
Es gibt gleich mehrere Gründe, die für das ständige Wasserlassen verantwortlich sein können. Beginnen wir mit den harmlosen Ursachen dafür, dass ihr das Gefühl habt, ständig auf Toilette gehen zu müssen. Im Ergebnis kommen dann aber meist nur ein paar Tropfen, wenn überhaupt. Es gibt keine allgemeingültige Regel, wie oft der Mensch pro Tag auf die Toilette geht. Der Harndrang ist bei jedem Menschen individuell und von vielen kleinen Faktoren abhängig. Die häufigste Ursache für verstärktes Abgeben von Urin kann banale Aufregung oder auch Stress sein. Nervosität führt bei vielen Menschen zu einem empfindlichen Magen, Durchfall oder eben Harndrang. Begründet sind diese unspektakulären Ursachen mit der Tatsache, dass vor vielen hundert Jahren, der Mensch in den Kampf zog und es sich als praktisch erwiesen hat, vorher noch mal eben auf das stille Örtchen zu huschen. Die Überbleibsel unserer Vorfahren werden uns wahrscheinlich auch noch genauso lange begleiten. Es gibt auch kein Mittel gegen diese Angewohnheit. Wer nervös ist, unter Prüfungsstress leidet, vor einem wichtigen Termin steht oder viel Arbeit auf dem Schreibtisch hat, wird sich damit abfinden müssen, dass er häufiger als sonst die Toilette aufsucht.
Die Nerven können den Betroffenen aber auch einen Streich spielen, zum Beispiel auf der Autobahn oder in Situationen, wo es gerade völlig unpassend wäre, mal eben zu verschwinden. Oder eben, wenn auf weiten Strecken kein WC weit und breit zu sehen ist. Genau dann meldet sich häufig unsere Psyche und die scheint mit der Blase zu kooperieren. Der Gedanke daran, nicht auf Toilette zu können, obwohl man mal eben „muss“, drückt vielen auf die Blase. Die füllt sich nicht wirklich, sondern gibt einen sympathischen Reiz ans Nervensystem ab und meldet sich mit dem fadenscheinigen Bedürfniss. Kaum geleert und noch immer in der gleichen Situation, geht das Spiel von vorne los. Selbst wenn ihr direkt nach dem Toilettengang ein Glas Wasser oder mehr trinkt, braucht die Flüssigkeit ca. 2 Stunden, um wieder den Weg nach draußen zu finden. Es ist also ein Katz- und Maus-Spiel, dem nur Entspannungsübungen und Abwechslung ein Ende bereiten können. Frauen leiden übrigens besonders häufig unter diesem Phänomen. Rund 70% der Frauen kennen das Problem und berichten von ständigem Harndrang, mit oder ohne Urinabgabe. Es ist allerdings völlig ungesund, wenn ihr den Urin absichtlich einhaltet. Neben Schmerzen und Übelkeit kann es auch zu einer schmerzhaften Blasenentzündung kommen, wenn ihr dem Drang nicht nachgebt. Darüber hinaus droht langfristig auch ein Nierenschaden.
Warnzeichen sind Blut, Schmerzen oder Fieber
Von dem unangenehmen Gefühl des ständigen Harndrangs mal abgesehen und über die normale Nervosität als Ursache hinaus, - es gibt Situationen, da solltet ihr schleunigst den Arzt aufsuchen. Ist der ständige Harndrang mit Blut im Urin, Schmerzen beim Wasserlassen oder Fieber begleitet, dann kann eine der folgenden Ursachen dahinter stecken:
- Blasenentzündung, die vor allem junge Frauen unter 25 Jahren besonders häufig trifft. Daneben sind Seniorinnen 65+ häufig von der schmerzhaften Entzündung der Blase betroffen. Ein typisches Anzeichen sind stechende Schmerzen in die Harnröhre, während auf der Toilette lediglich wenige Tropfen Urin ihren Weg finden. Das Gefühl sagt euch, ihr könntet alle 2 Minuten aufs Klo rennen, - aber raus kommt nicht wirklich was.
