Schutz vor Herzerkrankungen

Schutz vor Herzerkrankungen

Mit diesem neu entwickelten Schutzprogramm können Frauen, egal ob sie 30 oder 60 Jahre alt sind, die Gefahr einer Herzerkrankung um bis zu 90 Prozent senken.

Herzerkrankungen© iStockphoto
Herzerkrankungen

Mythen halten sich hartnäckig. Das liegt in ihrer Natur. Ein Mythos besonders. Nämlich der, dass sich nur Männer schmerzverzerrt an die Brust fassen und mit einem Herzinfarkt im Krankenhaus landen. Tatsächlich leben auch Frauenherzen gefährlich. Neueste Zahlen belegen das: Dem Statistischen Bundesamt zufolge starben 2009 immerhin 206 128 Frauen an einem Herzinfarkt oder an anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum streikten „nur“ rund 150 343 Männerherzen. Und während die Rate der Todesfälle bei Männern Jahr für Jahr abnimmt, steigt sie gerade bei jüngeren Frauen an. Vor dieser Wahrheit verschließen auch Frauen gern die Augen. Wenn sie Angst vor Krankheit haben, dann vor Brustkrebs.

Verena Stangl
Prof. Verena Stangl, Kardiologin und leitende Oberärztin am Berliner CharitéCentrum 11 für Herz-, Kreislauf- und Gefäßmedizin

Die schleichende Verkalkung der Arterien über Jahre und Jahrzehnte (Arteriosklerose), die dem Verschluss eines Herzkranzgefäßes vorausgeht, dringt als „Ladykiller“ kaum in ihr Bewusstsein. „Die wenigsten Frauen wissen, dass sie geschlechtsbedingt besondere Risiken für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung tragen“, bestätigt Prof. Verena Stangl, Kardiologin an der Berliner Charité. Und sogar Ärzte neigen dazu, dem weiblichen Herzen nicht die gebotene Aufmerksamkeit zu schenken. Stangl: „Bestimmte Faktoren, die dem Herzen schaden, bleiben bei Frauen häufiger unbehandelt als bei Männern.“ Selbst wenn es zum Drama kommt und ein Gerinnsel plötzlich ein Herzgefäß verstopft, sind Frauen benachteiligt: Weil die Betroffenen und die erstbehandelnden Ärzte die so ganz anderen Infarktsymptome nicht rechtzeitig erkennen, verrinnen kostbare Minuten, bis die rettende Behandlung beginnt. „Frauen sterben fast doppelt so häufig am ersten Herzinfarkt wie Männer“, sagt die Berliner Kardiologin.

Glücklicherweise finden sich auch gute News. Die beste lautet: Im Grunde sind Frauen in Herzensangelegenheiten privilegiert. Ihr Lebensmotor besitzt dank der weiblichen Östrogene eine Art Korrosionsschutz. Prof. Stangl: „Die Sexualhormone senken das schädliche LDL-Cholesterin im Blut und erhöhen im Gegenzug das gefäßschützende HDL-Cholesterin.“ So verhindern sie die gefährlichen Plaque-Ablagerungen. Dank dieser Östrogenhilfe tritt die koronare Herzkrankheit (KHK), also die Verkalkung jener Gefäße, die das Herz mit Blut versorgen, bei Frauen durchschnittlich zehn Jahre später auf als bei Männern. Diesen Vorsprung könnte sich jede Frau zunutze machen. Auch Sie. Und zwar mit dem VITAL-Herz-Coach. Wenn Sie sich konsequent an die folgenden Tipps halten, kann dieses effektive Schutzprogramm bei Ihnen bis zu 90 Prozent aller Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern. Egal, ob Sie 30, 40 oder 50 Jahre alt sind.

