Booster-Impfung: Nach 6 Monaten oder früher?
Da der Schutz vor dem Coronavirus in den Monaten nach der vollständigen Impfung Stück für Stück nachlässt, sind sich Experten einig, dass eine dritte Impfdosis zur Auffrischung notwendig ist. So empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI) „allen Personen ab 18 Jahren die COVID-19-Auffrischimpfung“. Zwar sollen medizinisches und Pflegepersonal, Ältere und Menschen mit einer Immunschwäche oder anderen Vorerkrankungen bevorzugt geboostert werden. Allerdings können sich auch alle anderen Personen bereits jetzt um einen Termin für die Booster-Impfung bemühen.
Doch wann soll die Booster-Impfung stattfinden? Tatsächlich erst nach 6 Monaten oder sind frühere Auffrischungen möglich und sinnvoll? Laut STIKO soll die Booster-Impfung „in der Regel im Abstand von 6 Monaten zur letzten Impfstoffdosis der Grundimmunisierung erfolgen. Eine Verkürzung des Impfabstandes auf 5 Monate kann im Einzelfall oder wenn genügend Kapazitäten vorhanden sind erwogen werden.“ Falls Sie also schon einen Termin vor dem Ablauf Ihrer 6 Monate erhalten haben, spricht somit nichts dagegen sich schon nach 5 Monaten erneut impfen zu lassen. So sieht es auch Sandra Ciesek, Leiterin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt. In der aktuellen Folge des Coronavirus-Updates von NDR Info sagt die Virologin: „Da sehe ich kein Problem. Wenn man sich nach 5 Monaten oder nach 6 Monaten impft, das macht keinen großen Unterschied. Nur nach 2, 3 Monaten ist ja die Frage: Macht das einen Unterschied? Und dazu gibt es einfach keine Daten. Aber diese 5 Monate oder 6 Monate, das ist völlig egal.“
Wie viel Impfschutz ist nach 6 Monaten noch vorhanden?
Da die Impfstoffe und das nötige Personal begrenzt sind, gilt derzeit in vielen Impfzentren und Hausarztpraxen noch die Beschränkung, dass eine Booster-Impfung erst frühestens sechs Monate nach der Grundimmunisierung erfolgen darf – außer Sie gehören zu einer Risikogruppe. Daher sind viele Menschen, die sich gerne ihren Booster holen würden, aber deren Impfung vier oder fünf Monate zurückliegt, sehr besorgt darüber, ob sie überhaupt noch einen ausreichenden Impfschutz haben. In dieser Hinsicht können wir Sie beruhigen: Auch nach sechs Monaten ist – zumindest bei jüngeren Menschen unter 60 Jahren – noch ein äußerst hoher Impfschutz vorhanden. Die Expert:innen von aerzteblatt.de haben sich die derzeitigen Studien und Ergebnisse hierzu angeschaut: Demnach beträgt die Effektivität der Impfstoffe zwei Monate nach der Grundimmunisierung noch 96,2 Prozent. Zwischen dem vierten und sechsten Monat nach der vollständigen Impfung beträgt der Impfschutz im Durchschnitt immerhin noch 83,7 Prozent. Wichtig ist auch, dass es sich hierbei lediglich um den Schutz vor einer Ansteckung mit Covid-19 handelt. Der Schutz vor schweren Verläufen ist auch nach sechs Monaten laut RKI noch fast genauso hoch wie unmittelbar nach erfolgreicher Grundimmunisierung: „Immungesunde Personen sind auch mindestens 6 Monate nach dem Abschluss der Grundimmunisierung noch gut vor schweren COVID-19-Erkrankungen geschützt“.
Welche Impfstoffe werden zum Boostern verwendet?
Die Auffrischungsimpfungen werden derzeit ausschließlich mit den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer sowie Moderna durchgeführt. In der Regel wird der gleiche Impfstoff wie bei der Grundimmunisierung verwendet – es spricht jedoch nach derzeitigem Stand nichts dagegen, das jeweils andere Vakzin zu verwenden. Laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) sind die beiden Impfstoffe gleichwertig. Jüngere Personen zwischen 18 und 29 Jahren sowie Schwangere ab dem zweiten Trimester sollen jedoch nach STIKO-Empfehlung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer geboostert werden.
Booster-Impfung: Treten Impfreaktionen und Nebenwirkungen auf?
Impfreaktionen im verträglichen Rahmen sind auch nach der Auffrischungsimpfung nicht ungewöhnlich oder bedenklich. Aktuellen Daten zufolge treten mögliche Impfreaktionen und Nebenwirkungen nach dem mRNA-Booster in ähnlicher Weise und Häufigkeit wie nach der Grundimmunisierung auf. Daher sollten Sie Ihr Immunsystem auch vor und nach der Booster-Impfung in gleicher Weise wie nach den ersten beiden Impfungen schonen.
Video: Moderna-Booster nach Astrazeneca/Biontech – das sagen Experten
Ist ein Antikörpertest vor der Booster-Impfung nötig?
Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat vor Kurzem mit einer Aussage zu Antikörpertests vor der Booster-Impfung für Verwirrung gesorgt: „Es macht Sinn, dass jeder einen Antikörper-Test macht“, sagte Söder nach einer Kabinettssitzung in München. Verständlich, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger nun fragen, ob eine Bestimmung des sogenannten Antikörpertiters wirklich sinnvoll und notwendig ist – zumal die Tests 20 Euro oder mehr kosten können. Zahlreiche Expert:innen widersprechen Söders Aussage jedoch vehement, darunter der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL) und der Bayerische Hausärzteverband e.V. (BHÄV), da es keine festen Werte gibt, die einen vollständigen Impfschutz bestätigen oder ausschließen können. Auch die Virologin Sandra Ciesek betont im Coronavirus-Update die eingeschränkte Aussagekraft des Wertes: „Sinn macht das eigentlich nur bei Menschen unter Immunsuppression, um zu schauen, ob die überhaupt auf die Impfung angesprochen haben und Antikörper gebildet haben“.
Quellen: rki.de, ndr.de, br.de, aerzteblatt.de, helmholtz.de