Heute teile ich meine Erfahrungen gerne. Und das auch aus Überzeugung. Ich weiß inzwischen, wie sehr man andere Menschen braucht, wenn plötzlich eine schwere Krankheit das Leben durcheinander bringt. Erst recht eine Krankheit wie die rheumatoide Arthritis.
Um ehrlich zu sein: Ich hatte richtig schlechte Momente damals. Immerhin war ich Leistungssportlerin, hatte den Grand Slam und 2018 im Frühjahr gerade die Australian Open gewonnen. Ich fühlte mich topfit und nichts trübte meinen Blick auf die Zukunft. Ich hatte mein Leistungsmaximum erreicht und war natürlich fest davon überzeugt, dass es noch einige Jahre anhalten wird. Aber in der Vorbereitung auf die US Open, im Spätsommer, hatte ich plötzlich Schmerzen in den Knöcheln, war tagsüber müde und fühlte mich nicht wohl. Plötzlich verlor ich Matches, von denen ich dachte, dass ich sie leicht gewinnen könnte.
Mein gesamter Körper schmerzte
Dann kam ein Tag, den ich nie vergessen werde: Ich wachte mit einem solch schlimmen Schmerz auf, dass mein Mann mich aus dem Bett tragen musste. Ich selbst konnte mich kaum bewegen, konnte meine Arme nicht heben, meine Schultern schmerzten, Ellbogen, Hände und Füße taten weh. Ich musste mit mir kämpfen, um meine Haare bürsten zu können.
Zuerst dachte ich an eine extrem schwere Grippe und ging sofort zum Arzt. Mit diesem Tag begann eine lange Kette von unsicheren Diagnosen. Es lag ja durchaus nahe, dass die Schmerzen durch die hohe Turnierbelastung verursacht wurden. Dann wurde mir als Erklärung für meine Symptome angeboten, dass ich schwanger sei oder dass „ich mir das alles nur einbilde“. Ich wusste aber genau: Es ist mein Körper, mit dem etwas nicht stimmt.
Die Teilnahme an den Washington Open habe ich dann eine Woche vor meinem Auftaktspiel abgesagt. In der Folgezeit wurde es nicht besser. Meine Zuversicht, bald wieder Tennis spielen zu können, schwand zunehmend.
Die Diagnose lautet rheumatoide Arthritis
Es brauchte insgesamt mehrere, sehr nervenaufreibende, Monate, bis ich Klarheit hatte. Der Wendepunkt kam, als ich endlich einen Rheumatologen gefunden hatte, der verstand, was ich durchmachte. Die Diagnose: Rheumatoide Arthritis und die würde mich mein Leben lang begleiten... Meine erste Frage war: Kann ich ein gesundes Baby bekommen? Er beruhigte mich.
Der Schock saß trotzdem sehr tief. Immerhin aber hatte ich die Erklärung für meine Schmerzen. So merkwürdig es klingt: Die Ungewissheit vor der Diagnose war am schlimmsten, fast schlimmer als die Diagnose selbst.
Meine Familie und mein Mann waren in dieser Zeit mein Rückhalt. Insbesondere mit ihrer Geduld. Denn für alle war es mitunter wie eine Achterbahnfahrt: Ich konnte ja die plötzlichen und schweren Schmerzanfälle niemandem erklären. Aber mein Mann hat nicht zugelassen, dass ich trotz der extremen Müdigkeit, der geschwollenen Gelenke und der Schmerzen im ganzen Körper, aufgebe. Und hat mich immer wieder dazu ermutigt, nach einer abgesicherten Diagnose zu suchen.
Trotz meines steinigen Weges zur richtigen Diagnose weiß ich inzwischen: Ich gehöre zu den Glücklicheren. Bei anderen Frauen dauert es Jahre. Und das, obwohl gerade die rechtzeitige Diagnose wichtig dafür ist, Dich so umzustellen, dass Du weiterhin ein erfülltes Leben führen kannst.
