Finden Sie Ihre innere Heilerin

Finden Sie Ihre innere Heilerin

Oft spüren wir es selbst – irgendwie sind wir blockiert. Oder bestimmte Ereignisse in unserem Leben fordern uns ganz besonders. Wir fühlen uns matt, überfordert und ärgern uns mit ständigen Infekten herum. Wie können wir das ändern? Was rät die Wissenschaft? Das schrittweise Programm von VITAL berücksicht neue Erkenntnisse und hilft Ihnen, die eigenen Ressourcen zu finden und zu fördern.

Entspannte Frau© thinkstockphotos
Entspannte Frau

Schritt 1: Lösen Sie die Heilungsbremsen

Um dem inneren Arzt die Arbeit zu erleichtern, räumen Sie ihm zunächst etwaige Hürden aus dem Weg. Gemeint sind Gesundheitsfallen wie Fast Food, Schlafmangel, zu wenig Bewegung und Rauchen. Zugegeben, den Lebensstil zu ändern, erfordert Mühe. Das klappt, wenn Sie an die Stelle von ungünstigem Verhalten etwas Positives setzen, z. B. statt Schokolade einen Reiscracker essen. Oft erweist sich das bereits als der entscheidende Anstoß, um heilsame Prozesse anzuregen. Mit am wichtigsten: Übergewicht abbauen.

„Kalorien einzuschränken ist eine der wirksamsten Maßnahmenbei vielen chronischen Krankheiten“, erklärt der klinische Psychologe Prof. Harald Walach, der seit Jahren im Bereich der Komplementärmedizin forscht. „Es verringert die oxidative Stressbelastung des Körpers. Das führt dazu, dass genetische Reparaturmechanismen besser funktionieren, Entzündungsfaktoren im Blut zurückgehen und freie Radikale reduziert werden.“

So geht’s:
Beschließen Sie, sich eine Woche lang nur Gutes zu tun. Falls irgend möglich, nehmen Sie sich für diese Zeit frei von Job und Familie, wenigstens ein Wochenende. Allein spüren Sie intensiver, was Sie wirklich möchten. Schlafen Sie, wann und so lange Sie wollen. Entspannen Sie sich auf dem Sofa oder tanzen Sie zu Musik, die Sie mögen. Probieren Sie neue Sportarten, neue Wege, neue Frisuren aus. Essen Sie Gesundes, aber nur, was Sie gern mögen und Ihnen ein positives Gefühl gibt. Am Ende der Woche schreiben Sie ausführlich auf, was Ihnen Kraft gegeben hat und was Sie gern noch vertiefen würden.

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Schritt 2: Finden Sie Ihren medizinischen Weg

Niemand wünscht sich zurück in die Zeit, als uns weder Penicillin noch künstliches Insulin zur Verfügung standen. Doch oft schadet ein vorschneller Griff zur Pillenschachtel mehr, als er nutzt. „Jede Arznei wirkt nicht nur an der gewünschten Stelle, sondern auch anderswo“, erklärt Prof. Walach, „ein paar Kugeln treffen das Ziel, aber viele andere landen irgendwo im Organismus.“ Die innere Apotheke hingegen wirkt nur dort, wo sie gebraucht wird. „Die Mobilisierung der körpereigenen Heilungsprozesse ist die zielgenaueste Therapie, die wir haben“, so Walach.
Außerdem treiben bestimmte Krankheitssymptome wie beispielsweise Fieber die Immunkräfte zu Höchstleistungen an – eine gute Sache. Stoppt man diese Heilreaktion wiederholt ohne Not, werden die Erreger nur unvollständig bekämpft.

So geht’s:
Haben Sie den richtigen Arzt? Er spielt für Ihre Selbstheilungskräfte in vielerlei Hinsicht eine wichtige Rolle. Wenn er Ihnen ein sicheres Gefühl vermittelt, gleichzeitig einfühlsam ist und offen für verschiedene Behandlungsansätze, wirkt er wie ein heilsames Medikament, das haben verschiedene Studien gezeigt. Wechseln Sie, wenn Sie nicht zufrieden sind, bis Sie jemanden finden, der Ihnen guttut und nicht gleich zu Rezeptblock oder Skalpell greift.