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Der beste Schutz fürs Herz mit 30

Sportschuhe
Jeden zweiten Tag rein in die Sportschuhe

Mehr Power für den Herzmuskel. Sport schützt Frauenherzen in jedem Alter, besonders effektiv aber in dieser Lebensdekade. Zum einen sind Koordination und Beweglichkeit mit 30 noch ausgeprägt genug, um fast jedes Workout zu erlernen, ob Zumba-Dance, Beachvolleyball oder Inlineskaten. Zum anderen zählt Sport in jüngeren Jahren Langzeitzinsen auf das Kardiokonto ein. Das zeigt eine 2010 veröffentlichte 20-Jahre-Studie der Feinberg School of Medicine der Northwestern University Chicago: Wer sich in jüngeren Jahren pro Woche 150 Minuten lang bewegt, dem fällt es nachweislich auch im Alter von 50 Jahren noch leichter, Übergewicht zu vermeiden, das Herz und Kreislauf sonst enorm beschwert. Weitere Vorteile für die Gesundheit: „Der Ruhepuls geht zurück, der Blutdruck sinkt, die Cholesterinwerte verbessern sich. Auch der Zuckerstoffwechsel wird günstig beeinflusst“, zählt Prof. Klara Brixius auf, die am Institut für Herz-Kreislauf-Forschung der Sporthochschule Köln arbeitet.

Fitness, die herzhaft guttut

Besonders gut schützen das Herz alle Sportarten, bei denen größere Muskelgruppen bei mittlerer Intensität über 30 Minuten oder länger bewegt werden. Experten empfehlen, pro Woche 2000 Kilokalorien durch Sport zu verbrennen.

Das entspricht umgerechnet:

Skilanglauf 2–3 Std. Laufen (12 km/h) 3 Std.

Inline Skating 4 Std. Tennis 4 x 1 Std.

Radfahren (20 km/h) 4 x 1 Std.

Bergwandern 4,5 Std.

„Wer sich fünfmal die Woche mindestens eine halbe Stunde lang sportlich verausgabt, senkt das Risiko für einen Infarkt um 40 Prozent.“ Die Art der Fitness sei eher zweitrangig. „Die beste Sportart fürs Herz ist diejenige, die einem am meisten Spaß macht“, so Humanbiologin Brixius. Höchste Zeit für die letzte Zigarette wird es jetzt auch. Denn Tabak rauch tritt eine Kaskade an freien Radikalen los, die die zarten Innenwände der Blutgefäße schädigen und Plaque-Ablagerungen fördern. Besonders gefährdet sind Frauen über 35, die mit der Antibabypille verhüten. „Die Kombination aus Rauchen und Pille ist tückisch. Erleiden Frauen mit Ende 30 oder Anfang 40 einen Herzinfarkt, steckt fast immer dieses Duo dahinter“, warnt der Hamburger Kardiologe Prof. Thomas Meinertz. Dass Nikotin Frauen dreimal so stark schadet wie Männern, hängt auch damit zusammen, dass es den Abbau von Östrogen beschleunigt, also die hormonelle Schutztruppe für die Gefäße schwächt.

Prof. Thomas Meinertz
Prof. Thomas Meinertz, Kardiologe in Hamburg und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, Frankfurt am Main

Studien zeigen, dass der Ausstieg mit der Schlusspunktmethode am häufigsten klappt – aber nur selten beim ersten Versuch. Vier Anläufe sind die Regel. Laut einer Untersuchung der Freien Universität Berlin steigen die Erfolgschancen, wenn sich Aufhörwillige mental auf Situationen vorbereiten, in denen sie rückfällig werden könnten, etwa nach Stress im Büro oder zum gemütlichen Glas Wein am Feierabend. Wer sich für diese Situationen eine Ausweichstrategie zurechtlegt, vermeidet den automatischen Griff zur Zigarette.

Normal oder schon zu hoch?

Blutfette: Der Cholesterinspiegel im Blut (Gesamtcholesterin) sollte bei Gesunden möglichst unter 200 Milligramm pro Deziliter liegen (genauer: „böses“ LDL-Cholesterin maximal 160 mg/dl, „gutes“ HDL-Cholesterin mindestens 40 mg/dl). Strengere Maßstäbe gelten für Menschen mit Bluthochdruck oder anderen Risikofaktoren.

