Dritte Coronawelle: Kanzlerin Merkel mahnt zu Vorsicht im Winter

Kanzlerin Merkel warnt vor dritter Coronawelle im Winter

Deutschland steckt mitten in der zweiten Coronawelle und die Infektionszahlen sinken noch nicht auf das gewünschte Minimum ab. Zusätzlich warnen Experten und Kanzlerin Merkel bereits vor einer dritten Welle.

Intensivstation© Morsa Images / iStock
Intensivstation

Mediziner befürchten Jojo-Effekt

Der Direktor der Intensivmedizin am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), Stefan Kluge, warnt bereits vor einer dritten Corona-Welle.

"Wir werden einen Jojo-Effekt haben, wenn die Zahlen jetzt runtergehen und es nach und nach Lockerungen gibt. Ich befürchte, dass die Menschen wieder leichtsinniger werden", sagte der Mediziner im Interview des "Hamburger Abendblatts". Angesichts der niedrigeren Temperaturen als im Sommer blieben die Menschen nun mehr drinnen, sodass die Gefahr einer Ansteckung deutlich größer ist. Daher befürchtet Kluge, dass eine dritte Welle kommt. Es sei wichtig, sich jetzt in den nächsten Monaten zu disziplinieren, auch wenn es schwerfalle. Im Interview mit RTL zeigt sich Kluge von der Entwicklung der Infektionszahlen enttäuscht: "Ich bin auch etwas enttäuscht von den Infektionszahlen heute und in den letzten Tagen. Ich hätte mit mehr erhofft." Er sieht vor allem illegale Partys aber auch Menschenansammlungen und private Kontakte als Hauptgründe für die Infektions-Häufungen.

Für einen weiteren Anstieg könnten die gelockerten Kontaktbeschränkungen an den Weihnachtsfesttagen sorgen. Im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland äußerte sich Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), zu den neuen Regelungen: "Bei allem Verständnis für Weihnachten und Familienfeiern müssen wir leider befürchten, dass in der Folge der partiellen Aufhebung der Einschränkungen um Weihnachten im Januar die Infektionszahlen wieder ansteigen."

Virologe Christian Drosten zeigte sich bei einer Veranstaltung des Wirtschaftsmagazins "Capital" zuversichtlich. Beim "Junge Elite Gipfel 2020" betonte er: "Ich glaube, dass wir nächstes Jahr um diese Zeit sehr viel weiter sind." Das mache Hoffnung, dass die Menschen in Deutschland 2021 wieder "weitgehend normal" leben könnten.

"Dritte Welle": Experten befürchten neurodegenerative Erkrankungen

Eine ganz andere Art der dritten Welle befürchten mehrere Patientenorganisationen. Sie sehen ein erhebliches Risiko, dass die "dritte Welle" in Form von neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer oder Demenz auftritt. Das geht aus der Pressemitteilung der Yuvedo Foundation hervor.
Seitdem immer mehr Langzeitfolgen wie Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Abgeschlagenheit bekannt werden, wird nun befürchtet, dass sich diese neurologischen Störungen zu späteren Erkrankungen entwickeln. Thomas Müller, Chefarzt für Neurologie am Alexianer Krankenhaus in Berlin-Weißensee, erklärt, dass z. B. Geruchsverlust ein erster Hinweis sein könnte, dass jemand in den nächsten Jahren motorische Symptome entwickelt. Noch bleibt es aber eine Annahme, ob eine "dritte Welle" in Form von neurodegenerativen Erkrankungen eintritt.

"Falls sich die Befürchtungen bewahrheiten, brauchen wir massive Anstrengungen, um in naher Zukunft nicht Opfer dieser Folgeerkrankungen zu werden", sagt Jörg Karenfort, Vorstand der Yuvedo Foundation. Zusammen mit der Deutschen Parkinsonvereinigung fordert die Stiftung, die Erforschung und Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen zu intensivieren.

Kanzlerin Merkel warnt vor dritter Coronawelle im Winter

Bundeskanzlerin Angela Merkel warnt die Bevölkerung davor, dass Deutschland hinsichtlich der Corona-Maßnahmen nicht nachlässiger werden darf, solange es noch keinen Impfstoff in großen Mengen gibt und die kalten Temperaturen anhalten: "Wir werden im Winter noch sehr, sehr vorsichtig sein müssen", sagte sie in einem Videogespräch mit Polizeibeamten.

Die Kanzlerin betonte in der Videokonferenz, dass jegliche Nachlässigkeit unmittelbare Folgen haben würde: "Solange man im Freien nicht so viel machen kann, müssen wir da sehr, sehr vorsichtig sein. Sonst sitzen wir sofort wieder in der nächsten Welle." Hoffnung machen ihr allerdings die Entwicklung von Corona-Schnelltests und das Ende der Wintermonate. Bis Frühling und Sommer einsetzen, mahnt sie zu höchster Vorsicht und Beharrlichkeit: "Wir müssen diese Wintermonate noch durchstehen."

Datum: 01.12.2020
Autorin: Christina Liersch
Quellen: dpa / Yuvedo Foundation / Redaktionsnetzwerk Deutschland
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