Kuscheln© thinkstockphotos
Kuscheln

Mit heilsamen Berührungen wachsen wir seit frühester Kindheit auf: Knie aufgeschlagen? Wir dürfen auf den Arm. Finger verbrannt? Beim Pusten lässt der Schmerz nach. Der Mechanismus ist wissenschaftlich belegt: Direkte Zuneigung lässt bei Kindern den Spiegel des Bindungshormons Oxytocin ansteigen, der Anteil des Stresshormons Kortisol reduziert sich schlagartig. Denselben Effekt erreichen Haustiere: Das Streicheln von Hund oder Katze senkt hohen Blutdruck und stärkt das Immunsystem.

So geht’s:
Kein Partner zum Kuscheln da? Dann buchen Sie sich eine Wohlfühl-Massage. Oder leihen Sie sich den Hund vom Nachbarn, gehen Sie in den Streichelzoo oder ins Tierheim. Weiterer positiver Effekt: Mit Hund bewegen Sie sich mehr.

Schritt 4: Schalten Sie aus dem Schongang hoch

Bei fast allen Krankheiten fördert Sport auf wundersame Weise die Selbstheilung: Trainierte Asthmatiker geraten seltener in Atemnot, bei Typ-2-Diabetikern sinken Blut zuckerspiegel und Insulinbedarf, und Menschen mit Depression fassen wieder Zuversicht. Sogar in der Krebstherapie, das zeigen neue Studien aus dem angelsächsischen Raum, wirkt körperliche Aktivität wie Medizin. „Bei Tumoren der Brust und des Darms senkte Sport die Sterblichkeit um bis zu 40 Prozent“, sagt Prof. Dr. Martin Halle, Direktor der Sportmedizin am Klinikum rechts der Isar. „Das ist mehr, als man durch eine zusätzliche Chemotherapie erhoffen konnte.“

So geht’s:
Je häufiger Sie sich bewegen, desto leichter geht es. Auch an den Tagen, an denen Sie sich nicht toll fühlen. Wie wäre es als Motivationshilfe mit einem persönlichen Trainer? Immer mehr Fachleute machen sich im Gesundheitsbereich selbstständig und bieten sich neben ihrem Job im Fitnessstudio als Personal Trainer an (Stundensatz ab 50 Euro, Sie können sich auch einen mit einer Freundin teilen).
Mit professioneller Anleitung finden Sie schneller das richtige Programm für sich und vermeiden Überlastung. Sobald Sie wissen, welche Bewegungsart Ihnen derzeit liegt – nehmen Sie sich möglichst dreimal in der Woche Zeit dafür. Das wirkt wie Medizin und ersetzt manchen Arztbesuch.

Schritt 5: Trainieren Sie heilsames Denken

Yoga, Qigong oder Autogenes Training – regelmäßig Spannung abzubauen gehört für viele Frauen zu einem gesunden Lebensstil. Gut so, denn Sorgen, Stress und steigender Druck im Job lassen unsere Gedanken oft nur um Probleme kreisen. Der geübte Gedankenstopp durchbricht das.
Außerdem können Anti- Stressverfahren nachweislich Entzündungsprozesse im Körper reduzieren. Durch Visualisierung lässt sich sogar die körpereigene Abwehr gezielt an bestimmten Stellen im Körper mobilisieren. Diese Verfahren werden auch zunehmend von Ärzten und in Kliniken eingesetzt.

So geht’s:
Jede Methode ist erlaubt, die Sie in meditative Ruhe führt – von Atemtechniken über Klangschalenmeditation und Hypnosetherapie bis hin zu Visualisierungstechniken und Gedankenreisen. Kurse über die VHS, die Krankenkassen oder das schwarze Brett im Bio-Supermarkt.

