Schmerz-Therapien

Schmerz-Therapien

Ob Osteopathie, Akupunktur oder Meditaping: Diese zehn Therapien bremsen den Schmerz aus und verhindern, dass er sich auf Dauer im Körper breitmacht.

Akupunktur© iStockphoto
Akupunktur

Das bisschen Pochen im Kopf oder Ziehen im Rücken: „Wird schon wieder“, sagen sich mehr als 90 Prozent der Deutschen. Sie tun nichts – und tappen in die Schmerzfalle. Aber Ihnen passiert das nicht. Denn ob Osteopathie, Akupunktur oder Meditaping: Diese zehn Therapien bremsen den Schmerz aus und verhindern, dass er sich auf Dauer im Körper breitmacht.
Der Clou: Sie können sich die Methode, die passgenau gegen Ihre Schmerzen hilft, aussuchen. Wie? Indem Sie ganz einfach die Schmerzintensität messen. Der Symbolschlüssel führt Sie dann zu „Ihrer“ Methode.

Wie stark ist Ihr Schmerz? Messen Sie ihn!
Sie können die Intensität Ihrer Schmerzen jetzt fast so objektiv messen wie den Blutdruck. Lesen Sie hier weiter und ordnen Sie sich in eine Schmerzstufe ein. Die vergleichen Sie mit der Skala oben. Bekommen Sie einen Smiley, sind Sie schmerzfrei – Glückwunsch. Bei einem „Saddy“ brauchen Sie einen erfahrenen Schmerztherapeuten. Die vier Stufen dazwischen sind ein Fall für die zehn Anti-Schmerz-Therapien. Welche Ihnen helfen kann, erkennen Sie auf einen Blick am Symbol über der jeweiligen Methode.

Schmerzstufe 0 Sie haben keine Schmerzen.
Schmerzstufe 1 BIS 2 Sie haben nur leichte Schmerzen, die Sie aber immer klarer spüren.
Schmerzstufe 3 BIS 4 Ihre Schmerzen werden etwas hartnäckiger, lassen sich aber noch gut ertragen.
Schmerzstufe 5 BIS 6 Sie haben stärkere Schmerzen, die sich auf Ihr Befinden auswirken und z.B. auch den Schlaf stören.
Schmerzstufe 7 BIS 8 Sie haben starke Schmerzen, hartnäckig und stechend. Das raubt Ihnen langsam die Kraft.
Schmerzstufe 9 BIS 10 Sie haben sehr starke bis unerträgliche Schmerzen, die Sie allmählich in Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Ohnmacht oder sogar in eine Depression mit Selbstmordgedanken stürzen.

Akupunktur
Die Akupunktur stimuliert insgesamt 700 Energiepunkte auf den Leitbahnen (Meridianen) der Lebensenergie Qi. Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin bekommen wir Schmerzen, wenn sich das Qi staut. Die Nadeltherapie soll es wieder ungehindert fließen lassen. Die moderne westliche Medizin hat mit vielen Studien bewiesen, dass die kleinen Nadeln tatsächlich Großes bewirken: Unser Körper produziert nach der Akupunktur Stoffe, die Schmerzen nachhaltig hemmen.
Hilft bei: akuten Gelenk-, Nacken-, Schulter- und Rückenschmerzen, Tennisellenbogen, Hexenschuss, Migräne, Kopfweh, Menstruationsschmerzen. Auch wirksam als Begleittherapie von chronischen Schmerzen aller Art!
Wichtig zu wissen: Manchmal können ein Taubheitsgefühl und Schwindel auftreten. Menschen mit niedrigem Blutdruck sollten während der Akupunktur besser liegen, sonst besteht Kollapsgefahr.
Preis: Eine Sitzung kostet je nach Anzahl der Akupunkturnadeln zwischen 40 und 70 Euro. Bei chronischen Knie- und Lendenwirbelsäulen-Erkrankungen übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten.
Infos und Therapeuten: Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur, Würmtalstr. 54, 81375 München, Tel. 0 89/7 10 05 11, daegfa.de.


