
Der Kauf einer neuen Creme hat viel von einem Blind Date: Insgeheim hoffen wir, die Liebe fürs Leben zu finden. Aber oft ist das Ergebnis nicht gerade das, was wir uns erträumt haben. Woran liegt’s? In puncto Kosmetik hat die Berliner Charité eine ganz einfache Erklärung: Knapp 60 Prozent unserer Hautprobleme sind nicht Schicksal, sondern hausgemacht. Und zwar durch falsche Pflege oder ungeeignete Reinigung. Klar hat die Neigung zu Pickeln, Ausschlag, trockener Haut und fettigem Haar auch eine genetische Komponente. Inwieweit wir diese Veranlagung verstärken oder sie in Schach halten, hat aber auch viel damit zu tun, welche Kosmetik wir benutzen und wie wir sie anwenden. Zu entdecken, was man falsch gemacht haben könnte oder warum das Produkt nicht so wirkt, wie es soll, ist für den Laien oft eine knifflige Angelegenheit. Lesen Sie auf den nächsten Seiten, wie Sie selbst beurteilen können, was schiefläuft oder warum eine bestimmte Pflege nicht zu Ihrem persönlichen Haut- oder Haarproblem passt.
Ein gespanntes Verhältnis: TROCKENE HAUT

Nur 14 Prozent der deutschen Frauen haben von Natur aus einen spröden Teint – etwa, weil ihre Haut nicht genug Harnstoff bildet, der wie ein Magnet Wasser in der Hornschicht bindet. Mit steigendem Alter sind aber immer mehr Frauen betroffen, da die Talgproduktion gedrosselt wird und das dünner werdende Bindegewebe nicht mehr genug Feuchtigkeit speichern kann. Trotzdem kennen auch viele jüngere Frauen das Problem: Die Haut spannt, als wäre sie eine Nummer zu klein geraten. Ihre Pflege hilft nur wenig. Woran liegt das?
FETT ODER FEUCHTIGKEIT?
Fest steht: Um möglichst lang jung und schön zu bleiben, braucht trockene Haut beides. Dieses gemischte Doppel liefert zwar fast jede Creme, aber das Mischungsverhältnis wechselt. Wenn Ihre Creme nicht den gewünschten Erfolg zeigt, könnte es sein, dass die Gewichtung nicht zu Ihrem Hautbedürfnis passt. Spannt Ihre Haut, juckt dabei und neigt zu Knitterfältchen, braucht sie eine Creme mit mehr Feuchtigkeit. Weist sie schuppige Stellen und Rötungen auf, sollten Sie lieber eine Creme mit extra viel Fett benutzen, damit die Hautzellen wieder zusammenhalten und einen Schutzwall bilden können.
TEUFELSKREIS
Sie cremen und cremen, und trotzdem fühlt sich Ihr Gesicht im Nu wieder völlig trocken an? Das könnte an einem hohen Paraffinanteil in Ihrer Creme liegen. In Maßen eingesetzt, bildet dieser synthetische, aus Erdöl hergestellte Stoff einen wasserabweisenden Film auf der Haut, der vor Feuchtigkeitsverlust schützt. Steckt aber zu viel davon in einer Creme, kann sich darunter der Schweiß stauen. Folge: Die Hornhaut quillt auf, wird spröde. Cremes mit „Paraffinum Liquidum“ in der oberen Hälfte der Zutatenliste meiden.
SCHONWASCHGANG
30 Prozent der deutschen Frauen reinigen ihr Gesicht mit Seife. Sie auch? Dann brauchen Sie sich über trockene Haut nicht zu wundern! Damit Ihre ohnehin spärlichen Talgreserven nicht ausgewaschen werden, lieber Reinigungsmilch oder -öl benutzen, die viel Fett enthalten. Dann schadet auch anschließendes Abspülen mit Wasser nicht.
FETTIGE HAARE: Das stoppt den Überfluss

Fleiß ist ja prinzipiell was Schönes. Aber nicht, wenn es um die Talgdrüsen der Kopfhaut geht! Haare, die bereits wenige Stunden nach dem Waschen strähnig herunterhängen, sehen ungepflegt aus und können die Seele mächtig runterziehen. Leider kann man auch mit einem Shampoo speziell gegen fettiges Haar schneller ins Fettnäpfchen treten, als einem lieb ist…
WASCHZETTEL
Haare machen ganz schön was mit: Statistisch gesehen müssen sie jedes Jahr 150 Wäschen überstehen. Wenn sie ölig sind, oft sogar noch mehr. Verständlich, denn wer will schon mit klebrigem Ansatz herumlaufen? Doch genau das kann schon der erste Pflegefehler sein. Wer seine Kopfhaut zu häufig mit Schaum und heißem Wasser traktiert, kann dadurch die Talgdrüsen nämlich doppelt anheizen. Versuchen Sie, Ihre Haare nur jeden zweiten Tag zu waschen, und spülen Sie mit bloß lauwarmem Wasser.
