Wenn das Wetter krank macht

Wenn das Wetter krank macht

Alle reden über das Wetter. Nicht nur aus Verlegenheit, sondern mit gutem Grund: Der Wechsel von Sonne und Wolken beeinflusst nicht nur unseren Alltag und unsere Stimmung, sondern auch unsere Gesundheit. Was man bei plötzlichen Wetterumschwung tun kann, erfahrt ihr hier.

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Wetterfühligkeit ist kein Zuckerschlecken! Unser Organismus passt sich ständig an Temperaturschwankungen und Luftdruckänderungen an. Das passiert unbewusst, im Idealfall merken wir nichts davon. Doch manche Menschen reagieren auf den Wetterwechsel empfindlicher als andere. So treten bei ihnen Symptome auf wie z. B. Müdigkeit, Schlafstörungen oder eine gereizte Stimmung. In besonders schlimmen Fällen bekommt man starke Kreislaufprobleme, Migräne- und Rheumaanfälle häufen oder Athenbeschwerden bei Asthmapatienten verstärken sich.

Hängt unsere Stimmung vom Wetter ab?

„Wir stammen von Überlebenskünstlern ab, die sich an Tagund- Nacht-Schwankungen sowie an gute und schlechte Wetterlagen anpassen mussten. Unsere Stimmungen wurzeln in der Natur.“ Dr. John Sharp, Psychiater an der renommierten Harvard Medical School in Boston/USA, geht sogar noch weiter: „Jeder von uns hat sehr persönliche und emotionale Verbindungen zu den Jahreszeiten.“ Und die, davon zeigt sich der Experte überzeugt, gehen weit über die alltagspsychologische Erfahrung hinaus, dass wir an einem heißen Sommertag im August „besser drauf“ sind als an einem trüben Oktobertag. „Unser Psyche wird jedoch nicht nur durch die Wetterbedingungen beeinflusst“, erklärt Sharp. „Zu jeder Jahreszeit existieren auch gesellschaftliche und kulturelle Erwartungen, die uns lenken. Thanks giving (das amerikanische Erntedankfest; Anm. d. Red.) und Weihnachten beispielsweise finden Kinder aufregend, Erwachsene dagegen häufig stressig."

Ereignisse lösen Emotionen aus

Darüber hinaus, so Sharp, trage jeder Erinnerungen an Lebensereignisse in sich, die emotional und zeitlich ebenfalls mit einer der vier Jahreszeiten verknüpft seien. „Wenn wir die spüren oder im Winter der Schnee unter den Füßen knirscht, ruft das bestimmte Bilder in uns wach, die wie der um unsere Gefühle, Erwartungen und unseren Blick in die Zukunft verändern können.“ Kein Wunder also, dass wir dem Wetter für alles Mögliche die Schuld geben – Kopfschmerzen, miese Laune,Heißhungerattacken, Streitsucht, Schlafstörungen, Aggressionen am Lenkrad, Stau auf dem Heimweg, Verspätungen bei der Bahn … Es ist ein willkommener Sündenbock, ein zuverlässiges Frustventil.

Macht aus jeder Jahreszeit das Beste

„Umgekehrt könnt ihr bei 20 Grad frieren, wenn ihr müde seid oder euch kaum bewegt.“ Heißt im Klartext: Es liegt an uns, was wir aus den Gegebenheiten machen. Jedes Wetter hat seine Vorzüge. Dabei hilft ein Grundgedanke der sogenannten Positiven Psychologie: den Blick auf das richten, was bereits gut ist. Ja, die Wolken lassen kaum ein blaues Loch. Es regnet aber nicht. Ja, es ist heiß. Die Hitze lässt sich aber austricksen. Die Macher der „Sesamstraße“ fanden diesen Perspektivwechsel so wichtig, dass sie ihn gleich in der ers ten Folge von 1969 thematisierten: Ein kleiner Junge guckt aus dem Fenster. Es nieselt. Er zieht sich an und überzeugt den Vater, mit ihm rauszugehen. Gemeinsam lachen sie dann über die lustigen Scheibenwischer und beobachten die Kreise, die Regentropfen überall zaubern. „Regen macht Spaß“, sagt der Junge am Ende. „Besonders, wenn man das richtige Zeug angezogen hat.“ So einfach ist das. Mal ehrlich: Immer Sonne würde auch nerven. Jeder Kuschelabend auf dem Sofa würde uns madig gemacht. Und was würde erst aus dem neuen Wintermantel und den hippen Overknee- Stiefeln werden? Eben.

Frau mit Regenschirm© nyul /iStock
Frau mit Regenschirm

Wetterwechsel? Kein Problem

  • Achtet auf eine ausgeglichene, vielseitige Ernährung, die eurem Körper alle erforderlichen Nährstoffe zuführt. Übergewicht fördert übrigens die Wetterbeschwerden.
  • Wechselduschen, Saunagänge und regelmäßige Spaziergänge an der frischen Luft unterstützen die Fähigkeit des Köprpers auf Wetterreize reagieren zu können.

  • Wetterfühlige sollten Alkohol, Nikotin und Medikamente meiden, da diese einen Einfluss auf das vegetative Nervensystem haben.

  • Bei der Wahl des Urlaubsortes solltet ihr die meteorologische Faktoren berücksichtigen.