Biofeedback
Herzschlag,Blutdruck,AtmungoderMuskelspannung: Alle durch unseren Willen scheinbar nicht beeinflussbaren Körperfunktionen macht das Biofeedback über Hautelektroden per PC-Schirm oder Lautsprecherboxen hör- und sichtbar. Patienten können so lernen, diese Körperfunktionen positiv zu beeinflussen. Das tiefenwirksame Entspannungsverfahren relaxt vor allem eine schmerzhaft verspannte Muskulatur.
Hilft bei: Spannungskopfschmerzen, Migräne, Schulter-Nacken-Problemen, Muskelverspannungen und -schmerzen, Rückenproblemen, Fibromyalgie, Gelenkschmerzen.
Wichtig zu wissen: Nicht jeder Schmerzpatient spricht auf das Biofeedback an. Spätestens nach der vierten Sitzung sollten sich erste Erfolge zeigen. Deshalb legt ein seriöser Schmerztherapeut nach der dritten bis vierten Behandlung eine Zwischenberatung ein. Erfordert im Schnitt 20 Sitzungen, gerade am Anfang möglichst zwei- bis dreimal pro Woche.
Preis: 50 Minuten kosten 80 bis 100 Euro. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen meist im Rahmen einer Verhaltenstherapie, nicht aber für Biofeedback als Einzeltherapie.
Infos und Therapeuten: Deutsche Gesellschaft für Biofeedback, c/o Präsident Dipl.-Psych. Lothar Niepoth, Steinsdorfstraße 5, 80538 München, Tel. 0 89/3 68 98 31, dgbfb.de.

Kneippsche Thermotherapie
Wasserdoktor und Pfarrer Sebastian Kneipp nutzte gegen Schmerzen schon vor 160 Jahren die heilsame Wirkung von Wärme- und Kälteanwendungen. Gegen Schmerzen, die durch eine akute Entzündung verursacht werden (z. B. heiße, geschwollene Gelenke) hilft Kälte in Form von Güssen, Bädern, Umschlägen, Waschungen oder Coldpacks. Kälte drosselt die Schmerzleitung in den Nervenfasern. Typische Kneippsche Wärmeanwendungen sind Wickel, Bäder, Fango und Auflagen wie das Heublumensäckchen. Moderne Alternative: Infrarotlampe. Der Wärmereiz regt die Durchblutung an und damit auch den Abtransport von „Schmerzstoffen“. Indikation für Wärmeanwendungen sind besonders anhaltende Schmerzen.
Hilft bei: Menstruationsbeschwerden, Magen-, Darmkrämpfen, Blutergüssen, Verstauchungen, Halsschmerzen, Rheuma, Muskelverspannungen.
Wichtig zu wissen: Warme Anwendungen entfalten ihre volle Wirkung, wenn sie mindestens drei Wochen durchgeführt werden. Bei Krampfadern, Infektionen und Fieber nicht geeignet. Kälte nur anwenden, wenn Sie gut durchgewärmt sind. Nicht zu empfehlen bei Blasenentzündung, Durchblutungsstörungen in den Extremitäten.
Preis: Heublumensäckchen ca. 9 Euro, Coldpack (beides Apotheke) ca. 4 Euro, Rotlichtlampe im Elektrofachhandel ab 16 Euro, Fangokissen für die Mikrowelle (Apotheke) ca. 13 Euro.
Infos: Kneipp-Bund, Adolf-Scholz-Allee 6–8, 86825 Bad Wörishofen, Tel. 0 82 47/ 3 00 20, kneippbund.de.

Osteopathie und Medikamente

Medikamente
Leichte Schmerzen lassen sich gut mit rezeptfreien Medikamenten behandeln. Am gebräuchlichsten: die „Nichtsteroidalen Antirheumatika“ (NSAR). Sie drosseln die Produktion von Schmerz- und Entzündungs-Botenstoffen. Zu dieser Gruppe gehören z.B. der Kopfschmerz-Klassiker Acetylsalicylsäure („Aspirin“), Ibuprofen, Diclofenac, Paracetamol und Naproxen. Wer nicht gern Tabletten schluckt, bekommt die Wirkstoffe oft auch als Salben- oder Gel-Variante – die helfen aber meist nicht so effektiv. Für Migräne-Patienten mittlerweile ohne Rezept erhältlich sind die Triptane (z. B. „Formigran“), die Mikro-Entzündungen in den Gehirn-Gefäßen stoppen.
Helfen bei: Kopf-, Glieder-, Muskel- und Gelenkschmerzen, Migräne, Zerrung, Prellung, Verstauchung, Rücken- und Regelschmerzen, Zahnschmerzen, Magen-, Darmkrämpfen.
Wichtig zu wissen:
Bei längerer Anwendung können NSAR die Schleimhaut in Magen und Darm reizen und entzünden, Blutdruck und Nieren beeinträchtigen. Deshalb nicht länger als drei Tage am Stück und nicht öfter als zehn Tage pro Monat einnehmen!
Preis:
20 Tabletten ab ca. 2 Euro, 100-g-Gel um ca. 8 Euro, Triptane: 2 Tabletten ab ca. 4,60 Euro.
Infos:
Deutsche Schmerzliga, Adenauerallee 18, 61440 Oberursel, Tel. 07 00/ 3 75 37 53 75 (Mo.–Fr. 9–12 Uhr, 12 Cent/ Min.), schmerzliga.de.