WECHSEL-BÄDER
Damit die Haare nach dem Waschen hübsch glänzen, enthalten die meisten Shampoos rückfettende Substanzen. Bei öligem Haar wäre das natürlich genau verkehrt. Stattdessen setzten die Hersteller für diesen Haartyp oft Silikon ein, da es nicht fettet, sondern das Haar mit einem lichtreflektierenden Mantel überzieht. Zu oft angewandt, können sich aber Rückstände auf dem Haar ansammeln, die es ölig aussehen lassen. Trick: jede dritte Wäsche ein Shampoo für feines Haar nehmen. Darin steckt meist weniger Silikon – zu erkennen am Namen „Dimethicone“.
FETTLÖSEKRAFT
Fett lässt sich nicht mit Wasser wegwaschen. Davon können alle, die schon mal Salatöl aus einer Bluse entfernen wollten, ein Lied singen. Um überschüssigen Talg zu lösen, braucht man waschaktive Substanzen, die „Tenside“ heißen. Shampoos speziell gegen fettiges Haar enthalten oft mehr Tenside als üblich, damit sie der Ölkrise auf dem Kopf auch wirklich Herr werden. Bei empfindlicher Kopfhaut passiert aber schnell das Gleiche wie bei zu häufigem Waschen oder zu heißem Wasser: Die Talgdrüsen reagieren gereizt, wehren sich mit einem Extra- Schub Fett gegen die vermeintliche Dürre. Ob es bei Ihnen an den Tensiden liegt, können Sie gut mit Bio-Shampoos testen. Die enthalten nur supersanfte Tenside aus Zucker oder Kokosöl.
PICKEL? So klären Sie den Fall!

Teenie-Zeit vorbei, Pickel weg? Schön wär’s ja. Doch Hautunreinheiten plagen auch Erwachsene. Zum Teil liegt es am Stress, durch den vermehrt Hormone wie männliche Androgene oder Cortisol ausgeschüttet werden, die die Fettproduktion anheizen. Auch eine anlagebedingt verdickte Hornschicht, in der stark nachfließender Talg leichter hängenbleibt, spielt eine Rolle. Viele Pickel müssten aber trotzdem nicht sein, wenn Sie schon beim täglichen Eincremen ein paar Pflegeklippen umschiffen würden. Hier kommen die häufigsten Fehlerquellen.
BIS DIE TAGE!
Wenn Pickel bei Ihnen immer pünktlich zur Periode sprießen, liegt das natürlich auch an den Hormonen. Aber nicht nur! Wenn Sie Ihre Pflege an den veränderten Hautzustand anpassen, stehen die Chancen, beim nächsten Zyklus verschont zu bleiben, bestens. Da das weibliche Östrogen und das Hormon Progesteron zurückgefahren werden, ist die Haut um die Regel herum nämlich fettiger als sonst. Die gewohnte Pflege wird ihr dann oft zu viel, sie protestiert mit Unreinheiten. Einfachstes Gegenmittel: Lassen Sie in der Woche davor abends Ihre Creme weg! Oder steigen Sie für diesen Zeitraum auf ein sehr leichtes Feuchtigkeitsgel um.
STAU-FALLE
„Bio“ ist „in“, und synthetische Cremebestandteile wie Silikon sind in Verruf geraten. Als pflanzliche Alternative wird von herkömmlichen Herstellern häufig ein industriell bearbeitetes Wachs eingesetzt, das „Isopropyl Palmitate“ heißt. Da es nicht so fetthaltig ist wie Öl, soll mit dieser Basiszutat ein Überpflegen der Haut verhindert werden. Scheint zunächst sinnvoll, gerade bei fettiger Haut. Klappt aber nicht, denn Wachs kann nur begrenzt einziehen, bildet so einen Schutzfilm auf der Haut. Die Folge: Überschüssiger Talg kann schlechter abfließen, es bilden sich Pickel. Achten Sie deshalb darauf, dass „Isopropyl Palmitate“ nicht im oberen Drittel Ihrer Creme-Zutatenliste steht!
