Ohne Gifte leben

Ohne Gifte leben

Prima Klima wäre so schön. Doch in unseren vier Wänden herrscht oft dicke Luft, weil Baustoffe, Farben, Lacke, Möbel oder Teppichböden Schadstoffe ausdünsten. VITAL nennt Alternativen für Wohnräume.

Wohnung streichen© Thinkstock
Wohnung streichen

Acrylate

Sie werden aus Erdöl hergestellt,bilden mit Wasser und organischen Farben ein stabiles Gemisch.
Da stecken sie drin: In Wandfarben, Dichtstoffen, wasserverdünnbaren Lacken.
Risiken: Sie reizen die Schleimhäute in den Atemwegen, beeinträchtigen die Funktion der Lunge. Auf der Haut führen sie zu allergischen Reaktionen.
Alternativen: Oberflächenmaterialien wie Wachse und Öle sind acrylatfrei. Sollen doch Acrylate verarbeitet werden, unbedingt eine Schutzmaske tragen.

Flüchtige organische Verbindungen (Lösungsmittel)

Zu diesen gas- und dampfförmigen Stoffen gehören unter anderem Alkohole, Kohlenwasserstoffe und organische Säuren.
Da stecken sie drin: Nahezu überall. In Klebern, Lacken, Farben, Anstrichen, Möbeln, Bodenbelägen, Reinigungsmitteln, Farbstiften und Abbeizmitteln.
Risiken: Die Ausdünstungen können zu Kopfschmerzen, Unwohlsein, Übelkeit und Schlafstörungen führen. Zudem trocknen sie die Schleimhäute aus. In hoher Dosis wirken sie narkotisierend.
Abhilfe: Nehmen Sie am besten Kontakt zu Fachleuten auf (siehe Kasten rechts). Sie ermitteln durch Innenraumluft- und Emissionsmessungen an verschiedenen Materialien die Ausdünstungsquellen und schalten sie aus.

Formaldehyd

Aus dieser Grundsubstanz werden komplexe Kunststoffe hergestellt. Es ist farblos, bei Raumtemperatur gasförmig und riecht stechend.
Da steckt es drin: In vielen Holzwerkstoffen als Bestandteil des Leims, also in Spanplatten, Tischlerplatten und Furnieren. Aber auch in zahlreichen Desinfektionsmitteln. Außerdem kommtes in Textilien vor.
Risiken: Es reizt die Haut, kann zu Allergien und Kopfschmerzen führen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO stuft Formaldehyd zudem als „krebserzeugend für den Menschen“ ein. Deshalb gilt ein gesetzlicher Grenzwert in der Raumluft von 0,1 ppm („parts per million“).
Alternativen: Das Umweltinstitut München rät: „Statt Spanplatten bietet sich Gipskarton als Baustoff an.“ Massivholz enthält nur Mini-Mengen Formaldehyd, ist darum bedenkenlos einsetzbar. Sehr geringe Werte haben Plattenwerkstoffe und Möbel, die das Umweltsiegel Blauer Engel „weil emissionsarm“ tragen.

Glykole

Meistens werden sie als Ethylen- oder Methylenglykol eingesetzt. Diese farblosen, süßlich riechenden und leicht entzündlichen Alkohole stabilisieren Farb-Wasser-Gemische wie zum Beispiel wasserlösliche Lacke.
Da stecken sie drin: In wasserlöslichen Lacken und Lasuren, zahlreichen Reinigungsmitteln und in Klebern unter Bodenbelägen.
Risiken: Sie reizen Haut und Schleim- häute, verursachen Augenbrennen und Konzentrationsstörungen. Einige Glykole schädigen das Knochenmark.
Alternative: Lacke mit der Kennzeichnung Blauer Engel „weil emissionsarm“ enthalten keine Glykole.

Wohngift

Insektizide

Stoffe wie die Pyrethroide wirken als Kontaktgifte. Sie haften sehr gut an Oberflächen und gehen mit der Zeit in den Hausstaub über.
Da stecken sie drin: Herkömmliche Wollteppiche werden zum Schutzgegen Mottenfraß routinemäßig mit Insektiziden behandelt. Auch Mottenstreifen für den Kleiderschrank oder Elektro- Verdampfer gegen Mücken können die Giftstoffe enthalten.
Risiken: Ist die Haut verletzt oder durch Allergien geschwächt, kann es zu Kribbeln, Juckreiz, Schwindel, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Übelkeit kommen.
Alternativen: Fest verlegte Teppiche aus echter Wolle regelmäßig mit Niem- Spray (gewonnen aus dem indischen Niem-Baum) behandeln. Das schützt vor Teppichkäfern und anderen Schädlingen. Lose Teppiche häufig dem Tageslicht aussetzen – das mögen Motten & Co. nicht.

INFOS & TIPPS
Wie finde ich Fachleute für die Wohngift-Messung? Seriöse Sachverständige arbeiten nach den Qualitätsrichtlinien der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute (AgöF). Adressen finden Sie auf www.agoef.de,
Tel. 05044/9 75 75. Oder über die Verbraucherzentralen: Telefonbuch oder www.verbraucherzentrale.de Was kostet ein professioneller Wohngift-Check? Je nach Aufwand und Anzahl der Messungen 100 bis 1000 Euro. Gratis-Broschüre: „Allergene in der Wohnung reduzieren“ bei: Deutsche Haut- und Allergiehilfe, Tel. 0228/36 79 10, www. dha- allergien.de, Spende erwünscht. Hintergrundinfos zu Produkten: Umweltbundesamt: Tel. 030/7 89 03 16 49, www.umweltbundesamt.de
 

Isocyanate

Diese reaktionsfreudigen Stoffe dienen als Bausteine für Polyurethan-Kunststoffe.
Da stecken sie drin: In Spanplatten, Klebstoffen, hochwertigen Lacken und Montageschäumen.
Risiken: Sie reizen die Haut sehr stark, können in hoher Konzentration sogardie Zellmembranen verändern. Bei familiär vorbelasteten Personen z. B. lösen sie auch Allergien aus und sogar Asthma.
Alternativen: Beim Lackieren Mittel ohne Isocyanate verwenden, als Klebstoff Weißleim, zum Dämmen Hanf und Jute.

Terpene

stammen aus Zitronenschalen oder Nadelholzharzen. Sie fungierenals Lösungsmittel für ölhaltige Bindemittel und viele Farben.
Da stecken sie drin: In Weichholzmöbeln aus Nadelhölzern. Als Terpentinöl werden sie häufig in Lacken und Ölen auf biologischer Basis verarbeitet.
Risiken: Terpene haben ein hohes Allergie-Potenzial, führen beim Einatmen zu Kopfschmerzen. Einige ihrer Bestandteile gelten als krebsfördernd.
Alternativen: Auf Kiefer- und Fichtenmöbel verzichten und auf Laubhölzer umsteigen. Zum Behandeln von Oberflächen terpenfreie Mittel bevorzugen.

Weichmacher

Die Phthalate machen spröde Kunststoffe geschmeidig. Der wichtigste Vertreter: DHEA.
Da stecken sie drin: Buntstifte, Kinderspielzeug, Tapeten und Teppiche und PVC-Bodenbeläge.
Risiken: Sie stehen im Verdacht, den Hormonhaushalt (Fruchtbarkeit!) negativ zu beeinflussen. Gefährlich für Föten.
Alternative: In Europa hergestelltes Spielzeug kaufen, es darf nur eine Phthalat- Konzentration von 0,1 Prozent aufweisen.

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