Blutdruck: Noch normal sind Werte von unter 140/90 mmHg („Millimeter- Quecksilbersäule“). Der obere „systolische“ Wert gibt den Maximaldruck an, mit dem das Blut durch die Arterien gepumpt wird. Liegt er dauerhaft über 140 mmHg, spricht der Arzt von Bluthochdruck oder Hypertonie.

Blutzucker: Für einen Diabetes mellitus spricht ein Nüchtern-Blutzuckerwert von über 110 mg/dl im Blutserum (bzw. 126 mg/dl im Blutplasma). Oder aber ein Gelegenheits-Blutzuckerwert von über 200 mg/dl in Verbindung mit Diabetes-Symptomen wie z. B. vermehrtem Durst.

Unterstützung bieten auch Nikotinpflaster oder -kaugummis, verhaltenstherapeutische Seminare und Entspannungsübungen. Als Belohnung für die Mühe dürfen Ex-Raucherinnen noch reichlich Kerzen auf dem Geburtstagskuchen erwarten. Prof. Meinertz: „Wer mit 30 aufhört, genießt im Vergleich zu einem lebenslangen Raucher zehn zusätzliche Lebensjahre.“

Den Gesundheits-TÜV machen. Ein hoher Blutdruck und hohe Cholesterinwerte sind keine reinen Alterskrankheiten. Sie können sich unbemerkt schon in jüngeren Jahren einstellen. Deshalb bieten Hausärzte und Internisten ab Mitte 30 eine zweijährliche Untersuchung auf Herz und Nieren an („Check-up 35“), für die keine Praxisgebühr anfällt. Meinertz: „Zu dieser Untersuchung gehört unter anderem, dass der Arzt Herz und Lunge abhört, den Blutdruck misst sowie den Blutzucker- und Cholesterinwert ermittelt.“ Liegt der Gesamtcholesterinwert zu hoch, wird er den Wert für das „böse“ LDL- und „gute“ HDL-Cholesterin extra bestimmen. Gefährlich für Frauenherzen ist es auch, wenn im Blut zu viel Zucker schwimmt. „Diabetikerinnen besitzen ein siebenfach erhöhtes Risiko für eine akute koronare Herzkrankheit“, sagt Prof. Meinertz.

Die Beste Strategie mit 40

Herzgesund essen. Spätestens ab 40 sollten Frauen beginnen, ihr Herzrisiko gezielt zu senken, empfiehlt der wissenschaftliche Beirat der Initiative Frauenherz. Das heißt auch, möglichst viele Herzschützer auf den Teller zu laden.

Helfer fürs Herz

Diuretika: Sie bewirken, dass die Nieren vermehrt Wasser ausscheiden. Dadurch sinkt die im Körper zirkulierende Flüssigkeitsmenge und damit auch der Blutdruck. Die rezeptpflichtigen Diuretika sind bewährt und zuverlässig.

Betablocker: Diese Substanzen besetzen bestimmte Zellrezeptoren. Das führt dazu, dass sich die Herzmuskelzellen weniger stark zusammenziehen. Der Puls wird langsamer, der Blutdruck sinkt – vor allem bei Belastung.

ACE-Hemmer: Die Arzneien blockieren das körpereigene Hormon Angiotensin, das den Blutdruck erhöht. ACE-Hemmer werden oft verschrieben, wenn neben Bluthochdruck Diabetes oder eine Herzschwäche besteht.

Kalzium-Kanal-Blocker: Sie hemmen den Kalziumeinstrom in die Muskelzellen des Herzens und der Blutgefäße. Das schwächt die Muskelkontraktion ab. Das Herz schlägt weniger stark und seltener, der Blutdruck sinkt.

Statine: Diese Mittel blockieren die Bildung von Cholesterin in der Leber. Als Ausgleich schleust der Körper mehr „böses“ LDL-Cholesterin aus dem Blut in die Zellen. Die Folge: Der Cholesterinspiegel im Blut sinkt.

