
Im letzten Jahr sank die Zahl der Coronainfektionen im Sommer deutlich. Nun hoffen viele Menschen, dass dieser sogenannte saisonale Effekt auch dieses Jahr auftritt. Nun mahnte Christian Drosten, der Virologe und Leiter der Virologie in der Berliner Charité, dass es keinen Grund gebe, dass wir nicht mit einem saisonalen Effekt wie bei den normalen Corona-Erkältungsviren rechnen können.
Drosten: "wahrscheinlich sehr viel weniger Hilfe durch saisonalen Effekt"
Drosten kritisiert in der neuen Folge des NDR-Podcasts "Das Coronavirus-Update", dass einige Stimmen, auch in der Öffentlichkeit, sagen, dass "das Ganze" sich wegen des saisonalen Effekts bald erledigt haben werde. Er gebe sehr wenig auf solche Einschätzungen, da sie wissenschaftlich nicht haltbar seien. Weiter führt er aus: "Es gibt viel mehr wissenschaftlich haltbare Einschätzungen, die sagen, dass maximal 20 Prozent Reduktion durch einen saisonalen Effekt zu erwarten ist."
Laut Drosten gibt es keinen Grund zur Annahme, dass wir mit einem saisonalen Effekt wie bei den normalen Erkältungs-Coronaviren rechnen können. Er warnt, dass wir durch ihn "wahrscheinlich sehr viel weniger Hilfe" bekommen werden. Laut dem Virologen liegt das daran, dass wir keine Hilfe durch eine Herdenimmunität haben. Im letzten Jahr seien wir mit sehr viel niedrigeren Werten in den Sommer gegangen. Zudem sei das Virus anders verteilt gewesen – in der gesamten Zeit habe es einige Umverteilungseffekte gegeben. Er mahnt, man müsse aufpassen, dass wir nicht blauäugig in eine Situation reinlaufen, die dann später der Wirtschaft auf die Füße fällt.