  • Ausdauersportarten wie Walking, Joggen, Radfahren oder Schwimmen fördert das allgemeine Wohlbefinden und härten den Körper ab. Auch Gartenarbeit an der frischen Luft kann helfen.

Frau schwitzen © Jalag Syndication
Frau schwitzen

Brütende Hitze? Cool bleiben

  • Setzt euch mit gutem Gewissen in den Schatten oder gleich drinnen vor den Ventilator. Wagt euch erst am späten Nachmittag mal raus. Die laue Luft eines Sommerabends genießt sich übrigens ausgeruht am besten.
  • Um nicht ins Schwitzen zu geraten, Arme und Beine regelmäßig mit kaltem Wasser direkt aus dem Hahn kühlen. Auch ein lauwarmes Fußbad bringt Erleichterung.
  • Salbeitee vermindert die Schweißbildung. Rezept: 1–2 TL ein geschnittene Salbeiblätter in einer großen Tasse mit siedendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen, abkühlen lassen und schluckweise trinken.
  • Studien zeigen: Bei Hitze kommt es vermehrt zu Verkehrsunfällen, weil mit der Temperatur auch der Aggressionspegel steigt. Der Bio-Psychologe Prof. Peter Walschburger warnt: „Gerade Berufstätige, die ohnehin im Stress sind, sollten jetzt das Fahrrad oder die Bahn nehmen.“
Frau im Regen© Thinkstock
Frau im Regen

Dauerregen? Einfach weglächeln

  • Schaut nicht aus dem Fenster, sondern konzentriert euch auf euer Zuhause! Aromatherapie bringt sonnige Stimmung: In eine Duftlampe 20 Tropfen Bergamotte-Öl mit Wasser geben und die aufsteigenden ätherischen Öle einatmen.
  • Streicht gute Laune an die Wand! Farbpsychologen raten zu Gelb. Scheint künstliches Licht darauf, fühlen wir uns, wie von der Sonne beschienen. Auch toll: roséfarbene Wände, denn die beruhigen. In den USA und neuerdings auch in Nordrhein Westfalen werden sogar Gefängnis zellen in der sanften Farbe angemalt.

  • Ein Besuch auf der Sonnenbank lässt euren Körper das nötige Licht tanken. Sonnenlicht oder das UV-Licht in Solarien fördert die Produktion von Vitamin D in der Haut. Dieses Vitamin trägt zur allgemeinen Stimmungsaufhellung bei.

  • Wann habt ihr das letzte Mal so richtig aus vollem Herzen gelacht? Eigentlich ist der genaue Zeitpunkt gar nicht so wichtig, denn Lachen ist immer gesund! Schaut euch bei Regenwetter einen lustigen Film an und lacht aus tiefsten Herzen. Hilft garantiert!

Kälte, Gesundheit© thinkstockphotos
Kälte, Gesundheit

Eisige Kälte? Warm trinken

  • Vor Kälte hilft die richtige Kleidung. Der sogenannte Zwiebel-Look bietet Möglichkeiten, um draußen schön warm eingepackt zu sein und drinnen nicht übermäßig schwitzen zu müssen. Im Idealfall trägt man mehrere dünne Schichten übereinander. Zwischen den einzelnen Schichten kann sich dann eine isolierende Schicht bilden, die dafür sorgt, dass wir nicht frieren.
  • Massagen fördern die Durchblutung. Besonders wohltuend ist beispielsweise Rosmarinöl, da es die Durchblutung der Haut fördert und so für wohlige Wärme sorgt. Neben Rosmarinöl haben auch Arnika- und Ingweröl einen wärmenden Effekt. Da man an den Füßen und Beinen oft friert, sollte man den Fokus der Massagen auf diese Körperregion legen.
  • Wen oft kalt ist, kann sich auch eine Wärmflasche machen. Alternativ könnenn auch Kirschkörner- und Wärmekissen genutzt werden. Wer Probleme beim Einschlafen hat, kann sich die Wärmflasche auch auf die Füße legen. Schlafforscher haben herausgefunden, dass kalte Füße den Schlaf behindern.
  • Ein warmes Vollbad hilft im Winter nicht nur gegen die Kälte, sondern bietet auch jede Menge Entspannung. Durch wärmende Badezusätze wie Rosen- oder Thymianöl wird der Wohlfühleffekt noch weiter verstärkt. Achtet darauf, dass das Badewasser nicht wärmer als 38 Grad ist und badet nicht zu lange, damit ihr nicht euren Kreislauf nicht zu sehr belastet. Nach dem Baden zieht ihr euch am besten dick an und ruht euch für mindestens eine halbe Stunde auf dem Sofa aus.
  • Ingwer ist nicht nur gut für die Verdauung, sondern hilft auch bei Kälteattaken. Die im Ingwer enthaltenen ätherischen Öle und Scharfstoffe sorgen dafür, dass Ihnen von innen wieder wohlig warm wird. Neben Ingwer heizen uns auch Gewürze wie Chili, Cayennepfeffer und Zimt von Innen ein.
  • Rafft euch auf und geht an die frische Luft! Dank der Bewegung wird die Durchblutung angekurbelt und das Kältegefühl lässt schnell nach. Durch einen regelmäßigen Wechsel von kalt und warm wird nicht nur das Immunsystem gestärkt, sondern der Körper friert mit der Zeit auch weniger.
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