
Die Basis für kräftiges Haar: gesunde Kopfhaut
Bei der Pflege erfährt unser Gesicht die volle Aufmerksamkeit, während wir die Kopfhaut meist schutzlos UV-Strahlen, Luftschadstoffen und heißer Föhnluft ausliefern. Dabei ist sie genau so fein wie die Haut der Augenpartie und zeigt sich höchst empfindsam – auf seelischen Stress und Schlafmangel kann sie mit Mikroentzündungen reagieren, die zu Juckreiz, Trockenheit und Haarausfall führen. Doch gesunde Kopfhaut ist die Basis für gesundes Nachwachsen: „Ihr Zustand entscheidet darüber, ob sich die für das Haarwachstum zuständigen Matrixzellen in den Haarfollikeln optimal teilen“, sagt Dr. Frank-Matthias Schaart, Dermatologe aus Hamburg. Um die Kopfhaut zu beruhigen, zu nähren und neuen Irritationen vorzubeugen, helfen spezielle Pflegelotionen, deren Avocado-, Oliven- oder Erdnussöl viele Antioxidantien und ungesättigte Fettsäuren enthalten. Angereichert mit Lavendel-, Rosmarin- und Salbeiöl verbessern sie die Durchblutung, regen die Zellteilung und damit das Haarwachstum an: Einmal wöchentlich mit einer Pipette oder einem getränkten Wattebausch reichlich Öl auf der Kopfhaut verteilen, einmassieren und einige Stunden einwirken lassen.
Einen aktivierenden Effekt haben Kopfhaut-Konzentrate mit Koffein: Sie sollen – unterstützt von Rotklee-, Soja-, Ginseng- oder Grüntee-Extrakten – die Nährstoffversorgung verbessern und eine Verhärtung des Kollagengewebes an der Haarwurzel bremsen, die häufig bereits mit Anfang 40 einsetzt . Dafür benötigen wir aber etwas Geduld: „Es gibt kein Wundermittel, das Haare über Nacht kräftiger sprießen lässt“, so Dr. Schaart. „Die Wirkung kann sich frühestens nach drei bis sechs Monaten täglicher Anwendung zeigen.
Optimale Pflege: Wirkstoffe mit Tiefgang
Mit den Jahren wird unser Haar von Natur aus störrischer, weil die Talgdrüsen der trockenen Kopfhaut, ähnlich wie im Gesicht, keinen ausreichenden Fett - und Feuchtigkeitsschutz für die Längen mehr liefern. Deshalb enthalten Anti-Aging-Shampoos und -Spülungen oft die gleichen Wirkstoffe wie Cremes für anspruchsvolle Haut: aufbauende Proteine, schützende Antioxidantien, feuchtigkeitsspendende Hyaluronsäure (z. B. in „Hyaluron Hydro Shampoo“ von Ahuhu, 500 ml ca. 20 Euro) und – ganz wichtig – stabilisierende Fettsäuren. Denn obwohl Lipide nur fünf bis acht Prozent eines Haares ausmachen, beeinflussen sie die Struktur maßgeblich. Sie polstern jedes Haar auf, geben ihm Elastizität und Beweglichkeit. Damit sich die Lipide in Ruhe anlagern können, nährende Shampoos mindestens zwei Minuten einwirken lassen. Entscheidend: die richtige Dosis. Zu viel Produkt lässt feine, geschwächte Haare sofort in sich zusammenfallen. Bei schulterlangem Haar reicht eine Shampoo-Menge in Größe eines Ein-Euro-Stücks. Mit Wasser aufschäumen und restlos ausspülen.
Auf die Inhaltsstoffe kommt es an
Entscheidend für gute Haarqualität sind auch jene Stoffe, auf die Haarpflegehersteller zunehmend in ihren Produkten verzichten – zum Beispiel aggressiv reinigende Tenside: Unter ihnen sind es vor allem die intensiv schäumenden Sulfate (Sodium Laureth Sulfate, SLS), die auch in vielen Haushaltsreinigern stecken. In Shampoos trocknen sie die Kopfhaut aus, entfetten die Haare stark und machen sie dadurch dünner und brüchiger. „Sulfate lassen sich problemlos durch Zucker-Tenside ersetzen, sogenannte Coco Glucoside“, erklärt Mathias Stafsing, Produktentwickler der schwedischen Haarpflegemarke Lernberger Stafsing. Andere Firmen nutzen neuerdings die Reinigungskraft von Mizellen, die Fett und Rückstände binden und sanft aus dem Haar ziehen. Naturkosmetikfirmen verzichten vollständig auf Silikone, da sie lediglich gesunden Glanz vortäuschen und Schäden kaschieren. Stattdessen setzen sie als Glanzgeber vor allem pflanzliche Öle wie zum Beispiel aus Argansamen oder Sojabohnen ein, die Feuchtigkeit binden, strapazierte Haare glätten und stärken.