Meditaping
Ein spezielles Tape aus elastischer Baumwolle wird auf das Schmerzareal geklebt und entfaltet dort über mehrere Tage oder Wochen eine heilsame Zugwirkung. Die entspannt über Hautrezeptoren die Muskulatur und massiert sie bei jeder Bewegung. Das entlastet oberflächliche Lymphbahnen und aktiviert das Schmerzdämpfungssystem.
Hilft bei:
Gelenkschmerzen, Muskelverspannungen, Verstauchungen, Tennisarm, Migräne, Spannungskopfschmerzen, Rücken- und Regelschmerzen, Fersensporn, Sehnenproblemen, Restless Legs, Muskelfaserriss, Trigeminusneuralgie, Schulter- und Osteoporoseschmerzen.
Wichtig zu wissen: Die Haut darf vor dem Tapen nicht eingecremt werden. Mit dem Tape können Sie duschen – aber nicht zu lange und zu heiß. Ein Kribbeln unter dem Tape ist keine Allergie, sondern Zeichen für einen aktivierten Stoffwechsel. Besonders gut wirkt die Therapie, wenn Sie den getapten Körperteil viel bewegen. Bei Empfindlichen kann es in den ersten zwei Tagen zur Erstverschlechterung ihrer Beschwerden kommen.
Preis:
Ein Meditape kostet ca. 13 Euro. Pro Behandlung werden maximal zehn angesetzt. Die Krankenkassen zahlen nicht.
Infos und Therapeuten:
Schmerz und Tape, Lübecker Str. 95 18, 23843 Bad Oldesloe, Tel. 0 45 31/ 6 72 58, www.medi-tape.de. Therapeuten: therapeuten.de.

Osteopathie
Primäres Ziel dieser ganzheitlichen Behandlungsmethode ist nicht, wie herkömmliche Therapien eine Krankheit oder ihre Symptome zu bekämpfen. Ihr geht es vielmehr darum, Funktionsstörungen und Blockaden, die eine Krankheit hervorrufen, zu beseitigen und dem Körper so zu helfen, seine Gesundheit wiederzuerlangen. Deshalb nützt eine Osteopathie-Behandlung bei den meisten Krankheiten – je nach Schweregrad als Einzel- oder als Begleittherapie. Mit kaum wahrnehmbaren, behutsamen Handgriffen bringt der Osteopath den Körper wieder in sein inneres Gleichgewicht und aktiviert seine Selbstheilungskräfte. Funktionelle Störungen verschwinden, Schmerzen lassen nach. Was kaum einer weiß: Es gibt auch eine spezielle Osteopathie für Augen- und und Ohrenerkrankungen.
Hilft bei: Gelenkschmerzen, Hexenschuss, Verspannungen, Schleudertrauma, Verstauchung, Kopfschmerzen, Migräne, Schmerzen im Kiefergelenk, Regelschmerzen.
Wichtig zu wissen:
Der Osteopath behandelt nie einzelne Beschwerden oder Schmerzgebiete, sondern immer den Organismus im Ganzen. Ein seriöser Therapeut informiert schon zu Beginn der Behandlung darüber, wie viele Sitzungen voraussichtlich nötig sind. Auch für Kinder und Babys geeignet.
Preis:
ca. 60 bis 120 Euro pro Behandlung. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht, die privaten teilweise. Infos und Therapeuten: Verband der Osteopathen Deutschland, Untere Albrechtstraße 15, 65185 Wiesbaden, Tel. 06 11/ 9 10 36 61, www.osteopathie.de.