Dieses Wissen und mein persönliches Erleben von Angst und Ratlosigkeit sind auch der Grund, weshalb ich mich dafür engagiere, dass Frauen einen schnellen Zugang zur richtigen Diagnostik bekommen. Immerhin musste selbst ich, die medizinisch bestens versorgte Spitzensportlerin auf ATP-Level, wirklich darum kämpfen, eine richtige Diagnose zu bekommen. Dabei lernt man – zwangsweise – einiges über chronische Entzündungskrankheiten, unter anderem über rheumatoide Arthritis, axiliare Spondyloarthritis, Psoriasis-Arthritis oder Psoriasis.

Rheumatoide Arthritis individuell therapieren
Deshalb mein Rat an alle Frauen: Behaltet die Nerven und macht so früh wie möglich einen Termin bei einem Facharzt, gerade dann, wenn ihr Morgensteifheit, ein hohes Maß an Schlappheit, Gelenkschmerzen oder -schwellungen erlebt. Kümmert Euch um Information und darum, die richtigen Fragen an den Arzt stellen zu können. Denn die Diagnose ist wirklich nicht einfach. Wie ich lernen musste, können die Symptome bei chronisch entzündlichen Erkrankungen sehr unterschiedlich sein. Auch die Schmerzen sind unterschiedlich stark. Auf den ersten Blick sind sie nur schwer einer bestimmten Krankheit zuzuordnen.
Entsprechend individuell muss auch der Therapieplan aussehen. Ich bin kein Arzt. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass hochwertiges Essen und ausreichend Schlaf wichtig sind. Ich halte mich durch Sport fit und mache Yoga. Das Trainieren hilft mir, die Reaktionen meines Körpers besser wahrzunehmen. Es macht mich auch zufriedener. Aber all dies ist Teil meines eigenen Therapieplans. Man kann ihn nicht einfach kopieren. Jeder muss einen solchen Plan für sich entwickeln.
Die Kampagne „Advantage Hers“ wird ins Leben gerufen
Ich möchte mich mit möglichst vielen Frauen, die mit chronisch entzündlichen Erkrankungen leben müssen, austauschen, damit sie ihre eigene Strategie, ihren eigenen Weg finden, zugeschnitten auf ihren ganz eigenen Bedarf. Deshalb auch habe ich mich der Kampagne „Advantage Hers“ angeschlossen. Sie ermöglicht mir, meine Erfahrungen an betroffene Frauen weltweit weitergeben zu können. Dankenswerterweise wird sie von UCB, einem biopharmazeutischen Unternehmen unterstützt, das ebenfalls einen Beitrag dazu leisten möchte, das Alltagsleben von Frauen mit chronisch entzündlichen Erkrankungen zu verbessern.
Warum ich mich auf Frauen konzentriere? Dafür gibt es zwei Gründe. Der erste ist naheliegend: weil ich selbst eine Frau bin und mich deshalb am besten in die Empfindungen einer Frau hineindenken kann. Der zweite ergibt sich aus der wissenschaftlichen Informationslage: Frauen kommen später als Männer an die richtige Diagnose, sie sehen sich eher daran gehindert, aktiv zu bleiben, bekommen weniger Unterstützung. Dafür wird ihnen in höherem Maße als Männern zugemutet, Schmerz, Angst und Stress zu ertragen.
Ich selbst habe mir einiges für die Zukunft vorgenommen. Meinen Rückzug vom Tennis empfinde ich nicht als Kapitulation. Es ist an meinem Mann und mir, jetzt über eine Vergrößerung der Familie nachzudenken und vielleicht ein Baby zu bekommen. Außerdem treibe ich mein Studium an der Harvard Business School voran. Wichtig ist mir, dass ich mit der Kampagne #AdvantageHers anderen helfen und von ihnen lernen kann. Deshalb möchte ich jede Frau, die mit einer chronisch entzündlichen Erkrankungen lebt, dazu ermutigen ihre Instagram Story mit #Advantagehers zu teilen. Mehr Information gibt es auf der AdvantageHers.de Webseite. Ich hoffe, dass sich betroffene Frauen dadurch gegenseitig motivieren, ihre Träume und Wünsche zu erfüllen.