Jede Paprika, jeder Brokkoli, jede Kiwi hält die Kreislaufpumpe länger in Schwung. Denn pro täglich verzehrter Portion Gemüse oder Obst sinkt das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, um vier Prozent. Dieser Effekt tritt schon ab zwei Handvoll „Grünfutter“ täglich ein, wie die Anfang 2011 im „European Heart Journal“ vorgestellte EPIC-Herz-Studie zeigte. Das verdanken wir beispielsweise den cholesterinsenkenden Ballaststoffen, blutdrucksenkenden Mineralstoffen oder antioxidativ wirkenden Vitaminen darin. „Letztlich existieren Dutzende von Bioaktivstoffen in unseren Nahrungsmitteln, die das Herz und uns vor Zivilisationskrankheiten schützen“, sagt Biologin Brixius.

In geballter Form begegnet man diesen lebenswichtigen und so herzgesunden Vitalstoffen in der traditionellen Kost der Mittelmeerländer. Ihre Basis bilden Gemüse, Salat, Hülsenfrüchte und Obst, dazu die Sattmacher Brot und Pasta. „Fisch und Geflügel kommen mehrmals wöchentlich auf den Tisch, rotes Fleisch eher selten“, so Brixius. Hauptfettquelle ist Olivenöl. Es enthält 70 Prozent einfach ungesättigte Fettsäuren, die den Spiegel des LDL-Cholesterins senken und den Anteil des wertvollen HDLCholesterins erstaunlich erhöhen. Die „Fettnäpfchen“ meiden. Ab 40 sinkt der Energieumsatz des Körpers. Obwohl man sich genauso ernährt wie früher, herrscht in der Lieblingsjeans Hochspannung. „Deutliches Übergewicht geht oft Hand in Hand mit Diabetes, Bluthochdruck und erhöhten Blutfettwerten – lauter Faktoren, die den Gefäßen zusetzen“, so Prof. Klara Brixius. Bedenklich sind aber weniger die Pölsterchen an Po oder Oberschenkeln, sondern vielmehr die Kilos, die sich um die Körpermitte konzentrieren. „Das Bauchfett produziert Entzündungsstoffe und Hormone, die unter anderem den Blutdruck erhöhen und die Gefäße verengen.“ Ob sie selbst im kritischen Bereich liegt, kann jede Frau leicht mit einem Maßband ermitteln: Der Taillenumfang sollte nicht mehr als 88 Zentimeter betragen. Ein wichtiger Schritt zurück zu einem gesunden Gewicht besteht darin, Kalorienbomben wie Butterkäse oder Salamibrötchen in Maßen zu genießen. Denn laut einer US-Langzeitstudie des MedStar Research Institute mit 48 000 Frauen sind Nahrungsfette der größte Dickmacher in der zweiten Lebenshälfte. Vollwertkost mit viel Gemüse und Obst dagegen half den Testpersonen, ihr Gewicht zu verringern. Sogar sieben Jahre nach Studienende hatten die Fettpunkte-Zählerinnen noch eine schlankere Taille.

Äpfel
Das Herz liebt knackiges Obst und Gemüse

Die Familiengeschichte kennen. Zum elterlichen Erbe gehören nicht nur die blauen Augen oder die Körpergröße. Auch die Neigung zu bestimmten Erkrankungen geht häufig auf die Kinder über. „Hat ein Elternteil noch vor dem 60. Geburtstag einen Infarkt erlitten, steigt das persönliche Risiko für Frauen laut einer großen US-Studie um das 2,8-fache“, so Prof. Verena Stangl. Hintergrund kann z. B. eine angeborene Fettstoffwechselstörung sein. Der Triglyceridoder Cholesterinspiegel liegt dann von Natur aus im roten Bereich, das Fett lagert sich in den Gefäßwänden ab und verengt die Arterien. Allerdings markieren die Gene kein unabwendbares Schicksal. Wer gesättigte Fette aus Wurstwaren, fettem Fleisch und Käse stark reduziert, kann den Fettspiegel im Blut um rund 15 bis 20 Prozent senken. Reicht die Ernährungsumstellung nicht aus, kommen Medikamente zum Einsatz.