Progressive Muskelentspannung


Der in den USA lebende schwedische Arzt und Physiologe Edmund Jacobson (1885–1976) entwickelte diese Entspannungsmethode, die sich kinderleicht erlernen und in den Alltag einbauen lässt. Das Prinzip ist simpel: Nach und nach werden von Kopf bis Fuß alle Muskelpartien zunächst angespannt und nach ein paar Sekunden wieder entspannt. Durch diesen Kontrast lernt der Übende schrittweise, alle wichtigen Muskelgruppen des Körpers wahrzunehmen und gezielt zu lockern. Damit einher geht ein allgemeines Entspannungsgefühl, das Unruhe und Ängste vertreibt, die Blutgefäße erweitert und den Muskeltonus wohltuend relaxt. Die Schmerzen lassen nach.
Hilft bei:
Migräne, Spannungskopfschmerzen, Rücken- und Regelschmerzen, Fibromyalgie, Muskelverspannungen in Nacken und Schultern, Magenschmerzen und schmerzhaften Darmkrämpfen durch Stress.
Wichtig zu wissen:
Halten Sie sich warm. Wer während der Übungen kalte Füße hat oder friert, kann sich nicht tief entspannen. Nicht geeignet für Menschen mit Neurosen, Herzschwäche und akuter Depression.
Preis:
Volkshochschulen bieten Kurse an. Zehn Stunden kosten ca. 80 bis 90 Euro. Allen, die sich die Entspannungsmethode in Eigenregie beibringen möchten, hilft der umfassende Ratgeber „Progressive Muskelentspannung“ von Dr. Friedrich Hainbuch, Gräfe und Unzer, 80 Seiten mit praktischer Übungs-CD, 16,99 Euro.
Infos: Gießener Forum, c/o Dr. Cornelia Löhmer, Helgenstockstraße 15a, 35394 Gießen, Tel. 06 41/ 49 36 05, progressive-muskelentspannung.de.

Rolfing
Eine Kombination aus Bindegewebsmassage und Körperarbeit – das ist Rolfing, benannt nach ihrer „Erfinderin“, der amerikanischen Biochemikerin Ida Rolf (1896–1979). Am Anfang einer Rolfing-Behandlung steht die Analyse der Körperhaltung und der Bewegungsmuster des Patienten. Der „Rolfer“ betrachtet ihn beim Stehen und Laufen und versucht herauszufinden, welche verkürzten und verspannten Körperzonen ein harmonisches Gleichgewicht verhindern. Über eine kräftige, tiefe Druckmassage des Bindegewebes löst der Therapeut danach schmerzhafte Verspannungen und Verhärtungen der Muskulatur. Und mithilfe von gezielten Atem- und Bewegungsübungen lernt der Patient effektivere, gesunde Bewegungsabläufe und korrigiert lang eingeübte Fehlhaltungen seines Bewegungsapparates. Lösen sich die körperlichen Verspannungen, wird auch die Seele ausgeglichen – der Schmerz lässt noch ein Stück mehr nach. Übrigens: Ein seriöser Therapeut dokumentiert den Therapie-Fortschritt per Fotos.
Hilft bei:
Rückenschmerzen, Bandscheibenbeschwerden, Arthrose, Schmerzzuständen nach Unfällen und Operationen, chronischen Kopfschmerzen, Verspannungen der Muskulatur, psychosomatischfunktionellen Schmerzen z. B. im Unterleib oder in den Verdauungsorganen.
Wichtig zu wissen:
Nicht geeignet bei Herzerkrankungen, akutem Bandscheibenvorfall und Schlaganfall, der Einnahme von Blutgerinnungshemmern, Osteoporose, Arthritis.
Preis: 60 Minuten kosten ca. 80 bis 100 Euro. In der Regel sind acht bis zehn Sitzungen nötig. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht.
Infos und Therapeuten:
European Rolfing Association, Saarstraße 5, 80797 München, Tel. 0 89/54 37 09 40, rolfing.org.

Tens
Das Kürzel steht für den zungenbrecherischen Begriff „Transkutane elektrische Nervenstimulation“. Gemeint sind Elektroimpulse, die ein Gerät per Elektroden durch die Haut bis tief ins Schmerzgebiet leitet. Dort beeinflusst der schwache Reizstrom Nervenbahnen, sodass die Weiterleitung des Schmerzes zum Gehirn gedämpft oder komplett geblockt wird. Das überreizte Nervensystem kann sich harmonisieren – die Schmerzen verschwinden dauerhaft.
Hilft bei:
Rückenschmerzen, Hexenschuss, Bandscheibenbeschwerden, Tennisellenbogen, Nackenschmerzen, Kopfschmerzen, OP-Schmerzen, Narbenschmerzen, Rheuma, Sehnenproblemen, Gürtelrose-Schmerzen.
Wichtig zu wissen:
Nicht geeignet bei Herzpatienten mit Schrittmacher, Venenthrombose, Herzrhythmusstörungen, Schwangeren, Wunden, Epilepsie, Parkinson, Infekten. In Einzelfällen kann es bei den ersten Anwendungen zur Verschlimmerung der Schmerzen kommen.

