
Was genau ist eine Kohlenhydratverwertungsstörung? Können wir Diabetes durch Ernährung verhindern? Welche Ernährungsumstellung ist nötig – und welche Lebensmittel helfen bei Diabetes? All die Antworten findet ihr hier! Und tolle Rezepte für Diabetikerinnen - oder alle, die sich für gesunde und zuckerfreie Ernährung interessieren – gibt's hier: 6 Rezeptideen für einen Tag mit Insulin-Trennkost.
Bringen wir sein fein aufeinander abgestimmtes System aus dem Gleichgewicht, reagiert unser Körper ziemlich gereizt. Dabei könnten wir ihn ganz leicht milde stimmen: Mit regelmäßiger Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend Ruhephasen. Nichts leichter als das, oder? Tatsächlich gelingt und das immer schlechter. Inzwischen gilt jeder Zweite in Deutschland als übergewichtig. Eine Folge: 6,7 Millionen Menschen leiden hierzulande an Diabetes. Zum Vergleich: 1950 waren es „nur“ 400 000. Zwar steckt die Anfälligkeit in unseren Genen, aber der Lebensstil nimmt großen Einfluss, ob unser Stoffwechsel entgleist oder nicht. Davon ist auch Mediziner Dr. Detlef Pape überzeugt. 2006 entwickelte er die bekannte Schlank-im-Schlaf-Methode. Sie erinnern sich sicher: Der Verzicht auf Kohlenhydrate am Abend lässt die Pfunde über Nacht purzeln. Nun hat Dr. Detlef Pape sein Konzept auf die Bedürfnisse von Diabetikern angepasst. „Bei Diabetes handelt es sich um eine Kohlenhydratverwertungsstörung. Der Organismus kommt also mit Zuckern, auch Fruktose aus Obst, nicht gut zurecht“, schreibt Dr. Detlef Pape in seinem neuen Buch.
2 Millionen Menschen in Deutschland wissen noch nichts von ihrem Diabetes
Das Insulin beeinflusst unseren Blutzuckerspiegel
Neben den Genen gelten vor allem Übergewicht und Bewegungsmangel als Hauptrisikofaktoren für Typ-2-Diabetes, unter dem 90 Prozent aller Betroffenen leiden. Das heißt, jeder von uns kann gegensteuern. Eine wichtige Rolle spielt das von der Bauchspeicheldrüse produzierte Hormon Insulin. Es senkt den Blutzuckerspiegel, indem es die zu Traubenzucker (Glukose) umgewandelten Kohlenhydrate aus der Nahrung in alle Körperzellen schleust. So gewinnt der Körper Energie. Bei ungesunder Ernährung, durch die wir insgesamt mehr Fette und Kohlenhy- drate zu uns nehmen, als wir verbrauchen, herrscht im Blut ein Überangebot an Glukose, das die Zellen nicht mehr aufnehmen können. Erst versucht die Bauchspeicheldrüse, den Zucker trotzdem in die Zellen zu bringen, indem sie noch mehr Insulin ausschüttet. Doch das „füttert“ nur das Fettgewebe. Allmählich werden die Zellen dann unempfindlich gegenüber dem Hormon. Es bildet sich eine Insulinresistenz. Diese Überlastung richtet mit der Zeit so großen Schaden an, dass das Organ irgendwann seinen Dienst einstellt. Dann muss (wie beim Typ-1-Diabetes) das Insulin von außen kommen. Diabetikerinnen, die mehrmals am Tag Insulin spritzen müssen (Typ 1 und bei Typ 2 im fortgeschrittenen Stadium) können mithilfe eines neuen Messsystems ihren Blutzuckerwert im Blick behalten, ohne ständig Blut aus der Fingerkuppe zu zapfen. Ein aufgeklebter Sensor am Oberarm, dessen Fühler in der Unterhaut sitzt, erfasst permanent den Glukosewert im Gewebewasser. Ihr erfahrt ihn, wenn ihr das Lesegerät an den Sensor haltet.
Der Diabetes kommt auf leisen Sohlen angeschlichen
Erste Diabetes-Symptome wie Abgeschlagenheit, trockene Haut, Infektanfälligkeit oder häufiger Harndrang lassen sich oft auch auf andere Ursachen zurückführen. Deswegen verläuft das Vorstadium (Prädiabetes) meist über Jahre unbemerkt. Unbehandelt schädigt ein zu hoher Blutzuckerspiegel auf Dauer Gefäße und Nerven. Es drohen z. B. Durchblutungsstörungen oder Nierenerkrankungen. Zusätzlich führt eine falsche Ernährung zu Übergewicht. Vor allem Bauchfett schüttet seinerseits Hormone aus, die eine Insulinresistenz noch fördern. Daher empfehlen Experten als wichtige Maßnahme, Übergewicht abzubauen.
Wir können mit einer gesunden Ernährung bei Diabetes gegensteuern
Die Diagnose Diabetes-Typ-2 bedeutet jedoch kein unabwendbares Schicksal. Um einer Erkrankung entgegenzuwirken oder die Prozesse noch umzukehren, bietet Dr. Pape eine einfache Lösung: Insulin-Trennkost. Sie besteht aus drei Mahlzeiten am Tag, die satt machen und sich nach unserer inneren Uhr richten. Auch Typ-1-Diabetikerinnen können von dieser Ernährungsweise profitieren und ihre Insulin-Dosis deutlich reduzieren – aber nur nach ärztlicher Absprache. Ihr seid eher ein Kochmuffel? Dann dürfte euch eine Studie der Universität Harvard (USA) motivieren: Forscher haben herausgefunden, dass unser Diabetes-Risiko um 15 Prozent sinkt, wenn wir fünf bis sieben Mal in der Woche unsere Mahlzeiten selbst zubereiten. Kohlenhydrate komplett wegzulassen, ergibt keinen Sinn: Ohne sie können Gehirn und Muskeln nicht richtig arbeiten. Mit unseren Rezepten reduziert ihr die Menge jedoch auf 150 g täglich.