Schritt 6: Kreativität ausleben

Ob gärtnern, backen, handwerken, zeichnen oder singen – alles Kreative bringt Spaß und Sie wieder in Kontakt mit sich selbst. Nicht selten entfaltet so eine Aktivität sogar therapeutische Wirkung. Am besten untersucht ist das bei Musik. „Studien aus den USA zeigen, dass Testpersonen, die spielerisch mit Bongo- Trommeln übten, danach deutlich mehr Abwehrzellen im Blut hatten“, sagt der Münchner Immunologe Dr. Lutz Bannasch. Auch Schmerzen kann die Kraft der Klänge lindern. Wichtig für den Erfolg ist, mit ganzem Herzen bei der Sache zu sein. „Sich nebenher mit Musik berieseln zu lassen hat keine große Wirkung“, so Bannasch. Gleiches gilt fürs Gärtnern, Kochen oder Malen.

So geht’s:
Pflegen Sie Ihre kreativen Hobbys oder verschieben Sie den Wunsch nicht auf irgendwann. Verleihen Sie der inneren Heilerin eine Stimme: Wenn Sie krank sind, schreiben Sie z. B. Ihre Heilungsgeschichte. Welche Therapien Sie probiert haben, wie sich Ihr Leben geändert hat, was Sie gesund machen wird. Gehen Sie ins Detail. Tauschen Sie sich mit Gleichgesinnten aus.

Wir haben mal genauer nachgefragt bei Professor Dr. Ferdinand Gerlach, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Goethe -Universität Frankfurt am Main.

VITAL: Aus Ihrer 20-jährigen Praxis betrachtet – wie viele der akuten Probleme von Patienten lösen sich letztlich von allein?
Prof. Gerlach: Wohl mehr als die Hälfte. Das betrifft nicht nur Befindlichkeits störungen, sondern etwa auch viele Virusinfekte. Auch bei bakteriellen Erkrankungen kann der Körper teilweise ausreichend Abwehrkräfte mobilisieren, sodass eine Hilfe von außen gar nicht so oft erforderlich ist. Deshalb wäre es oft besser, der Selbstheilung den Vortritt zu lassen. In letzter Konsequenz kriegt das Antibiotikum die Lungenentzündung ohnehin nicht allein weg – selbst da ist die Natur unverzichtbar.

Schnupfen und Mittelohrentzündung sind das eine. Aber wie steht es bei chronischen Leiden?
Anders als die akuten Gesundheitsprobleme bleiben die chronischen Erkrankungen oft lebenslang. Aber auch bei hohem Blutdruck, Rheuma oder Asthma können Verschlimmerungen oft vermieden werden, wenn wir Regenerationskräfte aktivieren.

Hat jeder Mensch gleich starke Selbstheilungskräfte?
Nein. Wir wissen, dass die Veranlagung eine Rolle spielt. Die Krankheitsentstehung selbst ist ja ebenfalls an vielen Stellen genetisch mitbedingt. Manche Menschen reagieren auf bestimmte Erreger empfindlich, andere zeigen überhaupt keine Reaktion. Entscheidend ist aber nicht die Veranlagung allein. Die Gene stehen in engem Wechselspiel mit Umweltfaktoren wie Ernährung und Bewegung. Das beeinflusst sich gegenseitig.

Sehen Sie Gemeinsamkeiten bei Menschen mit ausgeprägten Selbstheilungskräften?
Ja, sie befinden sich oft in einem psychischen und sozialen Gleich - gewicht. Das bedeutet, sie sind eingebunden in Familie, Partnerschaft oder Freundeskreis und nicht bedrängt von Ängsten oder chronischem Stress. Das führt dazu, dass ihre Abwehrkräfte deutlich besser funktionieren als bei Menschen, die viel arbeiten und dafür wenig An erkennung bekommen oder unter ständiger Anspannung leiden.

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