ÜBERFÜTTERUNG
Erste Fältchen sind eigentlich schon ärgerlich genug. Bei einer Reihe von Frauen kommt aber auch noch ein Pickelschub hinzu! Schuld daran ist oft der Griff zur falschen Anti-Falten-Creme. Da diese Produkte meist für reife Haut gedacht sind, die tendenziell trockener ist als in jungen Jahren, ist ihre Basis normalerweise sehr reichhaltig. Bei eher öligem Teint bilden sich die ersten Fältchen aber vor allem durch Feuchtigkeitsmangel – die Extraportion Fett fördert dagegen bloß Unreinheiten. Am besten nehmen Sie eine Anti-Age- Pflege, deren Grundkonsistenz eher flüssig ist – gut zu erkennen an Produktbezeichnungen wie „Fluid“ oder „Gel“.
Weg mit dem Schnee – SCHUPPEN, ade!

Gerade bei Shampoos gegen Schuppen ist es oft wie verhext: Nach dem Waschen rieselt es nicht weniger, sondern sogar mehr vom Kopf als zuvor! Des Rätsels Lösung: Es gibt drei Arten von Schuppen, die passend zu ihrer jeweiligen Ursache behandelt werden müssen. Damit Ihr Haarwaschmittel wirkt wie beabsichtigt, sollten Sie also zunächst Köpfchen beweisen und herausfinden, um welchen Typ es sich handelt.
LOCKERE SCHÜPPCHEN,
die fein herunterrieseln, sind ein Zeichen für trockene Kopfhaut, an der die Hornzellen aufgesprungen sind. Oft ist zu häufiges Waschen mit einem zu aggressiven Shampoo daran schuld. Benutzen Sie ein mildes, ölhaltiges Shampoo für trockenes Haar und eine Spülung. Einmal pro Woche vor dem Waschen Olivenöl in die Kopfhaut massieren, 5 Minuten einwirken lassen.
DICKE FLOCKEN,
die wie ein Helm fest auf dem Kopf sitzen, deuten auf eine Art lokale Schuppenflechte hin. Die Kopfhaut produziert anlagebedingt so eifrig neue Hautzellen, dass die Kittsubstanz dazwischen nicht vollständig abgebaut wird. Ein Shampoo gegen Pilze oder trockene Schüppchen hilft in diesem Fall nicht weiter. Besser: ein Produkt mit Weidenrindenextrakt oder Salicylsäure, die wie ein Peeling festsitzende Hornzellen zerkleinern und lockern. Sie können aber auch vor dem Waschen 1 Tablette Acetylsalicylsäure in einem Glas Wasser auflösen und auf dem Kopf verteilen.
FETTIGE SCHUPPEN,
die mit Juckreiz einhergehen, sind ein Indiz für den Hefepilz Malassezia. Der lebt zwar auf jeder gesunden Kopfhaut, kann aber bei zu starker Talgproduktion aus der Kontrolle geraten. Die Hornzellen verkleben mit dem Fett, bieten dem Pilz dadurch jede Menge Nahrung – und er reizt die Kopfhaut. Oft hilft es schon, auf ein Shampoo gegen fettiges Haar umzusteigen, da dem Hefepilz durch den gedrosselten Talgfluss die Nahrung entzogen wird. Ein Haarwaschmittel gegen trockene Schüppchen würde dagegen buchstäblich „Öl ins Feuer gießen“ und die Schuppenbildung verschlimmern. Gut sind auch Shampoos, die mit speziellen Anti-Pilz-Wirkstoffen arbeiten. Meist handelt es sich dabei um Octopirox oder Zink-Pyrithion.
SENSIBLE HAUT sollte Sie nicht kratzen

Sie kribbelt, rötet sich und reagiert im doppelten Wortsinn dünnhäutig: Empfindliche Haut ist alles andere als pflegeleicht, denn sie stuft selbst Kleinigkeiten als Bedrohung ein. Wind, Sonne und sogar gut gemeintes Eincremen nimmt sie übel. Nicht ganz zu Unrecht! Während 60 Prozent der deutschen Frauen sagen, ihr Teint sei sensibel, sind genetisch nur ca. 20 Prozent betroffen. Der Rest hat seine Haut versehentlich provoziert.
ANTI-AGING
Empfindliche Haut erinnert an Seide: Sie ist extrem dünn und neigt zu raschem Knittern. Die passende Anti-Falten-Pflege zu finden ist ein Balanceakt, denn sie muss stark genug sein, um die Haut glattzubügeln, aber sanft genug, um sie nicht zu irritieren. Häufigste Störenfriede, wenn Ihre Haut nach dem Auftragen einer Anti-Age-Creme rotsieht: Fruchtsäuren und Retinol. Beide Wirkstoffe arbeiten wie ein Peeling, indem sie die Abschuppung beschleunigen. Dadurch kann selbst eine normale Hornschicht dünner werden und sensibel reagieren. Verträglicher: Coenzym Q10, grüner Tee, Tigergras.