Lasst euch das Programm auf der Zunge zergehen
Und so sieht der Plan im Detail aus: Erlaubt sind Kohlenhydrate zum Frühstück, am besten die langsam verwertbaren wie in Vollkornprodukten. Tabu am Morgen: tierisches Eiweiß, z. B. Milch, Wurst oder Ei. Wenn Ihr Kaffee nicht schwarz trinkt, solltet Ihr daher stattdessen Sojamilch nehmen. Auch mittags landen Kohlenhydrate, Eiweiße und Ballaststoffe auf dem Teller. Am Abend solltet ihr hingegen auf sie verzichten, um den Insulinspiegel über Nacht niedrig zu halten. Esst vor 20 Uhr eine Eiweißmahlzeit, z.B. Fisch, Pilze oder Fleisch, mit reichlich Gemüse oder Salat. So kann der Körper Fettzellen nachts zur Energiegewinnung anzapfen. Zwischen den Mahlzeiten solltet ihr fünf Stunden nichts essen, damit der Insulinspiegel wieder absinken kann. Außerdem: Trinkt täglich eineinhalb bis zwei Liter Wasser oder ungesüßten Tee.
Bewegung bringt unseren Körper ordentlich auf Trab. Je besser es uns gelingt, gesund zu essen und uns regelmäßig zu bewegen, desto geringer das Risiko, dass unser Stoffwechsel ins Wanken gerät. Wir können dem Diabetes sogar buchstäblich davonlaufen. US-Forscher der Universität in Georgia zeigten, dass körperliche Aktivität den Blutzuckerspiegel stärker im Gleichgewicht hält als Medikamente. Ideal, so Dr. Pape, sind fünfmal 30 Minuten Bewegung oder Sport in der Woche, z. B. Radfahren, Walken oder Schwimmen. Sport senkt den Blutzuckerspiegel, verbessert die Insulinempfindlichkeit der Zellen und baut Stresshormone ab, die ebenfalls die Insulinwirkung blockieren. Diabetikerinnen sollten sich aber regelmäßig ärztlich durchchecken lassen und vor, während und nach dem Sport ihren Blutzuckerspiegel im Blick behalten.
50% der Typ-2-Diabetiker könnten durch eine Ernährungsumstellung auf Medikamente verzichten.

Die Diabetes-Typen
In welchen Punkten unterscheiden sich die beiden Diabetes-Typen?
Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört. Die Ursachen sind bislang ungeklärt. Experten vermuten neben genetischen Faktoren, dass Infektionen Auslöser sein könnten. Durch den Insulinmangel wird nicht mehr genug Glukose in die Zellen transportiert. Der Typ-1-Diabetes entsteht oft schon im Kindes- oder Jugendalter. Die Grunderkrankung lässt sich nicht ändern. Betroffene müssen ihr Leben lang Insulin spritzen. Mit unseren Rezepten kann die Dosis jedoch in Absprache mit der Ärztin deutlich verringert werden.
Typ-2-Diabetes ist die häufigste Diabetesform und wurde früher als „Altersdiabetes“ bezeichnet. Durch einen ungesunden Lebensstil tritt die Stoffwechselstörung heute häufig schon in jüngeren Jahren auf. Veranlagung, Übergewicht, falsche Ernährung und Bewegungsmangel sorgen dafür, dass die Körperzellen nicht mehr auf das Insulin reagieren und den Zucker nicht in die Zellen schleusen können (Insulinresis- tenz). Mit unseren Rezepten und mehr Bewegung könnt Ihr diesen Prozess stoppen und (oft) sogar rückgängig machen.
Was Diabetiker beachten sollten: Achtsam von Kopf bis Fuß
Der gestörte Stoffwechsel bei Diabetes macht sich an vielen Stellen am Körper bemerkbar. Wie Ihr Komplikationen vermeiden könnt.
Mund: Bei Diabetes besteht eine erhöhte Parodontitis-Gefahr, und durch das herabgesetzte Schmerzempfinden werden Verletzungen und Infektionen möglicherweise nicht bemerkt. Sorgfältige Mundhygiene und regelmäßige Zahnarztbesuche sind daher Pflicht.
Hände: Die trockenere Haut von Diabetikerinnen kann leichter einreißen. Damit steigt die Infektionsgefahr. Verwendet zum Händewaschen nur pH-neutrale Seifen, und cremt Euch jedes Mal danach gut ein. Wasser nicht zu heiß einstellen.
Körper: Gleiches gilt für die Körperpflege. Cremes und Lotionen mit Urea und ohne Zusatzstoffe verwenden (z. B. von Eubos, in Apotheken). Vorsicht auch beim Haareentfernen. Um Infektionen zu vermeiden, die Haut nach dem Epilieren, Rasieren oder Wachsen desinfizieren.
Füße: Regelmäßig die Füße auf Verletzungen untersuchen, Hornhaut nur ganz vorsichtig nach einem kurzen, lauwarmen Fußbad entfernen, z. B. mit einem Bimsstein.