Das stärkt das Herz mit 50

Tschüses, Lärm. Spätestens mit 50 kann es Zeit werden, über seinen Wohnort nachzudenken – zumindest wenn der an einer Hauptstraße liegt oder in der Nähe des Flughafens. Denn Dauerlärm über viele Jahre hinweg schadet dem Herzen, wie eine Untersuchung des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Uni Bern ergab. Damit bestätigte die Schweizer Studie frühere Untersuchungen, dass Lärm das Nerven und Hormonsystem beeinträchtigt. Der Effekt lässt sich bereits ab einem Lärmpegel von 60 Dezibel nachweisen. Das entspricht z. B. dem Schallpegel, den ein lebhaftes Gespräch in einer Kneipe entfacht. Das Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung wächst in den Jahren nach 50 auch deshalb, weil der Körper Stress zunehmend schlechter verarbeitet: Ihm fehlen immer mehr die Sexualhormone, die dem Alarmhormon Cortisol entgegenwirken.

Das Herz einem guten Arzt anvertrauen.

Segelboot
In der Stille tankt das herz neue Kraft

Zum Herzschutz gehört nicht zuletzt ein engagierter Arzt. Der Behandler erkundigt sich nach aktuellen Beschwerden, erhebt Blutdruck und Laborwerte und weiß im besten Fall sogar, ob sich Herzerkrankungen in der Familie häufen. So gehört er zum Frühwarnsystem für Herz und Kreislauf. „Bei vielen Patienten genügt es, wenn ein Hausarzt die Behandlung übernimmt“, sagt Prof. Thomas Meinertz. „Hat man allerdings die 50 überschritten und der Arzt stellt mehrere Risikofaktoren fürs Herz fest, sollte man sich alle zwei Jahre beim Kardiologen durchchecken lassen.“ So einem Herzprofi steht über die Basisuntersuchungen hinaus eine Vielzahl von exakten Diagnosemethoden zur Verfügung. Zugleich kann der Spezialist verlässlich Entwarnung geben, falls sich das verdächtige Herzrasen oder die Stiche in der Brust als Laune der Natur entpuppen. Meinertz: „Ein Herz darf auch mal wehtun, ohne dass gleich ein organisches Problem dahintersteckt.“

Der „Eva-Infarkt“

Bei Männern ist die Sache häufig klar. Minutenlange Brustschmerzen, die in den linken Arm ausstrahlen, und ein Engegefühl, als ob ein Elefant auf den Rippen steht – so fühlt sich ein Herzinfarkt an. Bei 70 Prozent der Frauen dagegen werden Brustschmerzen von anderen Symptomen überlagert, ergab eine Studie der amerikanischen University of Arkansas for Medical Sciences. So ein „Eva-Infarkt“ kündigt sich z. B. an durch ungewöhnliche körperliche Schwäche, Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Be - klemmungsgefühl und Kurzatmigkeit. Bereits einen Monat vor dem Infarkt können solche Zeichen auf die drohende Gefahr hinweisen, so die Studie. Das gilt umso mehr, wenn diese Symptome neu auftreten und gleichzeitig Risikofaktoren bestehen wie Bluthochdruck oder Diabetes. Um einen Herzinfarkt früh zu erkennen, hilft auch die „NAN-Regel“: Alle plötzlich auftretenden Beschwerden zwischen Nasenspitze-Arm-Nabel, die nicht nach 15 Minuten verschwinden, können auf einen drohenden Infarkt hindeuten.

Die Seele streicheln.

