
Ganz ehrlich: Krampfadern schnell mal in der Mittagspause wegzumachen – das versprechen nur Scharlatane. Aber die neue „Closure Fast“-Methode (engl., etwa „schneller Verschluss“) kommt diesem Traum ziemlich nahe. Denn sie schafft es tatsächlich, die kranken Venen in nicht mal einer Stunde verschwinden zu lassen. Ohne große Schnitte, Vollnarkose und Klinikaufenthalt – einfach nur mit Hitze. Die Patientin geht anschließend meist sofort nach Hause und am nächsten Tag sogar schon wieder in den Job.
Moderne Therapie gegen Krampfadern: Interview mit Venenspezialist Dr. Thomas Proebstle
Der Mannheimer Venenspezialist Dr. Thomas Proebstle, Mitentwickler der Methode, erklärt, wie die Behandlung der Krampfadern funktioniert und wem sie hilft.
VITAL: Wie läuft der Eingriff ab?
Dr. Thomas Proebstle: Zunächst wird mithilfe einer sorgfältigen Ultraschalluntersuchung festgestellt, welche Venenabschnitte erkrankt sind, wo also die Gefäßklappen nicht mehr funktionieren. Die Behandlung selbst läuft in vier Schritten ab: Betäubungsspray, dann Platzierung des Spezial-Katheters durch eine winzige Punktion, Einspritzen der örtlichen Betäubung um die erkrankte Vene herum und Freisetzen der Wärmeenergie, während der Katheter zurückgezogen wird.
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VITAL: Was passiert in der Krampfader?
Dr. Thomas Proebstle: Die Katheterspitze wirkt wie eine Art Tauchsieder: Mit an sich ungefährlichen Radiowellen erhitzt sie die Venenwand auf 120 Grad. Die besteht zu großen Teilen aus Kollagen und schrumpft dann so ähnlich wie ein sehniges Stück Fleisch in der Pfanne. Dadurch verschließt sich das krankhaft erweiterte Gefäß.
VITAL: Reicht es wirklich aus, dabei nur örtlich zu betäuben?
Dr. Thomas Proebstle: Die örtliche, ultraschallgesteuerte Betäubung ist nicht nur ausreichend, sondern erfüllt noch eine weitere notwendige Funktion: Weil sie in großen Mengen in die Vene eingespritzt wird, wird das umliegende Gewebe inklusive der darin verlaufenden Nerven abgedrängt und so vor der Hitze geschützt. Eine Vollnarkose wäre also die schlechtere Lösung. Der Eingriff findet ausschließlich ambulant statt. Die Mehrzahl der Patienten kann sofort wieder nach Hause. Nur äußerst selten ist es nötig, einen Risiko-Patienten etwa wegen Herzrhythmusstörungen nach der Behandlung seiner Krampfadern länger zu überwachen.
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Für wen kommt die Behandlung infrage?

VITAL: Wie lange dauert die Behandlung und für wen kommt sie infrage?
Dr. Thomas Proebstle: Je nach Schwere der Erkrankung und Anzahl der zu behandelnden Venen dauert sie rund 30 bis 60 Minuten pro Bein. Grundsätzlich eignet sich die Therapie für Patienten mit einer insuffizienten Stammvene, also für alle Venen, die früher herausgezogen, eben gestrippt wurden. Nicht durchgeführt werden sollte das Verfahren bei Patienten mit einer akuten Erkrankung wie z.B. einer Grippe mit 40 Grad Fieber. Ist diese aber abgeklungen, kann der Patient selbstverständlich behandelt werden.
VITAL: Kann die innovative „Closure Fast“-Methode bei jedem Patienten ein Venenstripping ersetzen?
Dr. Thomas Proebstle: Da, wo ein Draht für ein Venenstripping platziert werden kann, kann auch ein „Closure Fast“-Katheter hineingeschoben werden. Die Methode ersetzt, jedenfalls in der Hand wirklicher Experten, in allen Patienten- Fällen das Stripping. Und nicht zu vergessen: Sie kommt ohne den Leistenschnitt aus. Ich behandle mit dieser Methode mittlerweile sogar einen erheblichen Anteil voroperierter Patienten.

VITAL: Wie sieht es mit Schmerzen aus, wie mit Komplikationen?
Dr. Thomas Proebstle: In den ersten Tagen nach dem Eingriff treten, falls überhaupt, nur moderate Schmerzen auf. Etwa einer von fünf Patienten nimmt leichte Schmerzmittel wie Ibuprofen, die meisten gehen am darauffolgenden Tag wieder ihrer beruflichen Tätigkeit oder ihren Alltagsgeschäften nach. Komplikationen sind selten und betreffen Gefühlsstörungen der Haut, die bei einem von 200 Patienten allerdings auch sehr lange anhalten können. Alle herkömmlichen Verfahren haben aber eine deutlich schlechtere Statistik. Häufige harmlose Beschwerden sind ein Ziehen im Oberschenkel oder auch tastbare Verhärtungen unter der Haut.
VITAL: Überzeugt denn nach dem Verdampfen auch das kosmetische Ergebnis?
Dr. Thomas Proebstle: Ich kann es nur als phänomenal bezeichnen, da weder eine Narbe in der Leiste entsteht noch Hauteinblutungen auftreten, wie sie beim Stripping die Regel sind.

INFO
Deutsche Venenliga, Sonnenstr. 6, 56864 Bad Bertrich, Tel. 0 26 74/14 48, www.venenliga.de. Hier bekommen Sie umfassende Basis-Informationen zum Thema Venenleiden
Privatklinik Dr. Proebstle, P6, 26, 68161 Mannheim, Tel. 06 21/3 06 96 00, www.privatklinik-proebstle.de. Hier finden Sie genauere Infos zur „Closure Fast“-Methode
VITAL: Worauf soll man nach dem Eingriff achten?
Dr. Thomas Proebstle: Für rund eine Woche muss der Patient einen medizinischen Kompressionsstrumpf tragen und circa zwei Wochen auf Sonnenbäder verzichten. Und er muss damit rechnen, dass sich ergänzende Verödungsbehandlungen anschließen, etwa von verbliebenen Besenreisern, um ein optimales kosmetisches Ergebnis zu erzielen. Ansonsten kann und sollte er den Eingriff schnell vergessen.
Eine Patientin erzählt: "Ich würde mich immer wieder dafür entscheiden"
Manuela Hain, 40, Angestellte eines Wiener Ministeriums
"Vor zwei Jahren bekam ich plötzlich geschwollene Knöchel und nächtliche Wadenkrämpfe. Ein Ultraschall zeigte, dass sich im rechten Bein eine tief liegende, nicht sichtbare Krampfader gebildet hatte. Über die Zeitung erfuhr ich von der neuen Methode. Ich meldete mich sofort zum Info-Gespräch an, wenig später zum Eingriff. Der dauerte eine Stunde, gemerkt habe ich nur ein starkes Druckgefühl im Bein. Danach bin ich sofort aufgestanden und eine halbe Stunde später nach Hause gefahren. Nur die erste Nacht hatte ich brennende Schmerzen, und es hat etwas nachgeblutet. EIn paar Tage später saß ich schon wieder im Büro. Beschwerden habe ich seitdem nie wieder gehabt. Die zehn winzigen Schnitte sind nur noch als weiße Pünktchen zu sehen. Ich bin total glücklich über das Ergebnis!"