
Die Mediziner nennen das Phänomen Bruxismus. Gemeint ist das Zähneknirschen, das vor allem nachts auftritt und vom zentralen Nervensystem gesteuert wird. Was hilft gegen Zähneknirschen? Welche Folgen drohen langfristig?
Meist tritt es nachts auf, das Mahlen mit den Zähnen. Das Zähneknirschen findet unwillkürlich statt und es gibt keinen eigentlichen Zweck dafür. Das Aufeinanderpressen und Verschieben der Zahnreihen kann Schmerzen verursachen und zu schweren Schäden am Zahnhalteapparat führen. Beim Bruxismus werden kauähnliche Bewegungen durchgeführt. Dabei entsteht ein hoher Druck auf die Zähne und Kiefergelenke. Forscher haben herausgefunden, dass bis zu 480 Kilogramm pro Quadratzentimeter ausgeübt werden können. Betroffene berichten von kurzen, aber auch langen Phasen bis zu 90 Minuten. In dieser Zeit wirkt der hohe Druck ungeschützt und führt vor allem auf lange Sicht zu schweren Schäden.
Welche Ursachen gibt es für Zähneknirschen?
Während bis vor wenigen Jahren Mediziner noch überzeugt waren, dass eine Fehlstellung des Gebisses für das Zähneknirschen verantwortlich ist, weiß man heute mehr zu den Ursachen. Das zentrale Nervensystem löst die Aktivitäten des Kausystems aus. Neben Zähneknirschen gehört auch das Zähnepressen zu den sogenannten Parafunktionen. Zu den häufigsten Ursachen zählt die ungünstige Verarbeitung von Stress. Durch das nächtliche Zähneknirschen während der Traumphasen, den sogenannten REM-Phasen, bewältigt der Mensch den tagsüber nicht ausreichend verarbeiteten Stress.
Andere Ursachen können sein:
- Schlecht sitzender Zahnersatz wie Brücken, Prothesen oder Kronen
- Schlecht sitzende Zahnfüllungen
- Erkrankungen des Zahnhalteapparates wie Gingivitis oder Paradontitis
- Craniomandibuläre Dysfunktion, kurz CMD, ist eine Fehlregulation des Kiefergelenks
- Selten neurologische Erkrankungen wie z.B. Multiple Sklerose
Woran erkenne ich, dass ich mit den Zähnen knirsche?
Bei rund 80% der Betroffenen tritt das Zähneknirschen nur nachts auf. Die Knirsch- und Pressprozesse hinterlassen nach einer Weile deutliche Spuren auf den Zähnen, die auch für Laien sichtbar sind. Abgekaute Zähne mit rundlichen Ecken können genauso dazu zählen, wie die Abdrücke der Zähne in Wange oder auf der Zunge. Ein steifer, müder Unterkiefer oder Reizungen der Zahnwurzeln, die sich in Schmerzen beim Kauen äußern, können weitere Anhaltspunkte sein. Einige Betroffene berichte auch von Druck auf den Ohren, Kopfschmerzen und Nackenverspannungen. Ein Gefühl der leichten Benommenheit wird nur sehr selten angezeigt. Bei sehr schweren Fällen erscheint unter dem Zahnschmelz das gelblich gefärbte Zahnbein und die Zähne sind extrem empfindlich. In den allermeisten Fällen werden die Betroffenen von ihrem Partner auf das nächtliche Bewegen der Kauleisten hingewiesen. Tagsüber erscheint das Phänomen nur selten und zeigt sich hier vor allem durch ein starkes Aufeinanderpressen der Zahnreihen. Die Abnutzungserscheinungen der Zähne sind ähnlich ausgeprägt. Vielfach sind leichte Rillen und Abschleifspuren in beide Richtungen auf den Zahnoberflächen zu erkennen. Sie werden Abrasionen oder Schlifffacetten genannt. In allen Fällen solltet ihr einen Zahnarzt aufsuchen. Nur er kann mit den geeigneten Untersuchungsmethoden und einer ausführlichen Anamnese beurteilen, ob ihr unter Zähneknirschen leidet und welche Möglichkeiten es für eine Behandlung gibt.
Stress Schuld am nächtlichen Zähneknirschen?
Sowohl für den Wach-Bruxismus, also das Zusammenpressen der Zähne am Tag, also auch beim nächtlichen Zähneknirschen, dem Schlaf-Bruxismus, spielen psychische Faktoren eine bedeutende Rolle. Neuesten Erkenntnissen zufolge spielen aber auch eine genetische Veranlagung, Kaffee und Nikotin sowie die Einnahme von Medikamenten eine Rolle. Psychische Belastungen führen zu Belastungen, die unser Organismus in der Nacht abzubauen versucht. Das Zähneknirschen läuft meist unbewusst ab und die Betroffenen gewöhnen sich an das Knirschen. Die gute Selbstbeobachtung und bewusste Wahrnehmung ist die beste Methode das Zähneknirschen abzutrainieren. Gegen den Stress können Entspannungsübungen helfen und unter Umständen eine Psychotherapie sinnvoll sein. Daneben bringt eine manuelle Therapie mit Massagen im Kieferbereich sowie Wärmebehandlungen vielfach Linderung von Verspannungen und Schmerzen. Physiotherapeutische Übungen sollten regelmäßig zuhause durchgeführt werden, damit die gesamte Muskulatur entspannt ist.
Hilft eine Schiene gegen Bruxismus?
Die sogenannte Aufbissschiene, auch Knirscherschiene genannt, wird häufig vom Zahnarzt eingesetzt, um zu verhindern, dass die Zähne in Mitleidenschaft gezogen werden. Sie verhindert das weitere Abschleifen und wird in der Regel nachts getragen. Studien haben gezeigt, dass die Schiene bei 50 bis 75% der Betroffenen die Aktivität der Kiefermuskeln beim Schlaf-Bruxismus reduziert. Allerdings berichtet fast jeder vierte von einer Verschlechterung der Situation durch die Schiene. Die Kosten für die Unterkiefer-Schiene können als Kassenleistung bei den gesetzlichen Krankenversicherungen eingereicht werden. Zahnärzte empfehlen ihren Patienten häufig eine Untersuchung mit detaillierter Funktionsdiagnostik des Kiefers, um weitere Auffälligkeiten festzustellen und mögliche Zahnfehlstellungen oder Kieferprobleme mit in die Behandlung einfließen lassen zu können. Diese Kosten übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen in aller Regel nicht. Die Kosten für die Untersuchung liegen bei ca. 120 bis 250 Euro und sollten vorher von euch mit dem Zahnarzt geklärt werden.