- Ähnliche Symptome kann das Blasenschmerzsyndrom verursachen. Es zeigt sich auch mit ständigem Harndrang, der vor allem nachts auftritt. Antibiotika sind hier wirkungslos, denn der Harndrang wird nicht durch Bakterien ausgelöst, sondern durch eine Schädigung der Blaseninnenhaut. Es handelt sich dabei um die interstitielle Cystitis (IC), die nur durch eine Blasenspiegelung festgestellt werden kann.
- Diabetes führt häufig ebenfalls zu einem verstärkten Harndran. Begleitet von sehr viel Durst und Müdigkeit sowie in vielen Fällen auch von starkem Konzentrationsmangel und Kribbeln in den Beinen kann nur der Arzt eine eindeutige Diagnose stellen.
- Bei Männern deutet ein verstärkter Harndrang häufig auf Prostataprobleme hin. Hier hilft nur der Gang zum Urologen, der den Betroffenen genau untersuchen wird.
- Blut im Urin ist immer ein deutliches Warnzeichen des Körpers. Neben Harnwegs- und Nierenerkrankungen können auch ernstzunehmende Krankheiten und auch Tumore der Grund dafür sein. Keine Zeit verschwenden und ab zum Arzt.
Blasenschwäche nach der Schwangerschaft
Auch nach der Geburt kann es zu verstärktem Harndrang kommen. Durch die besondere Beanspruchung während einer Geburt erschlafft der Beckenboden bei Müttern besonders häufig. Der Zustand kann kurzfristig sein, aber auch länger anhalten. Wenn ihr euch rechtzeitig behandeln lasst, dann sind die Aussichten für eine vollständige Heilung gut. Durch gezielte Beckenbodengymnastik wird der Muskel wieder gestärkt und es fällt wieder leichter, den Urin zu halten. Die Blasenschwäche führt zu ständigem Harndrang, ohne Abgabe von Urin oder es kommt zur Abgabe einiger Tropfen Urin, noch bevor die Toilette erreicht wird.
Es gibt auch Lebensmittel, die den Harndrang anregen können. Dazu zählen zum Beispiel der kaliumreiche Spargel oder saure Früchte wie Grapefruit oder Organe. Auch Süßkirschen, Zwiebeln, Salatgurke, Meerrettich oder Brennnesseln sind als harntreibend bekannt.
4-5 mal am Tag auf die Toilette sind normal
Wer viel Sport macht oder, wenn es gerade extrem heiß ist, trinkt in der Regel mehr als die empfohlenen zwei Liter Wasser pro Tag. Mediziner weisen darauf hin, dass bei normaler Flüssigkeitsaufnahme pro Tag ca. 4-5 Mal die Toilette aufgesucht werden muss. Wer mehr trinkt, produziert auch mehr Urin und dieser findet seinen Weg automatisch nach draußen. Aber auch wer unter einer Reizblase leidet, also dem verstärkten Reflex der Blase mit der Bitte um Entleerung, rennt häufiger aufs Klo. Das frühzeitige Signal der Blase wird von bestimmten Rezeptoren ausgelöst, die im Falle einer Reizblase nicht einwandfrei funktionieren. Rund 10 bis 20 Prozent der Erwachsenen leider unter einer überaktiven Blase. Dabei ist der Anteil der Frauen auch hier deutlich höher als bei den Männern. Häufige Unterleibsoperationen, Übergewicht, ein Östrogenmangel im Scheiden-Harnröhrenbereich, Parkinson, Multiple Sklerose oder eine Gebärmuttersenkungen sind mögliche Ursachen. Aber auch zu viel Alkohol und Nikotin begünstigen eine Reizblase. Eurer Hausarzt wird euch ggf. an einen Facharzt überweisen, der bei vielen Ursachen mit Medikamenten eine wirksame Therapie einleiten kann. Aber auch Verhaltenstraining, Entspannungsübungen, Sport und gesunde Ernährung helfen, die Symptome zu lindern.