Christian Drosten schlägt Alarm: „Dies ist ein Notruf“
Seit Mitte März steigt in Deutschland die Zahl der belegten Intensivbetten. Aktuell gibt es bundesweit weit über 4000 Intensivpatienten. Am Donnerstag (8.4.) teilte nun Virologe Christian Drosten bei Twitter einen Text des Intensivmediziners und Leiter der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) Christian Karagiannidis. Dieser schrieb bei Twitter: "Liebe Entscheidungsträger, wie hoch sollen die Zahlen denn noch steigen bevor Ihr reagieren wollt??? Wir verpassen jede Ausfahrt zur Senkung der Zahlen." Städte wie Bonn, Bremen oder Köln würden kaum noch freie Betten für den nächsten Herzinfarkt, Autounfall oder Covid-Patienten haben. Mit dem Text teilte der Mediziner auch eine Grafik, die die starke Auslastung der Intensivbetten darstellt. Drosten teilte Karagiannidis Text mit den eindringlichen Worten: "Dies ist ein Notruf".
Auch der ehemalige DIVI-Präsident Uwe Janssens gab am Mittwoch (7.4.) gegenüber RTL/ntv an: "Wenn das so weitergeht, werden wir in Kürze auch leider Gottes über 5000 Covid-19-Patienten haben." Wenn die Zahl auf 5000 bis 6000 steige, könne es passieren, dass einige Krankenhäuser wieder auf einen Notbetrieb umstellen müssten. Die Berliner Charité kündigte bereits an, die Zahl der planbaren Operationen ab nächster Woche zu reduzieren.
Intensivmediziner fordern harten Lockdown
Bereits seit einigen Wochen warnt die DIVI vor den Folgen der hohen Zahlen von Corona-Infektionen. Die Vereinigung gibt täglich die Belegungszahlen der Krankenhäuser heraus und forderte zuletzt einen harten Lockdown.
DIVI-Leiter: "So etwas hat es noch nicht gegeben"
Karagiannidis äußerte sich nun gegenüber dem Berliner Tagesspiegel. Er gab an, dass er eine solche Situation in seinen 20 Jahren als Arzt noch nicht erlebt habe. "Wir sind den Tod gewohnt, aber so etwas hat es noch nicht gegeben", so Karagiannidis. Er forderte die Ministerpräsidenten zum Handeln auf, da die Einführung des geänderten Infektionsschutzgesetzes zu lange dauere. Er warnte: "Denn auch nach einer Verschärfung der Maßnahmen werden wir noch mindestens zwei Wochen einen Anstieg von Covid-Patienten auf unseren Stationen verzeichnen." Auch für die Zukunft zeichnete der DIVI-Leiter ein düsteres Bild ab. Er befürchte eine große Kündigungswelle, da die Mitarbeiter in den Krankenhäusern nach einem Jahr Pandemie erschöpft seien. Angaben der Bundesagentur für Arbeit zufolge haben während der Pandemie bereits 9000 Pflegekräfte ihren Job gewechselt.
Quellen: spiegel.de, tagesschau.de, ntv.de