Preis: Setzt ein Orthopäde oder Schmerztherapeut TENS ein, bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen meist. Dasselbe gilt, wenn der Arzt ein Gerät für zu Hause verschreibt. Wer sich ein TENS-Gerät selbst zulegen möchte, muss in der Apotheke oder dem Elektro-Fachhandel zwischen 50 und 140 Euro investieren.
Infos:
Bundesverband Deutsche Schmerzhilfe, Sietwende 20, 21720 Grünendeich, Tel. 0 41 42/ 81 04 34, schmerzhilfe.de.

Triggerpunkt-Infiltration
Mit einer feinen Nadel spritzt der Arzt ein niedrig dosiertes, lokal wirkendes Betäubungsmittel (z.B. Prilocain) in Triggerpunkte – das sind die schmerzauslösenden Kontraktionsknoten in den Muskeln. Triggerpunkte können sich auch an den Knochen, Bändern und in der Haut befinden. Von diesen Punkten aus strahlen Schmerzen und Krämpfe bis in entfernte Körperareale aus. Durch exaktes Abtasten spürt der Arzt die Triggerpunkte des Patienten auf und leitet die Spritzen-Therapie ein. Dabei betäubt er die von diesen Kontraktionsknoten ausgehenden Schmerzen, entspannt die Muskulatur und beruhigt Mikroentzündungen. Der Bewegungsapparat kann sich regenerieren.
Hilft bei:
verhärteten Muskeln, Schulter-, Arm- und Nackenproblemen, Weichteilrheuma, Gelenkbeschwerden, Bänder- und Sehnenüberlastung, Rückenschmerzen, Nervenschmerzen, Osteoporose-Schmerzen.
Wichtig zu wissen:
In seltenen Fällen kommt es zu einer allergischen Reaktion auf das Lokalanästhetikum (zeigt sich z.B. durch Quaddeln, Herzrasen, Kreislaufprobleme). Und: Wie bei jeder Spritze kann sich an der Einstichstelle eine Entzündung bilden.
Preis: Da wissenschaftliche Wirknachweise bislang fehlen, zahlen die gesetzlichen Krankenkassen nicht. Eine Behandlung kostet ca. 30 Euro.
Infos und Therapeuten:
Deutsche Schmerzliga, Adenauerallee 18, 61440 Oberursel, Tel. 07 00/ 3 75 37 53 75 (Mo.–Fr. 9–12 Uhr, 12 Cent/Min.), schmerzliga.de.

Interview: Schmerzexperte



Prof. Hartmut Göbel ist Chefarzt an der neurologischverhaltensmedizinischen Schmerzklinik Kiel.

VITAL: Chronische Schmerzen sind längst keine Außenseiter-Krankheit mehr. Woran hapert es?
Prof. Göbel: Viele Schmerzpatienten haben keine adäquate, planmäßig eingestellte Medikation. Sie fühlen sich austherapiert, alleingelassen mit ihrer Krankheit. Gesunde können sich kaum vorstellen, was es bedeutet, den Tag mit unerträglichen Schmerzen zu beginnen, nachts nicht schlafen zu können und die Gewissheit zu haben, dass die Tortur morgen weitergeht. Oft wird die Schmerzempfindlichkeit durch damit verbundenen Stress und Überlastung noch verstärkt.

So wird’s ein Dauerproblem?
Ja, unbehandelte oder falsch therapierte Schmerzen verändern die Funktionsweise des Nervensystems. Sie erzeugen im Gehirn Erregungsmuster, die viel länger andauern als der auslösende Reiz. Das meint man mit der Bildung eines Schmerzgedächtnisses. Vergleichbar ist das mit einer Alarmanlage, die nach einem Fehlalarm weiterschrillt, obwohl die Störung längst behoben wurde. Das Vermeiden von Fehlern in der Schmerztherapie kann die Bildung eines Schmerzgedächtnisses verhindern.

Das klingt so technisch. Was passiert mit der Seele?
Hat sich ein Schmerzgedächtnis ausgeprägt, folgen Veränderungen des Denkens, der Stimmung, des Antriebs und der Rückzug aus der sozialen Umgebung, in der Familie, unter Freunden und bei Kollegen. Die Patienten werden hoffnungslos, depressiv und können nicht mehr aktiv am Leben teilnehmen. Die schmerzbedingte Persönlichkeitsänderung ist eine schwerwiegende Komplikation chronischer Schmerzen.

Was raten Sie den Patienten?
Behandeln Sie akute Schmerzen so schnell wie möglich. Lassen Sie sich dabei am besten vom Arzt beraten. Fordern Sie von ihm Aufklärung über richtige Verhaltensweisen und den Umgang mit Medikamenten. Gehen Sie im Zweifel zum Schmerztherapeuten, wenn keine Linderung erzielt wird.

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