Unser Herz ist ein gefühlvolles Organ. Alles, was die Psyche belastet, beschwert auch den Lebensmotor. Ärzte betrachten Depressionen ebenso als Risikofaktor fürs Herz wie Rauchen, Bluthochdruck und Übergewicht. Dieser Zusammenhang gewinnt in den Wechseljahren noch an Bedeutung. Denn depressive Episoden treten dann doppelt so häufig auf wie bei Jüngeren. Ob daran tatsächlich die hormonellen Turbulenzen schuld sind, ist allerdings fraglich. Denn auch die sozialen Veränderungen der Wechseljahre können traurig machen: Die Kinder sind flügge, die eigenen Eltern bauen ab, im Job rücken Jüngere nach. Hitzewallungen und Schlafstörungen verstärken die Niedergeschlagenheit womöglich noch. Vorbeugen kann man, indem man sich rechtzeitig für den Wechsel rüstet. Wer die Umstellung als Wachstumsjahre begrüßt, liebevolle Bande zu Familie und Freunden pflegt und den körperlichen Veränderungen gelassen begegnet, baut sich einen Puffer gegen Niedergeschlagenheit auf. Bringen solche Strategien nichts, hilft ein Arzt oder Heilpraktiker durch das Tief.

Die Zähne pflegen.

Frauenherzen lassen sich tatsächlich mit der Zahnbürste schützen. Penible Mundhygiene und regelmäßige Profi-Zahnreinigung beim Zahnarzt verhindern, dass sich das Zahnfleisch chronisch entzündet. So eine Parodontitis erhöht laut einer aktuellen Veröffentlichung des Deutschen Grünen Kreuzes die Gefahr für Herz- Kreislauf-Erkrankungen. Schuld sind offenbar entzündungsfördernde Botenstoffe, die aus den infizierten Zahnfleisch taschen über die Blutbahn zum Herzen gelangen. Das Risiko für so eine verschleppte Infektion wächst ab etwa 50, weil sich auf den Zähnen vermehrt Beläge bilden – diese Plaque begünstigt Parodontitis. Bemerkbar macht sich eine Zahnfleischentzündung häufig dadurch, dass nach dem Putzen das Zahnfleisch blutet. Ist die Parodontitis nur leicht ausgeprägt, reicht es meist aus, wenn der Zahnarzt Zähne, Zahnhälse und -saum gründlich reinigt.

Die Warnsignale kennen.

Manchmal helfen der gesündeste Sport und die beste Ernährung nicht: Über Jahre hinweg verengen sich die Herzgefäße bedrohlich. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Wände der Arterien mit dem Alter naturgemäß an Elastizität verlieren. Und der schützende Effekt der Östrogene fällt nach der Menopause flach. Ungefähr ab Ende 50 steigt die Herzinfarktrate bei Frauen deshalb steil an. „Spätestens jetzt sollte jede Frau schon mal gehört haben, hinter welchen Anzeichen sich ein Infarkt verbergen kann“, rät Prof. Stangl. „Denn anders als bei Männern sind die Symptome beim weiblichen Infarkt weniger eindeutig.“ Zwar berichten auch Frauen von einschnürenden Brustschmerzen. Häufiger als bei Männern treten aber Luftnot, Magenschmerzen oder Übelkeit auf. Dann sollte die Betroffene keine Zeit verlieren und umgehend den Notarzt rufen. „Wird eine Herzmuskelzelle nicht ausreichend durchblutet, stirbt sie schon nach 30 Minuten ab“, so Stangl. Deshalb: Im Zweifel lieber mal falschen Alarm auslösen, als fatal lange zu warten.

Adressen & Buchtipps zum Thema Herzerkrankungen

Wertvolle Hinweise zum Vorbeugen und Behandeln von Herzerkrankungen liefert die Deutsche Herzstiftung e. V., Vogtstraße 50, 60322 Frankfurt am Main, Tel. 0 69/9 55 12 80, info@herzstiftung.de, herzstiftung.de

Patienten mit Herzproblemen fühlen sich oft allein gelassen, sobald die Akutbehandlung vorbei ist. In diesem Buch gibt ein kompetentes Autorenteam Empfehlungen, wie Betroffene ihr Herz unterstützen und gesund erhalten können: „Das Herz stärken. Ganzheitliche Selbsthilfe bei Infarkt und Herzschwäche“ von Annette Bopp, Dr. Thomas Breitkreuz, Dr. Andreas Fried und Dr. Jakob Gruber, Gräfe und Unzer, 128 Seiten, 12,99 Euro.

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