TREUE-TEST
Wenn Sie urplötzlich mit Ausschlag auf die Pflege reagieren, mit der Sie jahrelang gut zurechtgekommen sind, ist das ein sicheres Zeichen für eine Allergie. Im Gegensatz zu einer Unverträglichkeit, die sich meist kurz nach der ersten Anwendung eines Produkts zeigt, weil die Haut sensibel ist, entwickelt sich eine Allergie auch bei robustem Teint. Und zwar bevorzugt gegen Stoffe, mit denen man oft Kontakt hatte!
SCHUTZBRIEF
Die beste Vorbeugung gegen pflegebedingten Hautstress ist eine Creme ohne Konservierungs- und Duftstoffe. Die sorgen zwar normalerweise für ein Plus an Haltbarkeit und Spaß. Für die Haut sind sie aber oft ein echtes Minus, denn beide Zusätze rangieren auf der Hitliste möglicher Reizstoffe ganz vorn. Lieber selbst mit einem Tropfen ätherischen Öl parfümieren, wenn Sie es vertragen.
REIZ-WÄSCHE
Knapp 20 Prozent aller selbst verschuldeten Hautirritationen gehen auf das Konto einer zu aggressiven Reinigung. Bei den meisten Hauttypen reicht morgens lauwarmes Wasser. Abends mit einer Reinigungsmilch abschminken. Danach Gesichtswasser ohne Alkohol nehmen, damit der schützende Hydrolipidfilm intakt bleibt.
Ihr Typ ist gefragt: Creme-Partner gegen FALTEN
Ihr Typ ist gefragt: Creme-Partner gegen FALTEN
Falten sind Falten? Denkste! Ähnlich wie bei Kopfschuppen gibt es drei Sorten, die verschiedene Ursachen haben und dazu maßgeschneidert behandelt werden müssen. Wer reife Haut mit einem leichten Anti-Age-Fluid auf Feuchtigkeitsbasis glätten will, wird genauso wenig ein Resultat sehen wie eine junge Frau mit Trockenheitsfältchen, die ihren Teint mit einer fettigen Phytohormoncreme pflegt – damit gibt’s höchstens Pickel. Ihren Faltentyp zu kennen ist der erste Schritt zur richtigen Creme.
MIMIKFALTEN
werden durch ein reges Mienenspiel verursacht, zeigen sich z. B. als „Zornesfalte“ über der Nase, neben dem Mund oder als Lachfältchen an den Augen. Da die Kollagenfasern an diesen Stellen stärker beansprucht werden, leiern sie hier auch schneller aus. In Ihrer Anti-Age-Creme sollten deshalb hautentspannende Wirkstoffe stecken – meist stehen „Acetyl-Hexapeptid-3“ oder „Manganese Aspartate“ in der INCI-Liste.
TROCKENHEITSFÄLTCHEN
Feine Linien, die durch Feuchtigkeitsmangel bedingt sind, haben einen echten Vorteil: Da sie an der Hautoberfläche sitzen und nicht im Bindegewebe, können Sie sie mit einer Creme, die das Wasserreservoir Ihrer Haut wieder auftankt, ruck, zuck in den Griff bekommen. Ob Sie diesen Faltentyp haben, können Sie ganz leicht selbst feststellen. Der Test: Zeigefinger waagerecht auf Ihre Wange legen und leicht nach oben schieben. Bilden sich dabei lauter kleine Querrillen? Volltreffer! Optimal gegen Trockenheitsfältchen sind Anti-Age-Cremes, deren Konsistenz eher flüssig als cremig-reichhaltig ist. Der Begriff „Aqua“ für Wasser oder „Aloe Barbadensis“ für Aloe vera sollte in der Zutatenliste im oberen Drittel auftauchen.
HORMONBEDINGTE FALTEN
bilden sich nach dem Einsetzen der Wechseljahre durch Östrogenmangel. Ein Zupftest bringt Gewissheit: Wenn sich die Haut zwischen den Fingern leicht hochheben lässt, haben sich Ihre Falten bereits ins geschwächte Bindegewebe eingegraben. Genau an diesem Punkt sollte Ihre Anti-Age-Pflege ansetzen. Gut sind reichhaltige Produkte mit Wirkstoffen, die die Kollagenfasern kräftigen und mit Phytohormonen das Östrogen-Defizit ausgleichen (z. B. Peptide oder Soja).