
Mediziner befürchten Jojo-Effekt
Der Direktor der Intensivmedizin am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), Stefan Kluge, warnt bereits vor einer dritten Corona-Welle.
"Wir werden einen Jojo-Effekt haben, wenn die Zahlen jetzt runtergehen und es nach und nach Lockerungen gibt. Ich befürchte, dass die Menschen wieder leichtsinniger werden", sagte der Mediziner im Interview des "Hamburger Abendblatts". Angesichts der niedrigeren Temperaturen als im Sommer blieben die Menschen nun mehr drinnen, sodass die Gefahr einer Ansteckung deutlich größer ist. Daher befürchtet Kluge, dass eine dritte Welle kommt. Es sei wichtig, sich jetzt in den nächsten Monaten zu disziplinieren, auch wenn es schwerfalle. Im Interview mit RTL zeigt sich Kluge von der Entwicklung der Infektionszahlen enttäuscht: "Ich bin auch etwas enttäuscht von den Infektionszahlen heute und in den letzten Tagen. Ich hätte mit mehr erhofft." Er sieht vor allem illegale Partys aber auch Menschenansammlungen und private Kontakte als Hauptgründe für die Infektions-Häufungen.
Virologe Christian Drosten zeigte sich bei einer Veranstaltung des Wirtschaftsmagazins "Capital" zuversichtlich. Beim "Junge Elite Gipfel 2020" betonte er: "Ich glaube, dass wir nächstes Jahr um diese Zeit sehr viel weiter sind." Das mache Hoffnung, dass die Menschen in Deutschland 2021 wieder "weitgehend normal" leben könnten.
"Dritte Welle": Experten befürchten neurodegenerative Erkrankungen
"Falls sich die Befürchtungen bewahrheiten, brauchen wir massive Anstrengungen, um in naher Zukunft nicht Opfer dieser Folgeerkrankungen zu werden", sagt Jörg Karenfort, Vorstand der Yuvedo Foundation. Zusammen mit der Deutschen Parkinsonvereinigung fordert die Stiftung, die Erforschung und Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen zu intensivieren.
Kanzlerin Merkel warnt vor dritter Coronawelle im Winter
Bundeskanzlerin Angela Merkel warnt die Bevölkerung davor, dass Deutschland hinsichtlich der Corona-Maßnahmen nicht nachlässiger werden darf, solange es noch keinen Impfstoff in großen Mengen gibt und die kalten Temperaturen anhalten: "Wir werden im Winter noch sehr, sehr vorsichtig sein müssen", sagte sie in einem Videogespräch mit Polizeibeamten.
Die Kanzlerin betonte in der Videokonferenz, dass jegliche Nachlässigkeit unmittelbare Folgen haben würde: "Solange man im Freien nicht so viel machen kann, müssen wir da sehr, sehr vorsichtig sein. Sonst sitzen wir sofort wieder in der nächsten Welle." Hoffnung machen ihr allerdings die Entwicklung von Corona-Schnelltests und das Ende der Wintermonate. Bis Frühling und Sommer einsetzen, mahnt sie zu höchster Vorsicht und Beharrlichkeit: "Wir müssen diese Wintermonate noch durchstehen."