Stylingtipps für mehr Fülle
Feinem Haar fehlen etwa 0,04 Millimeter zu optimaler Fülle und Dichte – in und nach den Wechseljahren verlangsamt der Einfluss männlicher Hormone die Arbeitsprozesse in den Haarwurzeln dann zusätzlich, wodurch es zu einem dünneren und spärlicheren Nachwachsen der Haare kommt: Etwas, das sich durch gezieltes Föhnen mit einer Naturborstenbürste und stabilisierenden Helfern gut kaschieren lässt. Ideal sind Produkte, die die Haare stärken, aber nicht bündeln – starre Gele, starke Pasten und Haarsprays mit Betoneffekt sind deshalb tabu. Ein Verdickungsspray für elastischen Halt, ein mittelstarker Schaumfestiger, der Struktur und Kraft gibt, oder ein Hauch von Wachs bei kurzem Haar sind die bessere Wahl: Die Stylinghelfer im handtuchtrockenen Haar zunächst auf den Ansatz geben, dann die Längen behandeln und sofort trocken föhnen – viele Formeln enthalten Polymere, die erst durch Wärme aktiviert werden. Nach dem Föhnen verleihen Haarpuder dem Ansatz noch mehr Stand: Wie feines Salz auf den Ansatz streuen und die Haare vorsichtig mit den Fingern zurechtzupfen (z. B. „Osis Dust It Powder“ von Schwarzkopf, 10 ml ca. 11 Euro).
Sinnvolle Nahrungsergänzungsmittel
Haare bestehen zum großen Teil aus den schwefelhaltigen Aminosäuren Cystein und Methionin. Sie sind am Aufbau des Haarkeratins beteiligt und verbinden die einzelnen Fa- Fasern zu einem Haar. „Studien belegen, dass bei einem Mangel die konsequente Einnahme körperidentischer Aminosäuren die Haarqualität verbessern kann“, sagt Dr. Christian Merkel, Leiter des Haarzentrums an der Oper in München. Neue Untersuchungen weisen nun auf eine weitere Kraftquelle hin: Kieselsäure (Sauerstoffsäuren des Siliziums), die u. a. in Hirse, Hafer, Bohnen und Datteln vorkommt. Das Haar der Teilnehmerinnen einer Studie der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, die sechs Monate lang täglich Silizium- Gel einnahmen, verdickte sich im Schnitt um 13 Prozent – nebenbei festigte sich das Bindegewebe. Vitamine, Biotin, Zink und Selen sollen die stärkende Wirkung der Kiesel- säure noch unterstützen.
"Bronde" macht optisch jünger
Von allen Haarfarben verbinden wir Blond am stärksten mit Jugend – allerdings lässt ein heller Schopf nicht automatisch jede Frau frischer wirken, da der Kontrast zum Naturton o zu stark ist. Schmeichelhaft und damit verjüngend sind nur Farben, die nicht aufgesetzt wirken. Gerade erste graue Strähnen in brünettem bis dunkelblondem Haar lassen sich daher beim Friseur ideal mit „Bronde“ (Mix aus Brünette und Blond) kaschieren: Brünettes Haar hellt der Friseur dafür mit Highlights in Honig, Beige oder Sand auf – darauf abgestimmte, dunklere Strähnchen schaffen die fließende Verbindung zur Naturhaarfarbe. Blondes Haar bekommt dunklere Strähnen und einen etwas dunkleren Ansatz. Bronde ist auch ideal für Frauen, die keine Lust oder Zeit haben, ständig nachzufärben – denn es reicht, die Farbe alle drei Monate aufzufrischen. Aber es wäre auch kein Problem, noch länger zu warten: Bronde sieht nie herausgewachsen aus. Intensivmasken mit farbigen Pigmenten halten den Ton lebendig, auch die Naturhaarfarbe erhält dadurch mehr Tiefe und Glanz. Graue Ansätze verschwinden bis zum nächsten Färbetermin mit farbigem Ansatzpuder. Eine Neuentdeckung ist das Peptid RE30: Diese Aminosäurenkette soll die Melaninproduktion in den Haarfollikeln reaktivieren und grauen Strähnen innerhalb von drei Monaten ohne künstliche Farbstoffe ihren ursprünglichen Ton zurückgeben.
Der richtige Schnitt
Oft passt die mädchenhafte Langhaar-Frisur oder der extreme Kurzhaarschnitt irgendwann nicht mehr so recht: „Je älter eine Frau ist, desto selbstverständlicher und natürlicher sollte ihre Frisur wirken“, rät L’Oréal Professionnel Friseur André Märtens aus Berlin. Idealerweise enden die Haare zwischen Kinn und Schulter, weiche Stufen und fransige Konturen schmeicheln dem Gesicht mehr als gleiche Längen und harte Schnittkanten. „Egal wofür Sie sich entscheiden, tragen Sie niemals seitliche Zöpfe, um jünger zu wirken. Sie erreichen damit das genaue Gegenteil“, warnt der Haarexperte. „Optisch älter machen auch toupierte 80er-Föhnfrisuren, Haarreifen und Glitzerspangen.