Weitere Maßnahmen wurden am vergangenen Montag (22. März) beim Corona-Gipfel der Bundesregierung besprochen. Unter anderem soll auch in Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100 eine nächtliche Ausgangssperre bis fünf Uhr verhängt werden. Man darf in diesem Zeitraum das Haus nur noch aus einem „triftigen Grund“ verlassen. Ohne deutlich einschränkende Maßnahmen werden die Neuinfektionen so schnell weiter steigen, „dass bereits im April eine Überlastung des Gesundheitswesens wahrscheinlich ist“, hieß in der Beschlussvorlage.
Angela Merkel plädiert für Ausgangssperren
Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte in der Talk-Show „Anne Will“ von den Ländern entschiedeneres Handeln bei der Eindämmung der Corona-Pandemie und plädierte für Ausgangsbeschränkungen, um die steigenden Zahlen der Neuinfektionen zu senken. Merkel bezeichnete dabei die Ausgangsbeschränkungen als ein „ganz wichtiges Mittel“, dies gelte gerade in den Abendstunden. Sie brachte zudem neue Kontaktbeschränkungen ins Spiel, „um das exponentielle Wachstum zu stoppen“.
Ausgangsbeschränkungen in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern
In Landkreisen und kreisfreien Städten mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 100 gilt in Niedersachsen ab Mittwoch, dem 31. März, eine Ausgangsbeschränkung. Von 21 Uhr bis 6 Uhr darf die Wohnung oder das Haus nicht ohne triftigen Grund verlassen werden.
Im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern gilt von heute an zwischen 21 Uhr und 6 Uhr eine nächtliche Ausgangssperre.
Auch Bayerns Ministerpräsident Marcus Söder will einen strengen Kurs fahren. Nächtliche Ausgangsbeschränkungen gab es bereits vorher schon in Bayern. Söder kritisierte, dass derzeit in einigen Bundesländern viele der Maßnahmen, die man schon beschlossen habe, nicht umgesetzt würden. Rechtlich sind bundesweite Ausgangsbeschränkungen nicht durchsetzbar.
Aber: „Wenn die Kanzlerin die Initiative ergreifen würde, eine Initiative auf nationaler Ebene, Recht zu ändern und klare Vorgaben zu machen, hätte sie meine Unterstützung“, wie die ZDFheute berichtete.
Nächtliche Ausgangssperre ist umstritten
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält eine solche Ausgangssperre für noch nicht zwingend notwendig. Bei weiterhin rasant steigenden Fallzahlen dürfte sie aber kaum zu vermeiden sein, sagte er im Gespräch mit „Bild live“. Vor allem die ansteckenden Corona-Mutationen sorgen für den schnellen Anstieg der Neuinfektionen. „Bisher ist es keinem Land gelungen, die viel schnellere Pandemie mit dieser Mutation in den Griff zu bekommen, ohne dass es Ausgangsbeschränkungen im Lockdown gegeben hätte“, sagte Lauterbach. Gleichwohl müsse klar sein „Ausgangsbeschränkungen sind die Ultima Ratio, man muss versuchen, das zu verhindern.“ Die einzige Chance dazu biete ein „sehr strenges Testkonzept“ mit zwei Tests pro Woche in allen Schulen und Betrieben. Die Kapazitäten hierfür würden „gerade fieberhaft aufgebaut“.
FDP-Chef Christian Lindner lehnt eine Ausgangssperre ab und sieht diese als „massive Freiheitseinschränkung“. Ähnlich kritisch sieht es auch der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Carsten Schneider: „Bevor die von der Bundeskanzlerin vorgeschlagenen neuen Einschränkungen für Privathaushalte diskutiert werden können, müssen alle anderen Optionen ausgeschöpft sein“, sagte er der dpa.
Saarland und NRW fahren Öffnungsstrategie
Bundesländer wie das Saarland oder Nordrhein-Westfalen fahren eine andere Strategie und streben Lockerungen nach Ostern an. Als Modellregion soll im Saarland mit einer Kombination aus Testungen und Lockerungen mehr gesellschaftliches Leben möglich werden. Ab dem 6. April sollen unter anderem Kinos, Fitnessstudios und die Außengastronomie wieder öffnen.
Tipps, um die Ausgangssperre zu meistern
Laut der Beschlussvorlage ist noch nicht genau definiert, aus welchen „triftigen Gründen“, man das Haus während der Ausgangsbeschränkung verlassen darf und ab wie viel Uhr die Sperre beginnt. Der Gedanke, in einem bestimmten Zeitfenster zu Hause bleiben zu müssen, löst in vielen Personen ein beklemmendes Gefühl aus. Doch wie geht man dieser eingeschränkten Bewegungsfreiheit am besten um? Wir haben ein paar Tipps für Sie.
- Sind Sie eine typische Nachteule und drehen am liebsten spätabends Ihre Joggingrunden und statten kurz vor Ladenschluss Ihrem Supermarkt einen Besuch ab? Die nächtliche Ausgangsbeschränkung bedeutet für Sie, dass Sie Ihren Alltag nun umstrukturieren müssen. Schreiben Sie sich daher idealerweise bereits am Vortag eine To-do-Liste mit allen wichtigen Aufgaben und priorisieren Sie diese – so behalten Sie einen Überblick und schaffen alles tagsüber.
- Sie sind nicht allein in dieser Pandemie – auch andere Menschen empfinden diese Zeit als besonders anstrengend. Deshalb sprechen Sie mit Ihren Freunden und Ihrer Familie über Ihre Ängste und Sorgen. Das schafft Nähe und Zusammenhalt.
- Versuchen Sie die Ausgangssperre als etwas Positives zu sehen, eine Zeit, in dieser Sie sich nur um sich kümmern. Lesen Sie ein gutes Buch oder lassen Sie sich ein wohltuendes Bad ein.
Gemeinsam durch die Corona-Krise – hier bekommen Sie Hilfe:
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Die Deutsche Depressionshilfe gibt Ihnen online Tipps und Hinweise, die Ihnen in der Corona-Krise weiterhelfen.
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Die Telefonseelsorge erreichen Sie kostenlos unter 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222. Auch online finden Sie Hilfe.
- Das Projekt „Stark durch die Krise“ von HelloBetter und Allianz bietet Ihnen ein Online-Training an, mithilfe Sie bewährte Strategien aus der kognitiven Verhaltenstherapie erlernen, die Ihre psychische Gesundheit stärken.