Wärmflasche mit. Nach 60 bis 90 Minuten den Umschlag abnehmen.
Für einen warmen Wickel den Erdbrei mit heißem Wasser auf 40 Grad erwärmen und ihn auf ein Tuch streichen. Wieder nach dem Drei-Schichten-Prinzip wickeln. Nach 30 bis 45 Minuten den Umschlag entfernen. Das entspannt verhärtete und verkrampfte Muskeln.
Kompresse gegen Entzündungen
Drei bis vier Esslöffel Heilerde mit einem Liter Wasser einige Stunden aufschwemmen lassen. Dann ein Tuch in das Heilerdewasser tauchen, abtropfen lassen und nass auflegen. Das Tuch ist im Gegensatz zum Wickel nur so groß, dass es die betroffene Stelle bedeckt. Ein trockenes Tuch darüberlegen, das Ganze eventuell mit Laken oder Decke umwickeln. Eine bis eineinhalb Stunden ruhen.
Bei Kopfschmerzen Stirn, Schläfen oder Nacken mit der Kompresse einhüllen.

Gesichtspackung gegen unreine Haut
Für eine Maske zwei Esslöffel Heilerde (Ton oder Lösserde) mit vier Esslöffeln warmem Wasser mischen. Bei trockener Haut etwas Olivenöl hinzugeben, höchstens einen halben Teelöffel. Auftragen, dabei die Augenpartien aussparen.
Nach 20 Minuten die Gesichtsmaske mit klarem Wasser abspülen und die Haut eincremen. Wer den Peeling- Effekt nutzen möchte: die Erde auf der Haut trocknen lassen und sie mit einem feuchten Tuch abrubbeln.
Baden für das Wohlbefinden
Machen Sie sich schön dreckig: Für ein Vollbad 500 bis 1000 Gramm Heilerde (Lösserde) ins etwa 37 Grad warme Wasser geben. 15 bis 30 Minuten in der Wärme suhlen. Danach ohne Abtrocknen in ein Badetuch wickeln, eine halbe Stunde ruhen. Anschließend das Gröbste abduschen. An der Haut haftende Heilerdereste aussparen und sich noch einmal hinlegen. Nach etwa einer Viertelstunde die Erdbröckchen mit einem feuchten Tuch abrubbeln. Das verstärkt die durchblutende Wirkung und macht die Haut rosig-rein. Für ein Moorbad das Wasser auf etwa 40 Grad einstellen. Moor gibt Wärme nur langsam ab, sodass Sie ein Gefühl von angenehmen 37 Grad auf der Haut haben. Vollbäder strengen aber den Kreislauf an. Wer damit Probleme hat, spricht am besten vorher mit dem Arzt oder Heilpraktiker. Oder probiert es mit einem Sitzbad. Dazu die Hälfte der Menge an Heilerde
in die Wanne geben.
Trinken für die Immunabwehr
Um das Immunsystem zu unterstützen, reicht ein Glas Heilerdewasser pro Tag. Für den Trunk ein bis zwei Teelöffel in stillem Wasser oder kaltem Kräutertee lösen und über Nacht stehen lassen. Für die milde Variante bleibt der Bodensatz im Glas. Konzentrierter wirkt die Heilerde, wenn Sie den Satz immer wieder aufrühren und schluckweise trinken, am besten nüchtern nach dem Aufstehen und kurz vor dem Schlafengehen. Die Trinkkur drei bis vier Wochen fortsetzen, danach zwei Wochen pausieren.
Kur-Orte
BAD SOBERNHEIM
In dem beschaulichen Kurort in Rheinland-Pfalz entwickelte Pastor Emanuel Felke (1856–1926) seine ganzheitlichen Kuren, die die Elemente Licht, Luft, Wasser und Erde – Lehmverbanden. Sein Erbe ist bis heute lebendig. Wer möchte, kann im Sommer im Freien in der Erde baden. Dazu werden „Wannen“ in den Boden gegraben, in die frisch ausgehobener Lehm gefüllt wird. Felke-Kuren bieten das Bio-Hotel „Menschels Vitalresort“ (www.menschel.com) und das „BollAnt‘s Wellnesshotel“ (www.bollants.de) an.
BAD WURZACH
Im ältesten Moorbad Baden-Württembergs kommt heilende Erde in zünftige Zuber. Im „Kurhotel am Reischberg“ (www.kurhotel-am-reischberg.de) sitzen Badende traditionell in Holzwannen, entspannen in einem gesunden Mix aus Moorerde und Thermalwasser. Wer unter Rheuma leidet, Gelenk-, Bandscheiben- und Wirbelsäulenbeschwerden oder Osteoporose hat, ist hier gut aufgehoben.
BAD MUSKAU
Tradition hat Moor baden auch in Sachsen. Seit 1824 Naturmoor in Bad Muskauentdeckt wurde, wird es für Kuren genutzt. Das imposante, im historischen Stil errichtete „Kulturhotel Fürst Pückler Park“ lässt diese Tradition luxuriös wieder aufleben (www.moorbad.de).
RÜGEN
Seit zehn Jahren erleben Kreide-Behandlungen auf Deutschlands größter Insel eine Renaissance. Im „Cliff Hotel“ werden Gäste während einer orientalischen Rasul-Zeremonie mit Rügener Heilkreide verwöhnt. Die Kreide wird auf den Körper aufgetragen und trocknet im Kräuterdampf des Rasulbads leicht an. Nach kurzer Zeit wird das Bad langsam weitererwärmt. Die Packung weicht so ein wenig auf und ruft ein wohltuendes Kribbeln hervor. Sie wirkt wie ein Peeling und strafft die Haut (www.cliff-hotel.de). Entschlackend wirkenden Kreideschlamm tragen Bademeister auch im „Grand Hotel Binz“ auf, in Kombination mit Sanddornöl, das irritierte Haut beruhigt (www.grandhotelbinz.com). Mit Kreideschlamm eingerieben, können Gäste im „Wald hotel Göhren“ auf dem Wasserbett oder im Rasulbad entspannen (www.waldhotelgoehren.de).