Forschung zu Multiple Sklerose

Forschung zu Multiple Sklerose

Weltweit leiden mehr als drei Millionen Menschen an Multipler Sklerose. Noch ist sie nicht heilbar. Aber die Forscher waren nie so optimistisch wie jetzt. 

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Forschung

Die Ursachen

Sind es die Gene, fehlen bestimmte Botenstoffe? Der Nebel lichtet sich langsam, zum Vorschein kommen vielversprechende Ansatzpunkte für neue Therapien: Klar ist, dass bei MS-Patienten ein Immunzellen-Typ zu oft vorkommt. Dadurch bilden sich vermehrt entzündungsfördernde Zellen. Wie zerstörerisch sie wirken, hängt von einem Signalmolekül ab, das Berliner Wissenschaftler kürzlich aufspürten. Besondere Zuckermoleküle sichern das Überleben von Nervenzellen, die Bewegungen steuern (Uni Bochum). Würzburger Forscher konnten genetische Schäden in den Isolier-Zellen der Nerven von MS-Patienten nachweisen. „Veränderungen an einem Gen namens CBLB führen ebenfalls zu einer Erhöhung des Erkrankungsrisikos“, so Francesco Cucca vom Neurogenetischen Institut in Rom.

Die Diagnose

Ist es MS? Je früher diese Frage beantwortet wird, desto eher kann die Therapie beginnen. Einen simplen „MS-Test“ gibt es aber (noch) nicht. Allerdings können Ärzte die Krankheit mit modernen Untersuchungsverfahren wie der Kernspintomografie viel besser eingrenzen. Die international gültigen Diagnose-Richtlinien („McDonald-Kriterien“) werden laufend an den technischen Fortschritt angepasst. Das macht die MS-Erkennung immer sicherer.

Therapie und Selbsthilfe

Die Therapie

Experten erwarten, dass in den nächsten drei Jahren zahlreiche neue Wirkstoffe zugelassen werden, die vor allem die gefährlichen MS-Entzündungen eindämmen. Hier die aussichtsreichsten Kandidaten:

  • Fingolimod bewirkt, dass fehlgeleitete Abwehrzellen in den Lymphknoten zurückgehalten werden und nicht mehr ins Blut ausschwemmen. Die Tablette wird täglich eingenommen.
  • Teriflunomid unterdrückt die Aktivität des Immunsystems und hindert T-Zellen so daran, Entzündungen auszulösen.
  • Laquinimod verringert die Anzahl der Entzündungsherde im Gehirn, schützt die Nervenfasern höchstwahrscheinlich auch direkt vor Abwehrzellen.
  • Fumarsäure, ursprünglich ein Wirkstoff gegen Schuppenflechte, macht aggressive Sauerstoffverbindungen, die durch MS-Entzündungen entstehen, unschädlich und fördert so das Überleben der Nervenzellen. Eine große klinische Studie wird im Sommer ausgewertet.
  • Alemtuzumab zerstört aggressive T-Zellen, minimiert die Schubrate. Wird einmal pro Jahr als Infusion gegeben.
  • Daclizumab wird unter die Haut gespritzt und regt die Vermehrung von bestimmten Lymphozyten an, die die Entzündungen günstig beeinflussen. Das schützt die Nervenfasern.
  • Wirkstoffe, die ein neuronenschützendes Protein ins Gehirn schleusen oder den Wiederaufbau der zerstörten Isolierschicht an den Nervenfasern gezielt fördern, werden derzeit in Labor- und Tierversuchen getestet. Mehrere klinische Studien laufen aktuell auch zur Stammzellen-Transplantation bei MS.

Die Selbsthilfe

Betroffene haben viele Möglichkeiten, sich zu informieren:

  • Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, Küsterstr. 8, 30519 Hannover, Tel. 05 11/96 83 40, www.dmsg.de
  • Krankheitsbezogenes Kompetenznetz Multiple Sklerose, Ismaninger Straße 22, 81675 München, Tel. 0 89/ 41 40 46 28, www.kkn-ms.de
  • „MS life“, Internetangebot des Natalizumab-Herstellers Biogen Idec, gebührenfreie Service-Hotline: 0800/ 0 30 77 40, www.ms-life.de
  • „Aktiv mit MS“, Angebot der Arzneimittelhersteller Teva Pharma und Sanofi Aventis, gebührenfreie Hotline 0800/ 1 97 09 70, www.aktiv-mit-ms.de
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